Duisburg. Am 17. Juni wählen die Duisburger einen Nachfolger für ihren ehemaligen OB Adolf Sauerland. Richard Wittsiepe ist der Kandidat der Bürgerinitiative Neuanfang Duisburg und in der Stadt kein Unbekannter. Obwohl man es als Bürgerbewerber meist schwer hat, gegen Parteien anzukommen, rechnet sich Wittsiepe Chancen für die Wahl aus.
Wenn Richard Wittsiepe in seiner Heimatstadt die Dinge zum Besseren wenden wolle, dann müsse er halt bereit sein, politische Verantwortung zu suchen und diese auch zu übernehmen. Doch damals, beim Sammeln von Abwahlunterschriften gegen einen Oberbürgermeister namens Adolf S., da hat er noch gar nicht daran gedacht, selber statt seiner zu kandidieren.
Erst als der OB von den eigenen Bürgern aus dem Amt gehoben wurde und sich das erfolgreiche Abwahlbündnis dann nicht mehr auf einen überparteilichen Kandidaten einigen konnte, da war ihm klar, er will es tun: Seitdem ist Dr. Richard Wittsiepe (54) der Oberbürgermeisterkandidat der Wählergruppe Bürgerinitiative Neuanfang Duisburg. Einer von dreizehn Bewerbern.
Wittsiepe ist kein Unbekannter in Duisburg
Der 54 Jahre alte Wirtschaftsprüfer, einst Mitglied der erweiterten FDP-Ratsfraktion, ist in Duisburg kein Unbekannter. Für Wirbel sorgte er mit seinen Klagen gegen den MSV wegen vermeintlich falscher Bilanzzahlen oder gegen den Parallelkanal. Nach der Loveparade-Katastrophe attestierte er der Stadt in seiner „Plausibilitätsanalyse“ eine Planungslücke vor der Rampe, jüngst sorgte er mit einem Papier für Zündstoff, das die Bilanzen des FOC-Investor hinterfragt.
Dass sich die Bürgerinitiative Neuanfang Duisburg nach der Abwahl von OB Sauerland im Februar selber aufgespalten hat und jetzt zwei konkurrierende OB-Kandidaten der Bürgerinitiative im Rennen sind, (Richard Wittsiepe für den größeren Teil, Michael Rubinstein für die kleinere Abspaltung), stärkt nicht gerade die Schlagkraft der Bürgerbewegung.
Doch was in Kasslerfeld geborene Arbeiterjunge von den zwölf anderen hält, machte er gestern im Pressegespräch deutlich: „Ich bin überrascht: kein einziger Mitbewerber hat ein Wahlprogramm.“ Stattdessen erlebten die Bürger jetzt wieder einen Wahlkampf ohne Inhalte, dafür aber mit alten Gesichtern: „Eine verbrauchte Politik, die über ausgetretene Pfade daherkommt, verspricht etwas, was sie nicht halten kann: Einen Neuanfang für Duisburg .“
Eine Milliarde neuer Schulden
In der „Ära Sauerland“ habe sich die Stadt um eine weitere Mlliarde Euro verschuldet. Wittsiepe: „Und alle Parteien haben mitgemacht. Jetzt soll eine Vollbremsung hingelegt werden, aber einige haben sich schon mal einen Airbag besorgt. Der Rest muss sehen, wo er bleibt.“ Gegen eine solche Politik sei doch wohl Misstrauen angebracht.
Das Gegenkonzept „der freien Bürger, die das Heft selber in die Hand nehmen“ werden, ist sein Fünf-Punkte-Plan. Stichworte:
- 1.) Bekämpfung der (Jugend)Arbeitslosigkeit in den Stadtteilen durch „Coaching“, Arbeitsbetreuer vor Ort. Ein großer Ausgabenposten, der dadurch eingespart würde.
- 2.) Kostspielige Doppelstrukturen in der Stadt abschaffen: Zum Beispiel die DMG.
- 3.) Den Mittelstand fördern: Hier liege die Kraft einer Stadt und einer Nation.
- 4.) Das Gleiche gelte für die Stadtentwicklung: Die Stadt brauche kein gewaltiges Factory-Outlet, das den Handel kaputt mache, den Bürger überrolle. Und wieso halb Bruckhausen abreißen, wenn man für die andere Hälfte kein Konzept habe? Nein, „wirkliche Stadtentwicklung sei kleinräumlich, passe sich der Struktur einer Stadt an.
- 5.) Und schließlich das Thema Kultur: Die freue Kulturszene werde von dem Kulturdezernten nicht ernst genommen, die Hochkukltur (Rheinoper) werde in ein Duell mit der freien Szene geschubst, mit Düsseldorf rede keiner,. Alternativen würden nicht gesucht, stattdessen Zeitdruck aufgebaut. „Ein Total-Versagen!“
Spreche die Sprache meiner Stadt
Wenn er OB von Duisburg wäre, würde er dem Verwaltungsvorstand klare Leitlinien, eine feste Richtung vorgeben. Mit Kontakten zum Bürger hätte er keine Probleme: „Ich bin kein Vereinsmeier, war aber lange Vorsitzender eines Schachklubs, bin MSV-Fan und spreche die Sprache meiner Stadt.“
Wie er seine Wahlchancen am 17. Juni einschätzt? Die Parteien seien stark organisiert, als Bürgerbewerber habe man es schwer. Aber bei den Bürgern herrsche auch ein großes Misstrauen gegen diese Parteien und ihren Egoismus. Deshalb: „Das Ergebnis ist schwer vorhersehbar!“
Eines werde er aber nicht machen: Er werde sich garantiert nicht über das Thema Loveparade, aus dem die Bürgerinitiative entstanden sei, profilieren.
Die Bürgerinitiative "Neuanfang Duisburg" und Wittsiepe stellen sich auch online vor: auf www.neuanfang-duisburg.de.