Duisburg.. Obwohl die Ausstellungen mit Arbeiten von Martina Klein und Fabian Marcaccio am Donnerstag im Lehmbruck-Museum doch noch wie geplant eröffnet werden konnten, stand Museumschef Raimund Stecker noch unter Strom.
Obwohl die Ausstellungen mit Arbeiten von Martina Klein und Fabian Marcaccio am Donnerstag im Lehmbruck-Museum doch noch wie geplant eröffnet werden konnten, stand Museumschef Raimund Stecker noch unter Strom. So kurzfristig schließe man kein Museum, mahnte er „Respekt vor der Kunst“ an.
Die „Structural Canvas Paintants“ des seit über 20 Jahren in New York lebenden Argentiniers Fabian Marcaccio (Jahrgang 1963) konnten nicht – wie geplant – wie auf einem Laufsteg in der großen Glashalle platziert werden, sondern wurden im Lehmbruck-Trakt aufgebaut. Die Nähe zu Lehmbrucks und weiteren figürlichen Arbeiten der Sammlung ist erhellend. Der Documenta-Teilnehmer Marcaccio verschmilzt in seinen Arbeiten Gemälde, Skulptur und Objektkunst. Die Wirkung seiner politisch-gesellschaftskritischen Arbeiten ist immens – auch Ekel kann faszinieren. So formt er in „Castration“ aus Silikon einen überdimensionalen, aber sehr realistischen, erigierten Penis, der aus einem Körper herausgerissen und von Kreditkarten zerhackt scheint.
Geld, Waffen, Blut
Schrecklich auch der „Kindersoldat“ mit dem Gewehr, bei dem es offen bleibt, ob er schon versehrt, gar in Zersetzung übergangen ist. Oder die Szene, die Marcaccio arrangiert, wenn er zwischen zweit roten Absperrhüten einen „Tatort“ errichtet: Ein Mikrofon von CNN neben einem Körper, den eine Bombe zerfetzt zu haben scheint. Für Museumschef Raimund Stecker handfeste Medienkritik: Zeigen doch Journalisten, die vermeintlich mitten aus dem Kriegsgeschehen berichten, tatsächlich aber den sicheren Bereich nicht verlassen, Bilder vom Krieg – zum Teil selbst erschaffene. Hier ein gefallener Zivilist, dessen letzte Handlung vor dem Tod ein Interview war. Ein „fiktionales Werk über eine fiktionalen Sender“, sagt Marcaccio. Geld, Waffen, zerfetzte Körper, Blut: Der Künstler, der von der Malerei kommt und in seinen skulpturalen Arbeiten auch immer noch mit Leinwand und Farbe arbeitet, benennt in seiner drastischen Bildersprache schreckliche Zusammenhänge.
Gegensätzlicher können die Arbeiten von Martina Klein kaum wirken, mit denen sie die Straßengalerie gestaltet hat. Die 1962 in Trier geborene Künstlerin, die in Düsseldorf lebt, bezeichnet sich als Malerin. In diesem Teil ihrer Kunst beschränkt sie sich ganz auf die unendliche Vielfalt der Farben. Sie arbeitet zwar mit Leinwänden, die jedoch reichen oft über die (sichtbare) Rahmenkonstruktion hinaus. So werden zwei unterschiedlich farbige Leinwände in einen rechten Winkel gestellt oder so tief an der Wand befestigt, dass der Stoff zum Teil auf dem Fußboden aufliegt. Raum und Perspektive werden nicht in den Bildern thematisiert, sondern in ihrem Aufbau. „Ich versuche, eine offene Wahrnehmung herzustellen.“
Marcaccio-Arbeiten springen den Besucher an, Klein-Arbeiten laden ihn ein.