Duisburg. . Christian Rau arbeitete jahrelang für die Malteser in Duisburg im Rettungsdienst. Seit einem Schlaganfall vor fünf Jahren ist er selbst sein Pflegefall. Jetzt sammeln seine ehemaligen Kollegen für ihn Spenden.

Seine Augen strahlen, die Lachfältchen drumherum sind ständig in Bewegung. Alles andere leider nicht. Christian Rau ist seit einem Schlaganfall vor fünf Jahren halbseitig gelähmt. Aus dem Reiter, Segler, Motorradfahrer wurde ein Pflegefall, der um jedes Wort ringen muss, keinen Handschlag allein erledigen kann. Er war 43 Jahre alt und von Beruf Rettungssanitäter bei den Maltesern, stellvertretender Fahrdienstleiter in Duisburg. Einer, der schon zig mal bei Einsätzen Schlaganfälle miterlebt hatte, der wusste, wie schnell es dann gehen muss. Und doch völlig hilflos war.

Als es ihn am 2. Juli 2007 selbst erwischte, hatte sich ein Blutgerinnsel in der Halsschlagader gelöst und eine große Arterie im Gehirn verschlossen. Eine Notoperation rettete ihm das Leben, viel mehr nicht. Nach sieben Monaten kehrte Christian Rau heim, da konnte er kaum aufrecht sitzen.

Ganze Familie war gefordert

Seine plötzlichen Krampfanfälle forderten die ganze Familie. Bis heute lässt Iris Rau ihren Mann kaum aus den Augen, organisiert mit der Familie und Freunden für jeden ihrer wenigen Schritte außer Haus ein Hilfsnetzwerk. Auch die „Malteserfamilie“, also ehemalige Kollegen, selbst die Chefs, erwiesen sich als treue Begleiter.

„Ich hatte keine Nerven, um mit der Großen Autofahren zu üben“, nennt Iris Rau ein Beispiel. Das übernahmen kurzerhand Malteser. Zu ihnen gehört auch Alexander Zielke. Er ist der Familie nah, ihre Freundschaft wuchs erst in der Zeit der Krise, und das wissen die Raus zu schätzen. „Viele können ja nicht damit umgehen, wenn jemand so hilflos ist“, hat Iris Rau beobachtet.

Technik kostet 15.000 Euro

Zielke indes packte mit an und hilft der Familie jetzt mit einer Spendenaktion, ihren größten Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen: einen Treppenlift (siehe Infokasten). Denn Christian Rau schafft es nicht in die erste Etage, das Ehepaar schläft auf der Couch im Wohnzimmer. „Er ist leider immer im Getümmel, kann sich nie zurückziehen“, bedauert seine Frau. Auch die Dusche ist unerreichbar. Rund 15.000 Euro kostet die Technik, die das Leben deutlich erleichtern würde. Für die Raus, die jetzt von einer kleinen Rente, von Pflege- und Kindergeld leben, unbezahlbar.

Sozialprojekt startet

Das Sozialprojekt der Malteser des Bistums Essen, „Treppenlift für Christian Rau“ startet am 10. Mai, dem Tag des Schlaganfalls, und ist bis zum 31. März 2013 geplant. In dieser Zeit werden ehrenamtlich kleinere und größere Projekte zugunsten der Duisburger Familie durchgeführt – vom Kuchenverkauf beim Pfarrfest bis zum Social Day im September. Los geht die Spenden-Sammlung am Sonntag, 13. Mai, bei der Eröffnungsparty des Freibads Wolfsee. Wer vorher schon helfen möchte: Spendenkonto des Malteser Hilfsdienst e.V. bei der Pax-Bank Essen, Kto. 2000 604 030, BLZ 360 60 192, Zweck: Projekt Rau. Weitere Infos: www.malteser-essen.de, 0201/8204726

Trotzdem hadert die Familie nicht. Die drei Kinder, heute 20, 17 und 16 Jahre alt, haben sich um Logo- und Ergo-Therapie, um Krankengymnastik und anderes herumorganisiert. Ihr Vater kann inzwischen für wenige Stunden im Rollstuhl sitzen, über einen Sprachcomputer die wichtigsten Wünsche äußern. Es bleibt die Hoffnung, dass sein Sprachvermögen wächst, dass er eines Tages ein paar Schritte gehen kann.

