Duisburg-West. . Die Bezirksbibliothek Homberg-Hochheide ist jetzt barrierefrei erreichbar. Stadt sträubte sich monatelang gegen den Umbau.
Es ist vollbracht: Der Aufzug der Bezirksbibliothek Homberg-Hochheide ist seit Ende letzter Woche in Betrieb. Nach einem Jahr Umbauarbeiten ist Bücherei damit offiziell barrierefrei. Neben Zweigstellen-Leiterin Jutta Flaßhove waren auch der Duisburger Stadtbücherei-Chef Jan-Pieter Barbian und Bezirksbürgermeister Hans-Joachim Paschmann zur offiziellen Jungfernfahrt von der ersten in die zweite Etage vor Ort, und auch die „Prominenz“ aus der Lokalpolitik und Bezirksverwaltung war nahezu komplett angetreten. Bekannte Gesichter aus dem Duisburger Rathaus fehlten. Großer Bahnhof für einen Aufzug? Ja, denn um diesen Aufzug mussten die Homberger lange kämpfen.
Eigentlich sollte alles ganz einfach sein: 2009 hatte die Bundesregierung mit ihrem „Konjunkturpaket II“ einen warmen Geldsegen beschlossen, mit dem die klammen Städte Aufträge an die darbende Bauwirtschaft verteilen sollten. In Duisburg beschloss die Stadtspitze, dass die politischen Vertretungen der Bezirke am besten selber wissen, wo der Schuh drückt. Und tatsächlich hatten sich die Politiker in Homberg schnell auf eine Liste geeinigt. Ganz oben darauf: 300 000 Euro, mit denen die Bezirksbücherei - ein zweigeschossiger Zweckbau aus den 1970-er Jahren, als Barrierefreiheit noch kein Thema war - endlich einen rollstuhlgerechten Zugang erhalten sollte.
Teurer Kreisverkehr
So weit, so gut? Von wegen! Als die Stadtverwaltung nach ein paar Monaten ihre Liste der Konjunkturpakets-Projekte präsentierte, war vom Bücherei-Aufzug keine Rede mehr. Auch die Sanierung der Ottoschule und neue Kabinen für die Sportanlage Rheinpreußenstraße: Vom Tisch. Stattdessen wollte das Rathaus den Hombergern einen 800 000 Euro teuren Kreisverkehr an der Kreuzung Moerser/Duisburger Straße spendieren. Der war vor Jahren mal für wünschenswert erklärt, dann doch nicht verwirklicht und von niemandem wirklich vermisst worden. Die Pläne dafür „hat wohl ein Sachbearbeiter beim Aufräumen irgendwo ganz unten in der Schublade gefunden“, ätzte Bezirksbürgermeister Paschmann angesichts dieser Wohltat. Es folgte ein monatelanges Gezerre: Die Bezirksvertretung Homberg protestierte, beschloss einstimmig, dass statt des ungewollten Kreisverkehrs gefälligst die im Bezirk beschlossenen Maßnahmen umgesetzt werden - doch die Stadtverwaltung ließ den Kreisel nicht nur auf der Liste, sondern schickte bereits Bautrupps zur Kreuzung, um diese mit Absperrungen und Behelfsampeln baureif zu machen.
Nach weiterem Protest lenkte die Stadt ein: Dann eben kein Kreisverkehr - aber auch kein Aufzug für die Bücherei. Stattdessen sollten die Homberger völlig leer ausgehen - von einer Energie verschleudernden und damit gar nicht Konjunkturpakets-tauglichen Flutlichtanlage für den FCR-Platz abgesehen. Kurios: Den Bücherei-Aufzug hatten städtische Bedienstete unter anderem mit der Begründung abgelehnt, er würde die Energiebilanz des Gebäudes nicht verbessern. Erst als die Pläne um eine Solar-Anlage auf dem Dach ergänzt wurden, gab es den Segen vom Amt.
Ende 2010 konnte Paschmann nach viel „Geheimdiplomatie“ schließlich verkünden, dass doch noch Mittel für den Aufzug bereit gestellt werden. Und jetzt, im Frühjahr 2012, sind Hochparterre und erster Stock der Bücherei tatsächlich auch für Rollstuhlfahrer, Rollator-Benutzer und Kinderwagen schiebende Eltern nur noch einen Knopfdruck entfernt. Weshalb sich ausnahmsweise mal alle Parteien der sonst so streitfreudigen Homberger Bezirksvertretung einig waren, dass es einen Grund zum Feiern gibt: Der Zentralverwaltung hatte es das tapfere niederrheinische Dorf gründlich gezeigt.
Bezirksbibliothek Homberg: Was sonst noch neu ist
Zu den Umbauten gehörten nicht nur der Aufbau eines Aufzugsturms neben der Bibliothek, der Bau einer barrierefreien WC-Anlage und der Bau eines zweiten Rettungsweges sondern auch diverse technische Umbauten im Hause und auf dem Hause. So wurde auf dem Dach der Bibliothek eine Solar-Anlage installiert, die bereits seit Mai letzten Jahres Energie in das städtische Netz einspeist und Mütter finden jetzt auch einen Wickeltisch für ihre Kleinsten.