Duisburg. . Obdachlosigkeit ist kein reines Männerthema. Betroffen sind auch Frauen. Für sie gibt es das „Wohnkonzept für Frauen“ vom Diakoniewerk Duisburg. Das Wohnkonzept bietet Frauen eine Notunterkunft und hilft bei der Vermittlung an passende Einrichtungen.
Beim Thema Obdachlosigkeit hat man meist das Bild des vollbärtigen Mannes vor Augen, der seine Habseligkeiten in abgeschabten Tüten bei sich trägt und „Platte macht“. Betroffen sind aber auch Frauen. Die wenigsten von ihnen sind unter Brücken zu finden. Bei ihnen greift schneller die Wohnungslosenhilfe, das „Wohnkonzept für Frauen“ vom Diakoniewerk Duisburg.
117 Frauen wurden im letzten Jahr in unterschiedlichen Hilfesegmenten versorgt. Die Notübernachtung wurde von 42 Frauen genutzt, 19 Frauen mussten wegen Belegung in ein Hotel vermittelt werden.
Langfristiger Perspektiven
Frauen, die bei Anke Thelen, der Leiterin des Wohnkonzepts in Neudorf, landen, haben viele Parallelen in ihren Lebensläufen: Drogen- oder Alkoholkrankheit, psychische Labilität, bei Älteren die Trennung oder Scheidung, bei Jüngeren der Rauswurf bei den Eltern, dazu das Unvermögen, mit Behörden umzugehen, Anträge auszufüllen, beschreibt die Sozialarbeiterin.
Manche Frauen treibt erst die Zwangsräumung in das soziale Auffangnetz, andere sind schon lange im Hilfesystem, müssen aber motiviert werden, Hilfe auch anzunehmen, Behördentermine wahrzunehmen, Briefe überhaupt zu öffnen. Von der Arbeitslosigkeit bis zur Zwangsprostitution reicht die Problemkette.
Die Schließung des letzten Obdachs für Frauen in der Antonienstraße 2008 wurde mit Sorge begleitet, erzählt Anke Thelen. Stattdessen wurde aber ein differenziertes System installiert, das sich nicht nur um ein Dach über dem Kopf kümmert, sondern auch langfristige Perspektiven vermittelt — und sich inzwischen bewährt hat.
Vermittlung an passende Einrichtungen
Einem Obdach ähnelt nur noch die Notübernachtung. Hier kann rund um die Uhr jeweils eine Frau aufgenommen werden und bis zum nächsten Werktag bleiben. Dann geht’s über die ZAMV (Zentrale Anlauf-, Beratungs- und Vermittlungsstelle) von Stadt und Diakoniewerk weiter in andere, passgenaue Einrichtungen. Im Angebot hat Thelen eine stationäre Außenwohngruppe speziell für psychisch und/oder suchtkranke Frauen, die nicht allein leben könnten und hier bis zu anderthalb Jahre betreut werden. Dann gibt es das beschützte Wohnen, in dem Frauen dauerhaft mit sozialpädagogischer Beratung leben können. Die Kurzfristige Unterbringung dient als Übergangslösung für Frauen, die etwa kurz vor dem Bezug einer eigenen Wohnung stehen. Das Ambulant Betreute Wohnen dient ebenfalls als Vorbereitung für ein eigentständiges Leben. Die Kosten tragen die Stadt und der Landschaftsverband Rheinland, Einkünfte der Frauen müssen ebenfalls eingesetzt werden.
Dafür erhalten sie von den Sozialpädagoginnen Beratung zur Schuldenregulierung, erhalten Unterstützung bei der sozialen Integration, also beim Schaffen eines Freundeskreises, dem Kontakt zur Familie. Viele Bewohnerinnen fühlen sich als Opfer, ohne Schuld an der Situation. Das stimmt bei ihren Klientinnen aber nur teilweise, sagt Thelen und erzählt von versäumten Folgeanträgen zum Arbeitslosengeld, verpassten Termine beim Jobcenter. Die Folge: Die Miete wird einbehalten und schon steht die Räumungsklage an, beschreibt sie einen typischen Weg. Anwaltschaftliches Handeln im Sinne der Frauen und das Fördern des Selbstbewusstsein sieht sie deshalb als wichtige Arbeits-Grundsätze. Das Ziel: Der Weg zurück in ein normales Leben.
Weitere Infos: www.diakoniewerk-duisburg.org