Duisburg. . Der Löwe kostet sein Haremsleben aus, der Elefantenbulle kann rabiat werden und die Nashörner haben keine „Lust“: Das pralle Liebesleben im Duisburger Tierpark erklärt die Sonderführung: Sex bei Zootieren“.
Hat sich der Duisburger Zoo etwa gegen seine kleinsten Besucher verschworen? Manch ein Zoogast zumindest gewann diesen Eindruck beim Anblick des fast kinderlosen Trupps, der sich da durch die Gehege des Parks schlängelte, hier und dort mal anhielt, um den nicht ganz jugendfreien Informationen des Zoobegleiters zu lauschen und sich auch ansonsten irgendwie nur über Geschlechtsverkehr austauschte.
Erst auf den zweiten Blick klärte sich das Mysterium auf: Anlässlich des Wonnemonats Mai veranstaltete der Zoo eine kostenlosen Sonderführung zum Thema „Sex bei Zootieren“ - kein Wunder also, dass der Titel in erster Linie ein Publikum jenseits der Volljährigkeit lockte.
"Es gibt nichts, was es nicht gibt"
Service-Mitarbeiter Marvin Verheyden entführte rund 20 Teilnehmer auf eine ungewöhnliche Reise durch das tierische Hormonspektakel, wobei die Neugierigen allerhand Details über das Balz- und Fortpflanzungsverhalten der Zootiere erfuhren. „Es gibt nichts, was es nicht gibt. Tiere verhalten sich manchmal genauso bizarr wie wir Menschen, wenn es darum geht, die eigenen Gene weiterzugeben“, erklärte Verheyden.
Besonders auffällig sei das Machoverhalten unter männlichen Paarungswilligen. Der Testosteron-Spiegel von Elefanten-Bullen sei während der Paarungszeit zum Beispiel 60 Mal so hoch. „Wir haben extra ein Gehege für unsere männlichen Elefanten, wo sie sich austoben können, ohne etwas zu zerstören, wenn die Hormone mal mit ihnen durchgehen“, beruhigt Verheyden die sichtlich erstaunte Zuhörerschaft am Elefanten-Gehege.
Gleich danach präsentierte der Experte seinem Publikum den Afrikanischen Löwen als klassisches Beispiel für Polygamie. Anders als etwa der Pinguin bleibt ein Löwen-Männchen nicht ein Leben lang bei einer Auserwählten, sondern kostet die Kapazitäten seines Harems vollends aus. „Während der Paarungsphase begattet der Löwe seine Löwinnen 60 bis 80 Mal am Tag“, weiß Verheyden. Ein Glück, dass Löwen-Männchen „Piefke“ sterilisiert ist.
Verheyden fügt hinzu, dass der Zoo stets eine Mischung finden muss, um einerseits die Besucher-Erwartung zu erfüllen, andererseits aber auch im zoologischen Interesse zu handeln. „Der Löwe ist keine bedrohte Tierart, trotzdem haben wir zwei Exemplare, weil die Zoogäste diese Tiere im Park sehen wollen. Eigentlich würden wir gern noch mehr seltene Gattungen züchten, anstatt jene, die es in jedem Zoo gibt.“
Facettenreiche Wollust
Der Ausflug führte die Teilnehmer weiter vorbei an Emus und Koalas, bis hin zu Zebras und Nashörnern, die sich ein Gehege teilen. Die Neugierigen erfuhren, dass sich die zwei Nashörner - anders als die sichtlich große Zebra-Herde - trotz wiederholter Versuche seitens des Zoopersonals nicht vermehren wollen. Zwar gelte für Zootiere grundsätzlich, je höher der Wohlfühlfaktor, desto reger die Fortpflanzung, ein Patentrezept gebe es allerdings nicht. „Entweder mögen sich Männchen und Weibchen oder eben nicht. Da kann ein klug ausgetüftelter Plan der Tierärzte schon mal platzen“, kommentiert Verheyden die Paarungsunwilligkeit der Nashörner. Wenn ein Pärchen zu oft zum Beischlaf gedrängt werde, reagiere es auf Dauer ohnehin trotzig.
Dass die tierische Wollust derart facettenreich ist, hatte vor dem Rundgang keiner der Teilnehmer geahnt. Vom romantischen Liebesakt über Vergewaltigung bis hin zu käuflicher Liebe und tödlichem Sex - alles scheint im Tierreich vertreten. Sichtlich verblüfft zeigte sich auch Bernhard Heilmann, der zum Abschluss einen interessanten Vorschlag machte. „Es wäre schön, wenn es eine Fortsetzung dieser Führung im nächsten Jahr gäbe, die sich dann mit dem Thema „Brutpflege“ beschäftigt.“ Verheyden versprach, darüber nachzudenken.
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