Duisburg. . Seine Stadtrundfahrten heißen „Duisburg-Klassik“ oder „Industrie und Häfen“. Jetzt will Udo Scharf Menschen zu katastrophalen Orten führen. Die Tour führt zum Unglückstunnel der Loveparade, zum Marientorplatz, wo ein Rocker erschossen worden war, und zum Schauplatz der Duisburger Mafia-Morde.

Irgendwo auf der Strecke zwischen den rechtsrheinischen Stadtteilen Mündelheim und Hüttenheim hat sich Udo Scharf verliebt. „In Mündelheim gab es keine Grundschule, also musste ich immer nach Hüttenheim fahren“, erklärt er. Diese Liebe, sie begann in den frühen 1970er-Jahren, hält schon sehr lange und tut dies sehr wahrscheinlich für immer.

Faszination Anderthalbdecker

Der heute 48-Jährige verlor sein Herz während der Fahrten zur Schule nicht etwa an ein Mädchen aus seiner Klasse. Vielmehr hatte es ihm der Bus angetan, der den Grundschüler Tag für Tag zum Unterricht brachte. Inzwischen besitzt Udo Scharf zwölf mehr oder weniger fahrbereite Busse, bietet Stadtrundfahrten an und hat jede Menge automobile Pläne.

In diesem, ehemals in Berlin eingesetzten Doppeldecker, will Bus-Enthusiast Udo Scharf bald Gäste durch Duisburg kutschieren.
In diesem, ehemals in Berlin eingesetzten Doppeldecker, will Bus-Enthusiast Udo Scharf bald Gäste durch Duisburg kutschieren. © WAZ FotoPool

Faszination Anderthalbdecker: In einem solchen saß der kleine Udo nahezu jeden Tag. Diese Busse – Scharf hat inzwischen einen Verein für Freunde des Gefährts gegründet – waren ab 1949 von der Essener Karosseriebaufirma Ludewig unter anderem für die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) entwickelt worden. Seit dem Jahr 1955 waren die Wagen, deren hintere Hälfte partiell als Doppeldecker ausgebaut waren, in Duisburg und anderswo im Einsatz. 1983 war der letzte Anderthalbdecker gebaut worden, sie sind heute nahezu ausgestorben.

Im Heck ist Platz für einen Kleinwagen

Besuch in der Werkstatt des Bus-Enthusiasten: Dafür, dass Udo Scharf mehr als ein halbes Dutzend Busse hat, einige andere hat er in Köln abgestellt, sieht es auf seinem Hof an der Rheinhauser Hochstraße erstaunlich ordentlich aus. Rechts parkt ein grauer Doppeldecker, den er regelmäßig an Filmteams vermietet. In den Garagen steht ein Bus, dessen Gepäckabteil so groß ist, dass man bequem einen Kleinwagen darin parken kann. Neben der Garage steht ein früher einmal offenbar sehr schicker Tourbus, „die Band Take That ist bereits mit diesem Bustyp der belgischen Marke van Hool gereist.“

