Essen. . Wer Eier zu Ostern färben will, muss oft lange suchen. Denn vor dem Fest sind weiße Eier Mangelware. Immerhin leben in Deutschland nur noch 14 Prozent der Hühner in engen Käfigen. 13 Länder der Europäischen Union sind da nicht so vorbildlich.
Die Verbraucher stehen zunehmend auf braune Eier. Zu Ostern rächt sich diese Vorliebe: Wer selbst färben will, findet im Handel selten Eier mit weißer Schale. Schon gar nicht in Bio-Qualität. Wer nicht frühzeitig vorbestellt hat, geht zu Ostern leer aus.
Der Trend zum braunen Ei zeichnet sich seit längerem ab. Nach Angaben des Bundesverbands Deutsches Ei hat das Hühnerprodukt mit der braunen Schale inzwischen einen Marktanteil von 60 Prozent erreicht. Die Folge: Produzenten schaffen sich Hennen an, die braune Eier legen. Der Engpass mit weißen Schalen zu Ostern ist programmiert.
Dabei gibt es keine objektiven Gründe, die gegen das weiße Ei sprechen. „Qualität und Geschmack sind gleich“, sagt Christiane Riewerts, die Sprecherin des Bundesverbands. So gibt es allenfalls die Vermutung, dass Verbraucher mit der Farbe Braun eher Natürlichkeit in Verbindung bringen.
Verbraucher stehen auf braune Eier
Der Farbunterschied ist ohnehin nur zu Ostern ein Thema. Dabei fällt die Frühlings-Eierschlacht weniger voluminös aus als gemeinhin angenommen. Auf den Monat gerechnet nimmt der Pro-Kopf-Verbrauch zu Ostern nur um zwei Eier zu. Die Weihnachtsbäckerei fällt da gravierender ins Gewicht. 2011 verzehrte jeder Deutsche im Schnitt 212 Eier. In der Zahl enthalten sind auch Eier, die in Nahrungsmitteln verarbeitet sind.
Obwohl Deutschland bei der Produktion und Qualität als vorbildlich gilt, hat die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch längst keinen österlichen Frieden mit Politik und Herstellern geschlossen. Foodwatch-Sprecher Andreas Winkler kritisiert, dass immer noch 14 Prozent der Legehennen in Käfigen gehalten werden. Diese sind seit Anfang 2012 EU-weit verboten. Die Haltung in sogenannten Kleingruppen, in denen die Tiere etwas mehr Platz haben als in den herkömmlichen Batterien, ist allerdings gestattet.
Käfigverbot mit Lücken
Zudem halten sich etliche europäische Staaten nicht an das Käfigverbot. Laut Foodwatch werden EU-weit noch immer 50 bis 100 Millionen Hühner „illegal“ auf engstem Raum in den verbotenen Käfigen gehalten. „Die EU-Kommission hat gegen 13 Länder bereits Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet“, so Foodwatch-Sprecher Winkler.
Diese Eier aus Käfighaltung dürfen zwar nicht an Verbraucher verkauft werden, die Lebensmittelindustrie darf sie aber sehr wohl in Nudeln, Eis oder Gebäck verarbeiten. „In welchen Produkten diese Eier landen, erkennen Verbraucher aber nicht“, kritisiert Winkler. Denn während frische Eier ein Herkunftszeichen tragen müssen (0 = Bio, 1 = Freiland, 2 = Bodenhaltung, 3 = Käfighaltung), ist es der Lebensmittelindustrie freigestellt, ob sie den Ursprung der verarbeiteten Eier auf die Verpackung schreiben oder nicht.
Die Bundesregierung hat in Brüssel mehrere Versuche für eine verpflichtende einheitliche Kennzeichnung unternommen. „Sie ist aber in der EU nicht durchzusetzen“, sagte eine Sprecherin des Bundeslandwirtschaftsministeriums dieser Zeitung. Auch der Verband Deutsches Ei fordert Informationen auf Verpackungen. Bislang vergeblich.