Duisburg.
Die in dieser Woche veröffentlichten Sparvorschläge der Stadtverwaltung lesen sich wie eine Liste des Grauens. Sollten die Ratsmitglieder Ende Juni tatsächlich entscheiden, sie 1:1 umzusetzen, würden die Konsequenzen viele Bürger ins Mark treffen. Das Leben in dieser Stadt, es verlöre spürbar an Angebotsvielfalt und Qualität. Betroffen sind nach bisherigem Planungsstand zum einen Prestige-Objekte wie die Deutsche Oper am Rhein. Leidtragende sind aber auch zahlreiche Einrichtungen ohne eine laut trommelnde Protest-Lobbyistenschar – etwa Stadtteilbüchereien, Schwimmbäder oder elementar wichtige Bildungsangebote wie die Sprachförderung für Kinder und Jugendliche.
Und hier beginnt das große Problem: Zum einen steht fest, dass gespart werden MUSS! Eine ebenso simple wie populistische Forderung nach einer Totalverweigerung, wie sie einige Vertreter der Linken nun formulierten, bedeutet nichts Anderes, als die Augen vor der Realität zu verschließen. Denn entscheiden sich die Stadtpolitiker für das Augen-zu-und-durch-Motto „Immer weiter so“, verlieren sie auch noch den allerletzten verbliebenen Rest an Gestaltungsmöglichkeit und Selbstbestimmung. Ein Sparkommissar des Landes würde den Rat quasi entmachten und eine Streichorgie nach seinem Gutdünken durchziehen. So sieht es ein neues Gesetz vor. Dieses Horrorszenario kann niemand ernsthaft wollen.
Das Stadtklima darf nicht gefährdet werden
Gleichzeitig hat unter den potenziellen Einspar- und Streichkandidaten nun das große Zittern begonnen. Und was tut jemand, der scheinbar ausweglos in der Ecke eingezwängt steht? Er keilt aus! Genau das ist die nächste Katastrophe, die droht: Um das eigene „Überleben“ zu sichern, wird das Existenzrecht anderer Mitbedrohter einfach abgesprochen. Es darf aber nicht sein, dass die Hallenbad-Freunde aus Neuenkamp nun auf Opern-Fans oder Rheinhausenhallen-Befürworter auf Jugendheim-Beschützer verbal einprügeln. Oder umgekehrt. Dies käme einem Akt der Selbstzerfleischung gleich. In einer Stadt, in der sich nach der Loveparade-Katastrophe eh schon Gräben von Mondkraterausmaßen auftun, wäre das zusätzliches Gift fürs Klima und das Miteinander.
Apropos Gräben: Es darf auch nicht sein, dass diverse Stadtteile oder gar -bezirke den Eindruck bekommen, nur noch unwichtiges Anhängsel zu sein. So fühlt sich das linksrheinische Duisburg nun – einmal mehr – grob benachteiligt. Jedes neue Schließungsvorhaben (Rheinhausenhalle, Kombibad Homberg) macht den unsichtbaren, in den Köpfen aber nach wie vor vorhandenen Grenzzaun zwischen Duisburgs Westen und dem Rest noch höher, noch unüberwindbarer. Auch das: eine Schande.
Ein letzter Gedanke: Die jetzige Diskussion stößt besonders bitter auf, wenn man bedenkt, dass Duisburg laut Stadtdirektor Greulich seit 1991 rund 350 Millionen (!) Euro in den Solidarpakt Ost stecken musste. Alles kreditfinanziert. Bis 2019 geht das so weiter. So will es das Gesetz. Dumm nur, wenn bis dahin auch der letzte Funken Lebensqualität hier erloschen ist.