Schießerei in Duisburg

Ein Mann ist nach einer Schießerei in Duisburg-Hochfeld gestorben. Das Opfer war am Donnerstagabend durch einen Kopfschuss schwer verletzt worden.
Ein Mann ist nach einer Schießerei in Duisburg-Hochfeld gestorben. Das Opfer war am Donnerstagabend durch einen Kopfschuss schwer verletzt worden. © WAZ FotoPool
Der Tatort ist ein Treffpunkt der Rockerbande Bandidos. Wenig später brannte in Gelsenkirchen ein Vereinsheim der Hells Angels.
Der Tatort ist ein Treffpunkt der Rockerbande Bandidos. Wenig später brannte in Gelsenkirchen ein Vereinsheim der Hells Angels. © WAZ FotoPool
Wie die Polizei am frühen Freitagmorgen mitteilte, hatten Rettungskräfte das Opfer auf der Toilette der Gaststätte
Wie die Polizei am frühen Freitagmorgen mitteilte, hatten Rettungskräfte das Opfer auf der Toilette der Gaststätte "The Fat Mexican" schwer verletzt aufgefunden. Das Lokal ist ein Treffpunkt der Rockerbande Bandidos. © WAZ FotoPool
Wenige Stunden später um 1.40 Uhr brannte in Gelsenkirchen ein Vereinsheim der rivalisierenden Gruppe Hells Angels, wie ein Sprecher der Gelsenkirchener Polizei bestätigte. Ob es sich um einen Anschlag handelte, konnte die Polizei noch nicht mitteilen.
Wenige Stunden später um 1.40 Uhr brannte in Gelsenkirchen ein Vereinsheim der rivalisierenden Gruppe Hells Angels, wie ein Sprecher der Gelsenkirchener Polizei bestätigte. Ob es sich um einen Anschlag handelte, konnte die Polizei noch nicht mitteilen. © WAZ FotoPool
Nach Zeugenaussagen sollen in Duisburg mehrere Schüsse gefallen sein.
Nach Zeugenaussagen sollen in Duisburg mehrere Schüsse gefallen sein. © WAZ FotoPool
Einige Fahrzeuge entfernten sich anschließend von der Kneipe.
Einige Fahrzeuge entfernten sich anschließend von der Kneipe. © WAZ FotoPool
Die Polizei fahndet nach den Fluchtfahrzeugen.
Die Polizei fahndet nach den Fluchtfahrzeugen. © WAZ FotoPool
Ob es sich um eine Tat im blutigen Bandenkrieg mit den Hells Angels handelt, ist noch unklar. Der Täter ist flüchtig und soll als gewalttätig bekannt sein.
Ob es sich um eine Tat im blutigen Bandenkrieg mit den Hells Angels handelt, ist noch unklar. Der Täter ist flüchtig und soll als gewalttätig bekannt sein. © WAZ FotoPool
Der Tatort wurde weiträumig abgesperrt und die Spurensicherung der Polizei nahm ihre Arbeit auf.
Der Tatort wurde weiträumig abgesperrt und die Spurensicherung der Polizei nahm ihre Arbeit auf. © WAZ FotoPool
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mit einem Kopfschuß schwerst verletzt. Der Täter ist flüchtig und soll als gewalttätig bekannt sein. Die Tat fand im Rotlichtviertel statt. Über die Hintergründe kann die Polizei noch keine Angaben machen. Der Tatort wurde weiträumig abgesperrt. Foto: Stephan Eickershoff/WAZFotoPool
mit einem Kopfschuß schwerst verletzt. Der Täter ist flüchtig und soll als gewalttätig bekannt sein. Die Tat fand im Rotlichtviertel statt. Über die Hintergründe kann die Polizei noch keine Angaben machen. Der Tatort wurde weiträumig abgesperrt. Foto: Stephan Eickershoff/WAZFotoPool © WAZ FotoPool
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Eine Gruppe Männer unterhält sich am Freitag vor einer Rockerbande der Bandidos. Hinter den tödlichen Schüsssen auf einen 32-jährigen Mann im Duisburger Rockermilieu steckt mäglicherweise eine Beziehungstat. Nach Polizeiangaben wird ein 31-Jähriger verdächtigt, am Donnerstagabend auf offener Strasse vor dem Rockerclub den 32-Jährigen erschossen zu haben. Nach dem Tatverdächtigen wird derzeit unter Hochdruck gefahndet.
Eine Gruppe Männer unterhält sich am Freitag vor einer Rockerbande der Bandidos. Hinter den tödlichen Schüsssen auf einen 32-jährigen Mann im Duisburger Rockermilieu steckt mäglicherweise eine Beziehungstat. Nach Polizeiangaben wird ein 31-Jähriger verdächtigt, am Donnerstagabend auf offener Strasse vor dem Rockerclub den 32-Jährigen erschossen zu haben. Nach dem Tatverdächtigen wird derzeit unter Hochdruck gefahndet. © ddp
Ein Einschussloch in einer Scheibe des Vereinlokals
Ein Einschussloch in einer Scheibe des Vereinlokals "The Fat Mexican". © ddp
Beamte des Landeskriminalamtes untersuchen am Freitag den Tatort.
Beamte des Landeskriminalamtes untersuchen am Freitag den Tatort. © ddp
Eine Beamtin des Landeskriminalamtes sichert am Freitag Spuren.
Eine Beamtin des Landeskriminalamtes sichert am Freitag Spuren. © ddp
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Im hinteren Teil der Garage parkt auch der erste Omnibus, den sich Scharf überhaupt angeschafft hat, 1984 hatte er ihn von der DVG übernommen. Zum Restaurieren hatte es dann aber offenbar an einer tauglichen Basis gehapert, es lohnte sich einfach nicht. Zudem hatte Scharf gehofft, den Wagen einmal für die DVG als historisches Fahrzeug herzurichten und ihn dem Unternehmen zurückzugeben. „Sie haben aber kein Interesse an historischen Fahrzeugen.“

