Duisburg. .
Wilma Ramlau ist mit ihren 83 Jahren noch sehr rüstig. Den Rollator nimmt sie nur als Tragehilfe zum Einkaufen – und fürs Pressefoto, damit man auch wirklich sehen kann, dass sie ihren Balkon barrierefrei erreicht. Die Gebag hat am Sternbuschweg / Ecke Kammerstraße ein fast 60 Jahre altes Haus auf den neuesten Stand gebracht und dazu Landesmittel genutzt.
Das tun nach Ansicht des Amtes für Soziales und Wohnen viel zu wenig Bauträger, Hausbesitzer oder Genossenschaften. 18 % Investitionsvolumen sind bei dem Projekt in Neudorf aus zinsgünstigen Landesmitteln finanziert worden, sagt Gebag-Sprecherin Adriana Bongard-Fuchs. Insgesamt hat die Gebag rund 1,4 Mio Euro investiert für die Modernisierung von 19 Wohneinheiten. Ohne die Bestandsinvest-Landesmittel wäre es nicht gegangen, betont Chefplaner Wolfgang Kellberg. Die Mieten allein seien zu gering und würden die Investitionskosten nicht wieder einspielen.
Ausreichend Platz für Bewegung
Der Architekt hat bei der Sanierung darauf geachtet, dass im Bad ausreichende Bewegungsfläche ist mit einer großen Dusche. Durch eine schwellenlose Tür geht’s auf den Balkon, ein Aufzug gehört zum Treppenhaus, außerdem gibt’s eine elektrisch unterstützte Eingangstür, Rampen im Vorgarten, Rollstuhl-Parkplätze im Keller und überall breite Türrahmen, damit man auch mit Rollator oder Rollstuhl hindurch kommt.
Aktuell werden bei der Gebag auf ähnliche Weise Projekte an der Aackerfährbrücke sowie an der Oldenburger Straße instand gesetzt. Denn der Bedarf ist groß: 75 % des Baubestandes in Duisburg ist vor 1968 entstanden, sagt Andrea Bestgen-Schneebeck, die Leiterin des Amtes für Soziales und Wohnen. Die Gebäude seien nicht alle schlecht, aber insbesondere die 50er-Jahre-Siedlungen, die in Zeiten der Wohnungsnot mit einfachen Mitteln hochgezogen wurden, stünden nun auf dem Prüfstand: noch mal erneuern oder „rückbauen“, wie das abreißen im Amtsdeutsch heißt.
Neubauten werden dringend benötigt
Das Paradoxon in Duisburg: Es gibt zwar viele Leerstände, aber Neubauten werden dennoch dringend benötigt. Seit 2002 wurden jährlich 820 Wohneinheiten neu errichtet, ein Viertel davon ist öffentlich gefördert, besagt die Statistik. 800 Millionen Euro Landesmittel stehen jährlich bereit, aber sie werden gar nicht so intensiv abgerufen, bedauert Bestgen-Schneebeck. Pro Wohnung können bis zu 20 100 Euro gefördert werden. Werden neben der Reduzierung von Barrieren auch ein Aufzug sowie eine energetische Sanierung in Kombination angegangen, sind sogar bis zu 60 100 Euro Darlehen drin.
Diese Mittel stehen nicht nur Genossenschaften zur Verfügung, sagt Bestgen-Schneebeck. Auch Privatleute können ihr Eigenheim damit barrierefrei gestalten, zumindest innerhalb bestimmter Einkommensgrenzen. Wer die öffentliche Förderung in Anspruch nimmt, ist bei der späteren Nutzung auch nicht auf bestimmte Personenkreise reduziert. „Sie sind bindungsfrei“, betont die Amtsleiterin.
Nachfrage nach Wohnmöglichkeiten gestiegen
Die Wohnungsbörse, die am kommenden Samstag zum 18. Mal durchgeführt wird, habe eines gezeigt: „Die Nachfrage nach Wohnmöglichkeiten im Alter ist sprunghaft angestiegen“, so Bestgen-Schneebeck. Sie beobachtet, dass die Menschen sensibler sind, sich mit der Thematik früher auseinandersetzen. Bei ihren eigenen Eltern bemerkt die Amtsleiterin das ebenfalls. Die 55-Jährige weiß aber auch, dass es schwer ist, initiativ zu werden, wenn man sich noch fit fühlt.