Duisburg. .

Dieses „Gerhard-Richter-Museum“ ist alles andere als museal: Der berühmte deutsche Maler, der gerade 80 Jahre alt geworden ist, gestaltete mit seiner Meisterschülerin und späteren Ehefrau Isa Genzken – das Paar war von 1982 bis 1993 verheiratet – den U-Bahnhof König-Heinrich-Platz.

Das Zusammenwirken von Architektur und künstlerischer Intention sollen die Stadtbahn-Stationen auf unverwechselbare Weise prägen, heißt es in einer Broschüre, die vor 20 Jahren anlässlich einer Ausstellung im Lehmbruck-Museum veröffentlicht worden ist.

Die wiederum wurde zur Eröffnung der U-Bahn im Juli 1992 gezeigt. Während die 1943 in Berlin geborene Künstlerin Yael Niemeyer, die in Bielefeld und Boston lebt, die U-Bahn-Station „Hauptbahnhof“ und der Duisburger Künstler Manfred Vogel „Duisburg Rathaus“ gestalteten, wurden Gerhard Richter und die heute in Berlin lebende Isa Genzken für „König-Heinrich-Platz“ gewonnen.

"Große Nachdenklichkeit und Bescheidenheit"

„Neben dem Fenster im Kölner Dom ist die Duisburger Arbeit das wichtigste Werk Richters in der Öffentlichkeit“, sagt Prof. Dr. Christoph Brockhaus, der 1985 Direktor des Lehmbruck-Museums wurde. Für ihn ist die Ausgestaltung der U-Bahn-Haltestelle eine „vorbildliche Zusammenarbeit von Architekt und bildendem Künstler“. Architekt war der Duisburger Hans Ulrich Zigan. Die Gespräche mit Richter habe sein Vorgänger geführt, doch auch Brockhaus kennt Richter persönlich.

„Große Nachdenklichkeit und Bescheidenheit“ nennt er wichtige Wesenszüge des in Dresden geborenen Künstlers, der 1961 nach Westdeutschland flüchtete und von 1971 bis 1993 Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie war. Stets beschäftige ihn die Frage, was Kunst heute bewirken könne. Daher auch seine Variabilität und Flexibilität. „Wir haben ein öffentliches Richter-Museum“, sagt Brockhaus stolz über den U-Bahnhof, den ein „Abstraktes Bild“ von 23 Metern Breite und 2,70 Metern Höhe auf einer Wand der Schalterhalle West ziert.

Farbe, Fläche, Linie – das sind die Themen dieses leuchtend farbigen Bildes auf Metallplatten, das eine große Dynamik ausstrahlt. Es sind aber auch die Themen, die der Gestaltung der Wände, die den Bahnsteigen gegenüber liegen, und der gesamten Konzeption zugrunde liegen. Das Silbergrau der Edelstahlverkleidungen wollten Richter und Genzken mit farbigen Verkleidungen und Spiegelglas beleben.

"Funktionale Kunst"

Bei aller angestrebten Schönheit sollte der Bahnhofscharakter erhalten bleiben. Die Wände gegenüber den Bahnsteigen böten sich an, weil der Betrachter sie dort beim Warten sehe, Kunst dort nicht erwartet werde und somit überraschen könne. „Funktionale Kunst“ nennen Richter und Genzken den Effekt, dass man die „Kunst“ zunächst nicht erkennt. So sind die Rolltreppen unterhalb der Handläufe auf der Ostseite mit hellen gelben Platten, auf der Westseite hellgrün verkleidet.

Auf der Ebene -2 arbeiten die Künstler mit Spiegeln, in denen die Wartenden sich selbst und die anderen Fahrgäste sehen können, und mit verschieden farbigen Flächen. Die Kurven auf der Ebene -3 nehmen auf 116 Metern maßstäblich verkleinert die Krümmung von Planeten wie Merkur und Venus auf: auf der einen Seite in Rot und Weiß, auf der anderen in Blau, Grün, Gelb, Orange und Rot. Das wirkt in seiner Größe stark.