Zu hoch für den Karl-Lehr-Tunnel

Direkt vor der Garage parkt ein Doppeldecker in der allbekannten Farbe „Verkehrsgelb“, Baujahr 1995, Kilometerstand: 845 370. Den von den Berliner Verkehrsbetrieben ausrangierte Bus hatte der Sparkassen-Angestellte, er arbeitet dort in der Öffentlichkeitsarbeit, gekauft mit dem Ziel, ihn durch Duisburg zu lenken. „Ich möchte ihn für Stadtrundfahrten zusätzlich zu meinem Reisebus einsetzen.“ Inzwischen ist der 70 Plätze starke Wagen soweit restauriert und aufgehübscht, dass er bis zum Saisonstart am 1. April einsatzbereit ist. „Die grüne Plakette ist nach einigem bürokratischem Hickhack inzwischen auch da.“

Udo Scharf wird seine Touren mit dem Doppeldecker etwas umbauen müssen. „Der Aufbau ist für manche Tunnel, etwa den Karl-Lehr-Tunnel, zu hoch. Ich werde den Streckenverlauf etwas ändern.“ Der Lehr-Tunnel, hier hatte das Drama bei der Loveparade seinen Lauf genommen, ist Teil spezieller Sonderfahrten.

Für die Tatort Duisburg-Tour gibt es Anfragen aus ganz Deutschland

Seine Idee geht sogar noch weiter: Rundfahrten mit dem Titel „Tatort Duisburg“. Er möchte die Schauplätze der Schimanski-Tatorte ebenso anfahren wie die einiger Duisburger Tragödien. Die Tour soll den Ort der Mafiamorde am Hauptbahnhof, der unter anderem durch den Rocker-Mord bekannt gewordene Marientorplatz und eben den Karl-Lehr-Tunnel anfahren. „Ich habe für eine solche Tour, in Berlin gibt es so etwas bereits, jede Menge Anfragen aus ganz Deutschland bekommen.“

