Duisburg. .
Geschäftsführer Sieghard Schilling präsentierte am Montag den Jahresbericht des Diakoniewerks für 2011 mit gemischten Gefühlen. Im vergangenem Jahr konnten die fünf Fachbereiche Wohnungslosenhilfe, Suchtkrankenhilfe, Arbeit und Ausbildung, Sozialpsychiatrie sowie Kinder, Jugend und Familie trotz „massiver“ Einsparungen noch gestemmt werden. „Am 30. Juni 2012 müssen wir aber erstmals in der Geschichte der Diakonie eine Ausbildungsstätte schließen“, erklärte Schilling, der aus seiner Wut über die vor zwei Jahren auf Bundesebene beschlossene Kürzung der Mittel für Beschäftigungsmaßnahmen keinen Hehl macht. „2010 hatte das Jobcenter Duisburg noch 66 Mio Euro zur Verfügung. 2012 sind es nur noch 35,5 Mio“, betonte Schilling.
„Starke Einschnitte gab es im Ausbildungsbereich des Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnikbetriebs. Die dort angebotene 3,5-jährige Vollausbildung wurde von der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter-Duisburg nicht weiter mitgetragen“, ärgerte sich Schilling, der die Schuld aber nicht bei den Verantwortlichen in Duisburg verortet, sondern erneut auf politische Entscheidungen in Berlin verwies. Von ehemals 48 Auszubildenden in 2008 beim Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnikbetrieb (SHK) ist die Zahl im Februar 2012 auf einen Azubi und zwei Nachprüflinge zurückgegangen. „Als Konsequenz dieser Entwicklung wird der SHK zum 30. Juni geschlossen.“ Das Diakoniewerk investierte erst vor drei Jahren fünf Millionen Euro in diese Ausbildungsstätte in Wanheimerort. Der Geschäftsführer unterstrich die Bedeutung des Diakoniewerks und anderer „besonderer Ausbildungsträger“ für Duisburg.
Rund 15.000 Langzeitarbeitslose betroffen
„In dieser Stadt gibt es jede Menge junger Menschen und Langzeitarbeitslose, die nicht ausbildungsreif sind. Unsere Aufgabe ist es dann, dort anzusetzen. So gab es zum Beispiel im April 2009 noch 3815 Gemeinwohlarbeitsplätze, auf denen Hartz-IV-Empfänger sinnvolle Dienstleistungen anboten. Da wären etwa die Zubereitung von Frühstücksbeuteln für arme Grundschüler, Park-Ranger oder die Begleitung im ÖPNV.“ Im April 2012 sind laut Jahresbericht des Diakoniewerks 1039 übrig geblieben. Das treffe vor allem die rund 15.000 Langzeitarbeitslosen in Duisburg.
Erschwerend komme hinzu, dass die geringen Mittel des Jobcenters im Ausschreibungsverfahren vergeben werden und „Billiganbieter, die sich an keine Tarife halten, hier natürlich billigere Angebote abgeben“.
Von Kürzungen betroffen
In den anderen Fachbereichen verzeichnete das Diakoniewerk trotz mancher defizitären Meldungen ein im Großen und Ganzen zufriedenstellendes Ergebnis. So wird etwa das neue Übergangsheim für Obdachlose an der Ruhrorter Straße am 23. Mai eröffnet. „Auch die Entwicklung in der Suchtkrankenhilfe und der Sozialpsychiatrie sind positiv zu bewerten. Der Fachbereich Kinder, Jugend und Familie entwickelt sich unterschiedlich. Die Jugendberufshilfe ist ebenso wie der Fachbereich Arbeit und Ausbildung von den dramatischen Kürzungen der Agentur für Arbeit betroffen. Die klassischen Jugendhilfeangebote haben sich im Wesentlichen nicht verändert, stehen aber auch in der Gefahr, im Rahmen der Haushaltsaufstellung der Stadt Duisburg von Kürzungen betroffen zu sein“, unterstrich Schilling.
Zum Stichtag 31. Dezember 2011 waren 463 Mitarbeiter beim Diakoniewerk Duisburg beschäftigt. Hinzu kommen 110 Auszubildende. Insgesamt wurden im abgelaufenen Geschäftsjahr 5120 Menschen in den unterschiedlichen Einrichtungen betreut.