Duisburg/Düsseldorf. Nachdem auch in Duisburg dioxinbelastete Eier aufgefallen sind, kritisiert das NRW-Verbraucherschutzministerium die Stadt. Diese habe bereits seit dem 20. März von den erhöhten PCB-Werten gewusst, die Betriebe aber nicht geschlossen. Man habe eine zweite Probe abwarten wollen, so ein Stadtsprecher.
Nach dem Fund weiterer Dioxin-belasteter Eier in Nordrhein-Westfalen dauert die Suche nach der Ursache der Verunreinigung an. Derzeit würden neben dem Futtermittel auch der Boden der Betriebe und das verabreichte Wasser untersucht, sagte ein Sprecher des Verbraucherschutzministeriums am Donnerstag in Düsseldorf. Erste amtliche Ergebnisse zur Ursache der Verunreinigung seien in der Woche nach Ostern zu erwarten.
Neben einem Großbetrieb im ostwestfälischen Stemwede sind auch zwei kleine Direktvermarkter in Duisburg wegen des Fundes von mit PCB (Polychlorierte Biphenyle) belasteten Eiern gesperrt. Bei den Vermarktern in Duisburg handelt es sich nach Angaben des Ministeriums um den "AWO Ingenhammshof" mit 150 Legehennen und einen Biobetrieb mit 120 Tieren. Die Höfe sind damit deutlich kleiner als der Betrieb in Ostwestfalen, in dem pro Tag 23.000 Eier gelegt werden.
Keine akute Gefahr für Verbraucher
Das Ministerium warnte am Abend weiter vor Eiern aus dem Betrieb in Ostwestfalen. "Es besteht der erhärtete Verdacht, dass der Erzeugerbetrieb entgegen erster Aussagen weitere Betriebswege hatte", hieß es. Daher würden zusätzliche Betriebsprüfer entsandt, um alle Unterlagen des Biohofes zu sichern und die Vertriebswege zu ermitteln. Zunächst hatte es geheißen, dass seit dem 7. März aus diesem Betrieb keine Eier mehr in den Handel gegangen sind. Doch auch die Firma selbst ruderte nach Angaben des Ministeriums inzwischen zurück. Wegen eines Etikettierungsfehlers sind demnach Eier auch noch nach dem Datum ausgeliefert worden.
Die Eier aus Stemwede haben die Stempelnummer 0-DE-0521041. Die Eier aus dem Duisburger Bio-Betrieb tragen die Stempelnummer 0-DE-0521991, der AWO-Ingenhammshof erzeugt konventionelle Eier ohne Stempelnummer. Laut dem Sprecher gibt es derzeit keine Hinweise dafür, dass die PCB-Belastung in den Betrieben aus derselben Quelle stammen. So erhielten die Betriebe ihre Futtermittel von unterschiedlichen Händlern.
Eine akute Gesundheitsgefahr für die Verbraucher bestehe "bei kurzfristigem Konsum" der Dioxin-Eier nicht, erklärte die Verbraucherzentrale NRW. Experten gehen davon, dass Gesundheitsschäden erst bei einem mittel- bis langfristigen Konsum des belasteten Lebensmitteln drohten. Dioxin gilt als krebserregend.
Duisburger Hof durch Industrie-Emissionen belastet?
Laut dem Sprecher des Ministeriums stammen die Futtermittel für den Biohof in Ostwestfalen aus Niedersachsen. Dort seien mehrere Proben genommen worden, bislang allerdings keine Belastung durch PCB festgestellt worden. Zu prüfen sei zudem, ob die Hennen das Dioxin durch das Scharren im Boden aufgenommen haben. Möglicherweise ist einer der Höfe in Duisburg durch die Emissionen eines angrenzenden Industriebetriebes belastet.
Zugleich kritisierte das Ministerium die Stadtverwaltung Duisburg dafür, dass die Betriebe nicht schon am 20. März geschlossen wurden, nachdem bei einer Routinekontrolle die erhöhten Dioxin-Werte festgestellt wurden. Nach Angaben eines Stadtsprechers habe man zunächst das Ergebnis einer weiteren Probe abwarten wollen. Zudem würden in den beiden Betrieben nicht mehr als insgesamt 110 Eier pro Tag produziert - die verkauften Mengen seien dementsprechend gering.
Nach Angaben des Statistischen Landesamtes ist die Eierproduktion in NRW im vergangenen Jahr deutlich angestiegen. Mit 969 Millionen Eiern lag sie um mehr als elf Prozent über dem Wert des Jahres 2010. Der Schwerpunkt der Eiererzeugung in NRW liegt in den Regierungsbezirken Münster und Detmold. Die dominierende Haltungsform ist die Bodenhaltung. (dapd)