Mafia-Morde in Duisburg

In der Nacht zum 15. August 2007 wurden an der Pizzeria Da Bruno in Duisburg-Neudorf sechs Menschen mit Kopfschüssen getötet.
In der Nacht zum 15. August 2007 wurden an der Pizzeria Da Bruno in Duisburg-Neudorf sechs Menschen mit Kopfschüssen getötet. © Stephan Eickershoff
Ein Rückblick auf die Ereignisse.
Ein Rückblick auf die Ereignisse. © Stefan Endell
Duisburg, in der Nacht zum 15. August 2007: Es ist 2.21 Uhr, als die Schüsse durch die Nacht rattern...
Duisburg, in der Nacht zum 15. August 2007: Es ist 2.21 Uhr, als die Schüsse durch die Nacht rattern... © Stefan Endell
...70 Schüsse aus Maschinenpistolen, abgefeuert auf sechs Männer, die in ihren Autos gerade den Hof neben dem Restaurant „Da Bruno” verlassen.
...70 Schüsse aus Maschinenpistolen, abgefeuert auf sechs Männer, die in ihren Autos gerade den Hof neben dem Restaurant „Da Bruno” verlassen. © Stefan Endell
Die Opfer: Sebastiano Strangio, 38, Francesco Giorgi, 16, Marco Marmo, 25, Francesco Pergola, 22, Marco Pergola, 19, und Tommaso Venturi, 18.
Die Opfer: Sebastiano Strangio, 38, Francesco Giorgi, 16, Marco Marmo, 25, Francesco Pergola, 22, Marco Pergola, 19, und Tommaso Venturi, 18. © Stefan Endell
„Wenige Minuten nach den Schüssen in Duisburg waren Schutzpolizisten am Tatort, bald darauf unsere Ermittler....
„Wenige Minuten nach den Schüssen in Duisburg waren Schutzpolizisten am Tatort, bald darauf unsere Ermittler.... © Stephan Eickershoff
... Sie haben noch versucht, das ein oder andere Opfer zu reanimieren”, erinnert sich der Duisburger Kriminaldirektor Holger Haufmann.
... Sie haben noch versucht, das ein oder andere Opfer zu reanimieren”, erinnert sich der Duisburger Kriminaldirektor Holger Haufmann. © Matthias Graben
Vergeblich, die sechs zwischen 16 und 38 Jahre alten Männer hatten keine Chance gehabt.
Vergeblich, die sechs zwischen 16 und 38 Jahre alten Männer hatten keine Chance gehabt. © Stephan Eickershoff
Heinz Sprenger (64) leitete vor zehn Jahren die Mordkommission. Sechs Tote vor einer Pizzeria,
Heinz Sprenger (64) leitete vor zehn Jahren die Mordkommission. Sechs Tote vor einer Pizzeria, "klar denkt man da sofort an die Mafia", sagt er. Trotzdem hat er in alle Richtungen ermitteln lassen. "Hätte ja auch ein Eifersuchtsdrama sein können." War es aber nicht, wie die Fahnder bald erfahren. © Lars Heidrich
Sein Kollege Haufmann:
Sein Kollege Haufmann: "Ich hatte in den letzten Jahren oft genug mit der Mafia zu tun. In Wuppertal, Mülheim und in Duisburg." © Stephan Eickershoff
Schließlich ist in Mülheim der berüchtigte Mafia-Killer Georgio Basile aufgewachsen, hatte es im Ruhrgebiet immer wieder Delikte von Angehörigen der 'Ndrangheta gegeben. „Raubüberfälle, Auto-Schiebereien”, so Haufmann. Und 80 der Italiener in Duisburg stammen aus San Luca.
Schließlich ist in Mülheim der berüchtigte Mafia-Killer Georgio Basile aufgewachsen, hatte es im Ruhrgebiet immer wieder Delikte von Angehörigen der 'Ndrangheta gegeben. „Raubüberfälle, Auto-Schiebereien”, so Haufmann. Und 80 der Italiener in Duisburg stammen aus San Luca. © Stephan Eickershoff
Das bestätigen auch italienische Kollegen, die nach der Tat nach Duisburg kamen. Sie stufen das Verbrechen als Teil einer Fehde rivalisierender Clans ein, die seit 1991 andauert und die sie die
Das bestätigen auch italienische Kollegen, die nach der Tat nach Duisburg kamen. Sie stufen das Verbrechen als Teil einer Fehde rivalisierender Clans ein, die seit 1991 andauert und die sie die "Vendetta von San Luca" nennen. Die Pelle-Romeo gegen Strangio-Nirta. Beide gehören der ‘Ndrangheta an, der kalabrischen Mafia. © Stephan Eickershoff
Der Hintergrund der Duisburger Bluttat: Weihnachten 2006 war Maria Nirta-Strangio, die Frau des Mafia-Bosses Giovanni Nirta erschossen worden. Ihm hatten die Schüsse vermutlich gegolten, sie hatte sich damals im letzten Moment schützend vor einen kleinen Jungen geworfen.
Der Hintergrund der Duisburger Bluttat: Weihnachten 2006 war Maria Nirta-Strangio, die Frau des Mafia-Bosses Giovanni Nirta erschossen worden. Ihm hatten die Schüsse vermutlich gegolten, sie hatte sich damals im letzten Moment schützend vor einen kleinen Jungen geworfen. © Federico Gambarini/dpa
Im Polizeipräsidium an der Düsseldorfer Straße gaben die Ermittler erste Details bekannt.
