Duisburg. . Seit Samstag können Fans des Kult-Kommissars Horst Schimanski bei einer DU-Tours-Führung das Schimmi-Milieu kennenlernen und – zum Beispiel – lernen, wo Horst Schimanski das allererste Mal „Scheiße“ sagte.
Hier war es also, Fürst-Bismarck-Straße 10. Hier wollte er gerade in die Kneipe gehen, sah dann auf der gegenüberliegenden Straßenseite den lauthals schimpfenden Mann am Fenster. Mit einem Fernseher in den Händen, den er aus auf die Straße knallte. Klirrend landete das Gerät in tausend Einzelteilen auf dem Pflaster. Und es folgte der Satz, der in die Geschichte einging: „Zottel, du Idiot, hör’ auf mit der Scheiße!“
Die Kneipe gibt es nicht mehr. Auf der einst tristen Straße in Ruhrort wachsen jetzt Bäume. Aber die Worte, die an dieser Stelle fielen, bleiben unvergessen. „Es war das erste ‚Scheiße’ des Tatort-Kommissars“, sagt Dagmar Dahmen und schmunzelt. „Schimanski machte das Wort salonfähig. Aber wie oft er es genau in den 45 Folgen benutzte, weiß ich nicht.“
Die 30 Schimanski-Anhänger um sie herum amüsieren sich, spulen im Kopf die Bilder der Filmszenen ab. Sie kommen aus der Ruhrorter Nachbarschaft, aus Duisburg, reisten aus Köln und Kassel an, um am Samstag die Premiere der DU-Tours-Führung zu erleben und Tourleiterin und Journalistin Dagmar Dahmen „Auf Schimmis Spuren durch Duisburg-Ruhrort“ zu folgen.
Elf Drehort-Stationen
Elf Drehort-Stationen der Tatort- und Schimanski-Reihe liegen auf dem Weg: Frau Poppingas Haus - jetzt ein gläserner Haniel-Neubau, der Ruhrorter Hof, das erste „Scheiße“ auf der Fürst-Bismarck-Straße, die erste Currywurst „Bei Gina“, Eisenbahn- und Friedrich-Ebert-Brücke - mit den alten Türmen, Dammstraße, Schifferbörse, Lünnemanns Loch, „Klein Babelsberg“ und die erste Leiche.
Start und Ziel der Reise ist dort, wo sich der unflätige Vollmacho Schimmi am liebsten herumtreibt: in der Kneipe „Zum Anker“. Heute heißt sie „Café Kaldi“. Doch die Erinnerungen an den legendären Tatort-Kommissar, alias Götz George, werden hier liebevoll in einer Gedenkecke gepflegt. „Schimmi-Fans bringen uns immer wieder Bilder vorbei“, erzählt Inhaberin Britta Gies. Fans, die auch Dahmen Details für ihre Schimmi-Tour lieferten. Denn aus dem Schmuddel-Image, das der knallharte Film-Kommissar aus Ruhrort prägte, wurde ein Kult. Die Tour zu den Drehorten setzt nun den Stadtteil in Szene. Und erzählt endlich seine Film-Geschichten.
„Viele Orte sehen noch genauso aus wie zu den Zeiten der Dreharbeiten“, sagt Dahmen. Gerüstet mit den Bildern einzelner Szenen, führt sie die Tourteilnehmer zu den Original-Schauplätze, erzählt, was ihr Statisten und Zeitzeugen berichteten. „Es war wie ein Familienfest in Ruhrort, wenn die Filmcrew anrückte.“ Straßen wurden gesperrt, Anwohner halfen spontan bei der improvisierten Ausstattung einer Szene, zum Beispiel mit Aktenordnern.
Am Ruhrorter Hof steigt Dahmen auf eine leere Köpi-Kiste. Was sonst würde sich auch bei einer Schimmi-Tour als Rednerpodest eignen? „Früher war hier noch ein Hotel drin. Schimmi lief da über den Flur. Vor den Zimmern standen Huren und jede zweite grüßte ihn“, sagt Dahmen. Ob hier wirklich ein Rotlicht-Hotel war, weiß sie noch nicht. „Ich suche auch die Wohnung an der Dammstraße, in der Schimmi seine erste heiße Nacht mit Lilo verbrachte. Vielleicht klebt ja die Blümchentapete noch.“
Hafenbecken-Panorama und Currywurst mit Broz
Vorbei an „Klein Babelsberg“, wie Dahmen es nennt, dem unzählige Male als Filmkulisse dienenden Hafenbecken-Panorama unweit der Firma Kleinholz, geht es zurück ins „Kaldi“. Der Schimmi-Teller wartet – Currywurst mit Brot. Und Manfred Kleinrahm, zuständig für die Sicherheitsabsperrungen bei den Dreharbeiten. Mit Götz George ist er befreundet.
Zum Abschluss der Tour plaudert der 84-Jährige aus dem Filmemacher-Nähkästchen, erzählt, dass Thanner alias Eberhard Feik immer mit dem Rad kam und George selbst beim Dreh ins kalte Wasser sprang. Und, dass George „immer wieder gerne hier ist. Er fühlt sich auch als Duisburger.“