Duisburg. . Wut, Resignation, Hoffnung – die Stimmungslage bei den Angestellten der TSTG in Bruckhausen ist gemischt. Johannes Pflug (MdB/SPD) macht Hoffnung auf Lösung. Die Wirtschaftsministerien in Düsseldorf und Berlin beraten im Mai.
Wenn Metaller auf die Straße gehen und ihre Gewerkschaft IGM zur Arbeitsniederlegung aufruft, dann kocht für gewöhnlich die Stimmung. Beim gestrigen Arbeitskampf der Beschäftigten des Schienenlieferanten TSTG, war es aber weitestgehend ruhig. Transparente wurden hochgehalten, Trillerpfeifen zwar verteilt, aber kaum gebraucht. Dabei ist die Werksschließung von der 350 Beschäftigte betroffen sind im Grunde schon beschlossene Sache.
Der österreichische Mutterkonzern Voest-Alpine verkündete Mitte März das Aus für das Werk in Bruckhausen. Der Grund sei die „mangelnde Wirtschaftlichkeit des Standortes“.
Das sehen die Beschäftigten ganz anders. „Noch habe ich die Hoffnung, dass wir das drehen können. Wir sind das letzte Schienenwalzwerk in Deutschland und der einzige Vollwertlieferant in Europa. Wenn wir dicht gemacht werden, kann die Deutsche Bahn nicht mehr im Supermarkt, sondern nur noch im Kiosk einkaufen“, sagte Betriebsratsvorsitzender Heinz-Georg Mesaros. Zustimmung erhielt er von seinen Kollegen.
Mit Voest kam Zuversicht nach Bruckhausen
1998 herrschte Feierlaune im Schienenwerk in Bruckhausen, die Zukunft des Standortes schien gesichert: Die neue 120-Meter-Schiene wurde ausgeliefert, eine Voraussetzung für den modernen Hochgeschwindigkeitsverkehr.
2001 stieg der österreichische Voest-Konzern in Bruckhausen ein und sagte weitere Investitionen zu, die auch umgesetzt wurden. Der Betriebsrat war nicht unzufrieden mit den neuen Herren im Unternehmen, auch wenn Arbeitsplatzabbau zügig zum Thema wurde. Waren doch die Jahre zuvor geprägt vom Gefühl, bei der früheren „Mutter“ Thyssen-Stahl eher ungeliebt zu sein. Thyssen hatte sich nach schweren Krisen Mitte der 90er Jahre entschieden, sich auf Qualitäts-Flachstahl zu konzentrieren und sich von Langprodukten zu trennen.
In diesem Zusammenhang wurden 1997 schon die Werke Ruhrort und Hochfeld an Ispat (heute Mittal) verkauft. Das Schienenwerk blieb, das Fragezeichen dahinter auch.
„Beeindruckt von der gewaltigen Akzeptanz in der Belegschaft“ äußerte sich ein Schienenvorstand kurz nach der Übernahme durch Voest in der WAZ, auch aus dem Kreis der Mitarbeiter gab’s Lob: „Man merkt endlich, das was passiert.“ Kündigungen schloss die damalige Chefetage kategorisch aus: „Ich will die Angst nicht haben, wir wollen Stabilität.“ Zehn Jahre ist’s her.
Die Gefühlslage bei den Arbeitern reichte von Wut, Resignation bis Hoffnung. „Wir sind alles andere als unrentabel“, „Das ist ein Skandal“, schimpften einige. „Noch ist nichts verloren“, äußerten andere.
Ihre Hoffnung ruht vor allem auf der Politik. Kommunal-, Landes- und Bundespolitiker werden einbezogen. Bundestagsabgeordneter Johannes Pflug (SPD) eröffnete den Streikenden drei Möglichkeiten, die derzeit in den Wirtschaftsministerien Düsseldorf und Berlin diskutiert würden. „Wenn der Mutterkonzern in finanziellen Nöten steckt, dann kann man über mögliche Kredite sprechen. Auch eine Forschungsförderung ist denkbar“, so Pflug. „Interessanter und wahrscheinlicher“ sei aber die Umrüstung des Schienenwerkes zu einem „Strommastenhersteller“.
Angesichts der Energiewende in Deutschland und der fehlenden 2000 Trassen-Kilometer, sei das ein lohnender Gedanke. Am 2. Mai sollen sich Bundes- und Landeswirtschaftsministerium mit der Idee auseinandersetzen.