Im Polizeipräsidium an der Düsseldorfer Straße gaben die Ermittler erste Details bekannt. © Stephan Eickershoff
Staatsanwalt Manfred Obretzka, der Leiter der Mordkommision Heinz Sprenger und Kriminaldirektor Ronald Bäumler informierten die Medien über die Geschehnisse in der Nacht.
Staatsanwalt Manfred Obretzka, der Leiter der Mordkommision Heinz Sprenger und Kriminaldirektor Ronald Bäumler informierten die Medien über die Geschehnisse in der Nacht. © Stephan Eickershoff
Durch die Veröffentlichung des Videos einer Überwachungskamera  erhoffte sich die Polizei weitere Hinweise auf die Täter.
Durch die Veröffentlichung des Videos einer Überwachungskamera erhoffte sich die Polizei weitere Hinweise auf die Täter. © Andreas Mangen
Das Bild von der Überwachungskamera an der Klöckner-Tankstelle zeigt die beiden Mörder.
Das Bild von der Überwachungskamera an der Klöckner-Tankstelle zeigt die beiden Mörder. © Polizei
Dank des Videos fand die Polizei auch heraus, dass die Täter mit einem Renault Clio unterwegs waren. Der Wagen wurde später im belgischen Gent gefunden. Mit DNA-Spuren.
Dank des Videos fand die Polizei auch heraus, dass die Täter mit einem Renault Clio unterwegs waren. Der Wagen wurde später im belgischen Gent gefunden. Mit DNA-Spuren. © Friedhelm Geinowski
Am Tatort haben Freunde und Bekannte Blumen niedergelegt , Kerzen aufgestellt und Briefe abgelegt.
Am Tatort haben Freunde und Bekannte Blumen niedergelegt , Kerzen aufgestellt und Briefe abgelegt. © Friedhelm Geinowski
Ein grausames Verbrechen, ...
Ein grausames Verbrechen, ... © Friedhelm Geinowski
... das viele Duisburger trifft.
... das viele Duisburger trifft. © Stephan Eickershoff
Sie trauerten mit den Angehörigen der Toten.
Sie trauerten mit den Angehörigen der Toten. © Friedhelm Geinowski
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Ein Ascheherz, viele Blumen und Kerzen lagen auch noch Tage nach dem Verbrechen vor dem Restaurant
Ein Ascheherz, viele Blumen und Kerzen lagen auch noch Tage nach dem Verbrechen vor dem Restaurant "Da Bruno". © Andreas Mangen
Der 15. August, für die Duisburger Polizei ist er der Auftakt immenser Ermittlungsarbeit.
Der 15. August, für die Duisburger Polizei ist er der Auftakt immenser Ermittlungsarbeit. © Stephan Eickershoff
Anfangs rund um die Uhr, lange Wochen ohne jede Pause bemühten sich die Fahnder, den Tätern auf die Spur zu kommen.
Anfangs rund um die Uhr, lange Wochen ohne jede Pause bemühten sich die Fahnder, den Tätern auf die Spur zu kommen. © Stephan Eickershoff
Doch bei jenen, die aus San Luca stammen, stoßen sie auf beredtes Schweigen. „Sie haben in den Vernehmungen viel erzählt, aber immer nur so viel, wie wir ohnehin schon wussten”, so der Duisburger Staatsanwalt Garip Günes-Böhm (rechts), hier im Bild mit Holger Haufmann
Doch bei jenen, die aus San Luca stammen, stoßen sie auf beredtes Schweigen. „Sie haben in den Vernehmungen viel erzählt, aber immer nur so viel, wie wir ohnehin schon wussten”, so der Duisburger Staatsanwalt Garip Günes-Böhm (rechts), hier im Bild mit Holger Haufmann © Stephan Eickershoff
Die Omertà, die Schweigepflicht, gilt nicht nur im 2143 Kilometer entfernten San Luca, sie reicht bis ins Ruhrgebiet.
Die Omertà, die Schweigepflicht, gilt nicht nur im 2143 Kilometer entfernten San Luca, sie reicht bis ins Ruhrgebiet. © Stephan Eickershoff
90 Ermittler gehörten der Mordkommission „Mülheimer Straße” an, in Spitzenzeiten wurden sie durch weitere 50 Leute unterstützt. LKA und BKA schickten Experten, die ersten italienischen Fahnder steigen bereits am Abend der Tat aus dem Flugzeug.
90 Ermittler gehörten der Mordkommission „Mülheimer Straße” an, in Spitzenzeiten wurden sie durch weitere 50 Leute unterstützt. LKA und BKA schickten Experten, die ersten italienischen Fahnder steigen bereits am Abend der Tat aus dem Flugzeug. © Stephan Eickershoff
Das „Da Bruno” war ihnen, die seit zwei Jahren gezielt gegen die 'Ndrangheta vorgegangen waren, lange schon ein Begriff. Spätestens seit sich in einem der unterirdischen Bunker in San Luca eine Visitenkarte des Restaurants fand.
Das „Da Bruno” war ihnen, die seit zwei Jahren gezielt gegen die 'Ndrangheta vorgegangen waren, lange schon ein Begriff. Spätestens seit sich in einem der unterirdischen Bunker in San Luca eine Visitenkarte des Restaurants fand. © Stephan Eickershoff
