Duisburg. . Im neuen eigens für die derzeitige Kunstausstellung gestalteten “Emil Schumacher-Saal“ sind im Museum Küppersmühle Werke des 1999 verstorbenen Emil Schumacher zu sehen. Er war einer der wichtigsten Vertreter der Nachkriegs-Avantgarde und ebnet dem Betrachter mit seinen Bildern den Weg in die dritte Dimension.

Einige Werke von Emil Schumacher ebnen dem Betrachter tatsächlich den Weg in die dritte Dimension. Mal ist es eine Teerschicht, die – daumendick aufgetragen – quasi aus der Leinwand herausquillt. Mal ist es ein dicker, weißer Klumpen Ölfarbe, der wie ein Eisberg auf spiegelglatter See herausragt.

Doch auch verarbeitete Zweige, Sand und sogar Menschenhaare machen die Gemälde des im Jahr 1999 verstorbenen, deutschen Künstlers plastisch und fürs Auge fast „greifbar“. Fünf dieser Arbeiten sind nun im Museum Küppersmühle (MKM) im Innenhafen zu sehen – im neuen, eigens dafür gestalteten „Emil Schumacher-Saal“.

In Herzblut getränkte Sätze

Der Stolz über dieses neue Angebot steht Walter Smerling nicht nur ins Gesicht geschrieben, er schwingt auch bei jedem Wort des Museums-Direktors mit. „Ich kenne keinen Raum, der diese Schumacher-Intensität bietet“, lautet einer dieser in Herzblut getunkten Sätze. Oder: „Diese im ersten Moment so dunkel wirkenden Bilder können Räume öffnen oder verengen. Je länger man auf sie schaut, um so farbiger erscheinen sie aber – und intensiver.“

„junger westen“

Neben K.O. Götz und Bernhard Schultze zählt Emil Schumacher (1912-1999) zu den wichtigsten Vertretern der deutschen Nachkriegs-Avantgarde. Mit den Malern Gustav Deppe, Thomas Grochowiak, Heinrich Siepmann, Hans Werdehausen und dem Bildhauer Ernst Hermanns gründete er im Jahr 1947 die Künstler- und Ausstellungsvereinigung namens „junger westen“. Alle fünf im MKM nun ausgestellten Schumacher-Werke stammen aus den 80er Jahren.

Eine Einschätzung, die der normale Betrachter nachempfinden kann. Denn beim Betreten des Raumes Numero 13, der in der ersten Etage im Bereich der ständigen MKM-Ausstellung zu finden ist, fällt zunächst dieser pechschwarze Farbton ins Auge. Er ist auf den fünf Schumacher-Gemälden mit den Phantasie-Namen „Wangrin“, „Madai“, „Borunda“, „Tangun“ und „Kerim“ das dominierende Element. Doch je länger und genauer jedes einzelne dieser Werke betrachtet wird, um so mehr fällt die Vielfalt der verwendeten Materialien und Farben auf.

Die Energie der Musik ging auf den Künstler über

„Ich habe Emil Schumacher einst für einen Filmbeitrag in seinem Atelier besuchen dürfen und war bei der Entstehung einiger dieser Bilder zugegen“, erzählt Walter Smerling eine passende Anekdote. Und dabei sei ihm vor allem die klassische Musik in Erinnerung geblieben, die im Hintergrund lief.

Schumacher habe sich dazu beinahe tanzend vor der Leinwand bewegt. Die Energie der Musik ging auf den Künstler über. Der wollte sie seinerseits in seine Werke fließen lassen. „Und wir hoffen, dass sie sich nun auch auf den Betrachter überträgt“, so der MKM-Direktor.

"Zentrum für deutsche Nachkriegskunst"

Seinen Dank sprach Smerling in Richtung des Ehepaares Ströher aus, zu deren Sammlung die fünf Schumacher-Werke zählen. „Die Ströhers sind der Garant dafür, dass hier in Duisburg ein Zentrum für die deutsche Nachkriegskunst entsteht.“ Wie lange dieser „Emil Schumacher-Saal“ im MKM nun zu bewundern ist, wollte Smerling nicht konkret terminieren.

Er solle, so Smerling, vorerst nicht mehr verändert werden. War dieser Saal nach den ursprünglichen Planungen für den Erweiterungsbau vorgesehen? Smerling antwortet einsilbig mit „Ja“. Kein Wunder, über das immer noch am Boden neben dem Museum vor sich hinrostende Stahlgerüst mag er am Tag einer Saal-Eröffnung möglichst kein Wort verlieren.