Duisburg. Frank Koglin kandidiert für die Oberbürgermeister-Wahl in Duisburg. Er ist parteilos, unabhängig, eigentlich selbstständiger Unternehmer, aber aktuell auch wandelnde Litfaßsäule für seine ganz persönliche Werbung.
Wer ist Frank Koglin?
Als gebürtiger Hamborner und ehemaliger Handball-Löwe ist Frank Koglin ein echtes Kind der Stadt. Der 44-Jährige ist verheiratet, hat eine Tochter. Beruflich hat er einige Haken geschlagen: Nach einem Studium der Kommunikationswissenschaften arbeitete er zunächst als Bankmanager. „Aber die Nadelstreifenwelt war nicht meine, jetzt ist die Work-Life-Balance stimmiger.“ Er führt einen Audio-Vertrieb, insbesondere für den Fachhandel. Was diese Bereiche miteinander zu tun haben? „Nichts, ich bin die Schnittmenge“, sagt Koglin grinsend. Vielseitigkeit ist sicher eine prägende Charaktereigenschaft. Fit hält er sich beim Polizeisportverein mit Jiu Jitsu. Auch die bildenden Künste reizen ihn. Bei den Akzenten wirkte er einst als Performance-Künstler mit - er zerfuhr mit einem weißen Motorrad bunt gefüllte Farbbeutel und „malte“ mit den Reifen.
Seine Kandidatur bewirbt er als „wandelnde Litfaßsäule“ mit einem bedruckten T-Shirt - so kommt er mit Bürgern ins Gespräch. Dass Koglin als Parteiloser ins Rennen geht, liegt in seiner Abneigung gegen Parteienfilz begründet - und in einem Kindheitserlebnis: „Mein Vater war Leiter des Ordnungsamtes in Hamborn, bei der Beförderung wurde er jahrelang übergangen, nur weil er nicht in der SPD war“, erzählt Koglin.
Warum kandidiert er?
Vor 60 Tagen war er noch ein normaler Bürger der Stadt, der sich ärgerte, aber dachte, man kann ja eh nix machen. Gehofft hatte er auf einen gemeinsamen Kandidaten der etablierten Parteien, „einen altersweisen Joachim Gauck für Duisburg“. Aber stattdessen spaltete sich sogar die Bürgerinitiative, und aufgestellt wurden Parteisoldaten. Als dann noch „die Retter des Traumzeitfestivals vom sogenannten Kulturdezernenten als naiv abgebügelt wurden“, war Koglin endgültig bereit, selbst zu handeln. Zunächst als „Kultur-Wutbürger“, weil das kulturelle Leben zwischen Sparzwang und Sicherheitswahn zerrieben wird, inzwischen aber als vollwertiger Kandidat auch kenntnis- und ideenreich in anderen Bereichen. Täglich lerne er dazu, fuchse sich in die Materie einer Stadt ohne Geld ein. Aber: „Je mehr ich gucke und grabe, desto schlimmer wird’s“, bedauert Koglin.
Was will er?
Realistisch betrachtet ist seine Chance, Oberbürgermeister zu werden, nach eigener Einschätzung nicht sehr groß. Die Ideen, die er seit seiner Kandidatur-Zulassung gesammelt hat, würde er gern dem gewählten Konkurrenten überlassen. Als da wären: „Wir haben 2,3 Milliarden Euro Schulden, die städtischen Bediensteten bekommen aber Gehälter, als hätte die Stadt keine Schulden. Jedes Unternehmen hätte längst Gespräche geführt“, ist Koglin sicher. Der ehemalige Banker würde die Kreditfinanzierung zur Chefsache machen. Schließlich hätten die Verbindlichkeiten kein Ausfallrisiko, „so eine Stadt kann ja nicht pleite gehen“. International ausgeschrieben könnte eine Umfinanzierung Millionen einsparen. Auch Stadtanleihen könnte man ausgeben.
Die aktuell einzusparenden 82 Millionen hat Koglin auf Duisburgs Bürger umgelegt. Jeder Duisburger müsste 47 Cent am Tag sparen und spenden. Er als OB würde gleich 100 Patenschaften übernehmen für all jene, die diese Spende nicht aufbringen könnten. Im Gegenzug würde es ähnlich wie die Familienkarte eine Du-Card geben, die Rabatte in Theater, Museum, Bad oder Bibliothek ermöglicht, eventuell auch bei Duisburger Unternehmen. Diese Idee sei allerdings nur eine Übergangslösung, bis die Gewerbeeinnahmen wieder anspringen. Apropos: Die Gewerbesteuer dürfe nicht erhöht werden, weil man so keine Unternehmen zum Ansiedeln lockt.
Wenn ich OB wäre...
„...würde ich monatlich 2000 Euro meines Gehaltes für die Haushalts-Sanierung abführen und einen größeren Teil für karitative Einrichtungen spenden.“ Bei seinen Mit-Konkurrenten, die er bei den diversen Vorstellungsrunden traf, sei diese Idee bislang allerdings auf wenig Gegenliebe gestoßen.