"Ein Leben ohne ihn kann ich mir nicht vorstellen"

Iris Rau vermag auch noch in der Katastrophe das Positive zu sehen: „Wir waren 17 Jahre verheiratet, als das passierte. Und da durfte ich erfahren, wie sehr ich ihn liebe. Ein Leben ohne ihn kann ich mir nicht vorstellen“, sagt sie und lächelt ihren Mann an.

Das Band zwischen den beiden ist so fest, dass die älteste Tochter von diesem Glück etwas abhaben möchte. Sie heiratet am 19. Mai, am Hochzeitstag ihrer Eltern. Papa soll Trauzeuge sein, sie zum Altar begleiten. Während Iris Rau das stolz erzählt, ziehen sich die Lachfältchen bei ihrem Mann wieder zu einem Strahlen zusammen.

Schlaganfall

Sind Blutbahnen beispielsweise durch Arterienverkalkung oder infolge einer Embolie verengt, droht eine Sauerstoffunterversorgung im Gehirn und damit ein Schlaganfall.
Sind Blutbahnen beispielsweise durch Arterienverkalkung oder infolge einer Embolie verengt, droht eine Sauerstoffunterversorgung im Gehirn und damit ein Schlaganfall. © Knut Vahlensieck
Wer sich sehr gesund und ausgewogen ernährt und außerdem viel Sport treibt, kann das Schlaganfallrisiko verringern. (Bild: Imago)
Wer sich sehr gesund und ausgewogen ernährt und außerdem viel Sport treibt, kann das Schlaganfallrisiko verringern. (Bild: Imago) © imago stock&people
Rauchen, Stress...(Bild: Imago)
Rauchen, Stress...(Bild: Imago) © imago stock&people
... und Alkohol erhöhen dagegen das Schlaganfallrisiko. (Bild: Imago)
... und Alkohol erhöhen dagegen das Schlaganfallrisiko. (Bild: Imago) © imago stock&people
Diabetiker, Menschen mit Herzrhythmus- und Fettstoffwechselstörungen gehören zur Risikogruppe und sollten sich daher regelmäßig vom Arzt untersuchen lassen. (Bild: Imago)
Diabetiker, Menschen mit Herzrhythmus- und Fettstoffwechselstörungen gehören zur Risikogruppe und sollten sich daher regelmäßig vom Arzt untersuchen lassen. (Bild: Imago) © ddp
Die Symptome für einen Schlaganfall hängen davon ab, welcher Teil des Hirns angegriffen ist. (Bild: Imago)
Die Symptome für einen Schlaganfall hängen davon ab, welcher Teil des Hirns angegriffen ist. (Bild: Imago) © imago stock&people
Erste Zeichen können Depression, Sprach- und Bewusstseinsstörungen... (Bild: Imago)
Erste Zeichen können Depression, Sprach- und Bewusstseinsstörungen... (Bild: Imago) © imago stock&people
...Schwindel und Verwirrtheit... (Bild: Imago)
...Schwindel und Verwirrtheit... (Bild: Imago)
... Kopfschmerzen und einseitige Sehstörungen sein.(Bild: Imago)
... Kopfschmerzen und einseitige Sehstörungen sein.(Bild: Imago) © imago stock&people
Der Schlaganfall ist ein Notfall, bei dem man schnellstmöglich den Notarzt rufen sollte. Denn jede Sekunde zählt. (Bild: Imago)
Der Schlaganfall ist ein Notfall, bei dem man schnellstmöglich den Notarzt rufen sollte. Denn jede Sekunde zählt. (Bild: Imago) © imago stock&people
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