Südthailand. Überstürzt musste er bei der Erdbebenwarnung auf die Straße flüchten, wo die Menschen panisch nach Mitfahrgelegenheiten in die Berge suchten: WAZ-Redakteur Gregor Herberhold erfuhr während seines Urlaubs in Thailand, was es heißt, wenn ein Tsunami droht.

Wir haben das Erdbeben in Südthailand (Khao Lak) hautnah miterlebt, inklusive der Küstenevakuierung. Als alles (und das verdammt lange) zu wackeln begann, waren wir gerade vom Strand ins Hotel zurückgekehrt, das auf einem Hügel liegt, und hatten es uns auf dem Balkon mit einem Buch bequem gemacht.

Da wir schon mehrere Erdbeben erlebt haben, blieben wird zunächst gelassen. Aber dann hörten wir, dass draußen Hektik ausbrach und auch die Arbeiten auf einer benachbarten Baustelle stoppten. Da wurden wir doch etwas nervös. Zumal fast zeitgleich auch noch eine Freundin aus Phuket anrief und uns über das Beben und den befürchteten Tsunami informierte.

Mit Wertgegenständen das Gebäude verlassen

Wir also raus aus dem Zimmer. Direkt vor der Tür liefen wir zwei Thaifrauen in Uniform in die Arme, die vor Nachbeben warnten. Wir verstanden das als Aufforderung, das Gebäude zu verlassen. Schnell packten wir alle Wertgegenstände zusammen und gingen zur nahen Hauptstraße, wo sich inzwischen Hunderte Menschen versammelt hatten. Dieser Ort gilt als halbwegs sicher, weil er beim letzten Tsunami trocken geblieben war.

Es herrschte aber allgemeine Verunsicherung. Jeder wollte per Handy oder Internet erfahren, was los war. Zeitweilig brachen das Internet und die Telefonleitungen zusammen. Bauarbeiter wurden mit ihren Familien auf den Ladeflächen von Sandtransportern weggebracht. Es gab dramatische Szenen, als alle versuchten, irgendwie auf die Lastwagen zu klettern. So wurden etwa kleine Kinder, sogar nur ein paar Tage alte Babys in Hektik über die fast drei Meter hohe Ladekante an den Armen hochgezogen. Die Eltern kletterten anschließend aufs Dach des Lastwagens, weil die Ladefläche bereits überfüllt war.

Panischer Ansturm auf Taxis

Auf der Straße herrschte kurzfristig wahnsinniger Verkehr: Alles, was konnte, wollte in die nahen Berge flüchten. So war es für Touristen praktisch nicht mehr möglich, ein Taxi zu bekommen, um auch noch weiter landeinwärts zu fahren. Mir boten Bauarbeiter an, auf der Ladefläche ihres Trucks mit in die Berge zu fahren. Ich nahm das Angebot an, sagte aber, ich müsse erst noch meine Frau holen, die ein Stück entfernt auf mich wartete. Die Wartezeit war ihnen zu lang, sie fuhren ohne uns ab.

Angst vor Tsunami

Panik in der Provinz Aceh: Die Menschen auf der indonesischen Insel Sumatra sind in Angst vor einem Tsunami...
Panik in der Provinz Aceh: Die Menschen auf der indonesischen Insel Sumatra sind in Angst vor einem Tsunami... © AFP
...von der Küste geflüchtet, nachdem ein Erdbeben der Stärke 8,7 die Insel erschüttert hat. Die Tsunami-Warnung galt...
...von der Küste geflüchtet, nachdem ein Erdbeben der Stärke 8,7 die Insel erschüttert hat. Die Tsunami-Warnung galt... © AFP
...für die Anreiner-Staaten des Indischen Ozeans und wurde in Indonesien...
...für die Anreiner-Staaten des Indischen Ozeans und wurde in Indonesien... © AFP
...nach einem Nachbeben der Stärke 8,1 auf der Richter-Skala zunächst verlängert. Inzwischen ist sie aber aufgehoben. Die Provinz...
...nach einem Nachbeben der Stärke 8,1 auf der Richter-Skala zunächst verlängert. Inzwischen ist sie aber aufgehoben. Die Provinz... © AFP
...Aceh war am 26. Dezember 2004 von einem...
...Aceh war am 26. Dezember 2004 von einem... © REUTERS
...riesigen Tsunami zerstört worden: 170.000 Menschen starben allein auf Sumatra, insgesamt...
...riesigen Tsunami zerstört worden: 170.000 Menschen starben allein auf Sumatra, insgesamt... © REUTERS
...fielen den durch ein schweres Erdbeben ausgelösten Riesenwellen rund...
...fielen den durch ein schweres Erdbeben ausgelösten Riesenwellen rund... © AFP
...um den Indischen Ozean etwa 230.000 Menschen zum Opfer.
...um den Indischen Ozean etwa 230.000 Menschen zum Opfer. © AP
Menschen auf der Flucht vor einem möglichen Tsunami: Das Epi-Zentrum des Erbebens lag rund 500 Kilometer von der Provinz-Hauptstadt Banda Aceh entfernt.
Menschen auf der Flucht vor einem möglichen Tsunami: Das Epi-Zentrum des Erbebens lag rund 500 Kilometer von der Provinz-Hauptstadt Banda Aceh entfernt. © AP
Menschen auf der Flucht vor einem möglichen Tsunami: Das Epi-Zentrum des Erbebens lag rund 500 Kilometer von der Provinz-Hauptstadt Banda Aceh entfernt.
Menschen auf der Flucht vor einem möglichen Tsunami: Das Epi-Zentrum des Erbebens lag rund 500 Kilometer von der Provinz-Hauptstadt Banda Aceh entfernt. © AP
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Zusammen mit ein paar anderen Touristen (Deutsche, Italiener, Engländer) und Thais warteten wir deshalb an der Straße auf Neuigkeiten. Jeder versuchte per Telefon oder Internet an die letzten Nachrichten zu kommen. Am zuverlässigsten waren lange Zeit die aus der Heimat: Einer unserer Söhne verfolgte die Entwicklungen im Internet und informierte uns. Auch unsere Freundin in Phuket wusste bald mehr: Das Wasser war dort zum Glück nur etwas zurückgewichen, ein großer Tsunami also nicht zu erwarten. Tatsächlich rollte wohl nur eine größere Welle ans Land, ohne aber Schäden anzurichten. Nach drei Stunden folgte die Entwarnung.