Wo die Omertà zum Schweigen verpflichtet, beginnen bald Indizien, Beweise eine Geschichte zu erzählen...
Wo die Omertà zum Schweigen verpflichtet, beginnen bald Indizien, Beweise eine Geschichte zu erzählen... © Andreas Mangen
...denn was das Heiligenbild mit dem angesengten Kopf von San Michele, dem Schutzpatron der italienischen Polizei, bedeutet, das wissen die Beamten nur all zu gut. Tommaso Venturi (auf dem Papierausschnitt zu sehen), eines der Opfer aus dem „Da Bruno”, trug es bei sich. Beleg dafür, dass der Mülheimer, der seinen 18. Geburtstag feierte, in dieser Nacht auch in die Mafia aufgenommen wurde.
...denn was das Heiligenbild mit dem angesengten Kopf von San Michele, dem Schutzpatron der italienischen Polizei, bedeutet, das wissen die Beamten nur all zu gut. Tommaso Venturi (auf dem Papierausschnitt zu sehen), eines der Opfer aus dem „Da Bruno”, trug es bei sich. Beleg dafür, dass der Mülheimer, der seinen 18. Geburtstag feierte, in dieser Nacht auch in die Mafia aufgenommen wurde. © Friedhelm Zingler
Eine Woche nach der Bluttat von Duisburg wurden die ersten Opfer in Italien beerdigt.
Eine Woche nach der Bluttat von Duisburg wurden die ersten Opfer in Italien beerdigt. © Friedhelm Zingler
Das Mülheimer Mafia-Opfer Tommaso Venturi wurde auf dem Dümptener Friedhof beigesetzt.
Das Mülheimer Mafia-Opfer Tommaso Venturi wurde auf dem Dümptener Friedhof beigesetzt. © Friedhelm Zingler
150 Trauernde nahmen Abschied. Als Tommasos große Schwester ihre Mutter vom Grab wegführte, rief sie den an einem Seiteneingang stehenden Fotografen und Kameraleuten zu:
150 Trauernde nahmen Abschied. Als Tommasos große Schwester ihre Mutter vom Grab wegführte, rief sie den an einem Seiteneingang stehenden Fotografen und Kameraleuten zu: "Die Schau ist zu Ende. Ihr könnt jetzt gehen." © Friedhelm Zingler
Nach dem Begräbnis erzählt Familie Zuliani über Tommaso.
Nach dem Begräbnis erzählt Familie Zuliani über Tommaso. "Er hatte immer ein offenes Herz für andere. Hauptsache seine Familie war glücklich", sagt Sohn Andreas. Weil seine Eltern krank sind, habe er die Schule abgebrochen. An die Ausbildung in der Duisburger Pizzeria "Da Bruno" sei er durch seinen Patenonkel gekommen, den 38-jährigen Mitbesitzer, der ebenfalls ermordet wurde. "Tommaso hat diese Ausbildung als große Chance gesehen", erzählt Andreas Zuliani. "Er wollte sich selbst etwas aufbauen." © Monika Kirsch
Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung gewährten nur Trauergästen den Zugang zum Friedhof, unterstützt von etwa 20 Polizisten. Die Persönlichkeitsrechte der Familie sollten geschützt werden.
Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung gewährten nur Trauergästen den Zugang zum Friedhof, unterstützt von etwa 20 Polizisten. Die Persönlichkeitsrechte der Familie sollten geschützt werden. © Monika Kirsch
Auch noch Wochen nach dem grausamen Verbrechen lagen noch immer Blumen vor dem Restaurant
Auch noch Wochen nach dem grausamen Verbrechen lagen noch immer Blumen vor dem Restaurant "Da Bruno". © Friedhelm Geinowski
Am Tatort des Sechsfach-Mordes kamen Ende September 2007 der Bischof aus Kalabrien und der Pfarrer aus San Luca zu einem Gebet für die Opfer der Mordtat zusammen. Sie kamen mit dem Wunsch nach Duisburg, zur Gewaltlosigkeit und zum Frieden zurückzukehren.
Am Tatort des Sechsfach-Mordes kamen Ende September 2007 der Bischof aus Kalabrien und der Pfarrer aus San Luca zu einem Gebet für die Opfer der Mordtat zusammen. Sie kamen mit dem Wunsch nach Duisburg, zur Gewaltlosigkeit und zum Frieden zurückzukehren. © Stephan Eickershoff
In einer
In einer "Vigil", einer nächtlichen Gebetszeit, gedachte die italienische Gemeinde der Toten. Später sprach Carlino Nicola, Onkel des getöteten Francesco einige wenige Worte in das Mikrofon eines französischen Fernsehsenders. Auch er redete nur von "Trauer", nicht von "Rache". © Stephan Eickershoff
Das „Da Bruno“ gibt es längst nicht mehr, der bisher letzte Nachfolger hat vor wenigen Wochen dicht gemacht. Die Küche soll jedoch auch Jahre später noch so ausgesehen haben, als ob Sebastiano Strangio, der Chef aus San Luca, gleich um die Ecke käme.
Das „Da Bruno“ gibt es längst nicht mehr, der bisher letzte Nachfolger hat vor wenigen Wochen dicht gemacht. Die Küche soll jedoch auch Jahre später noch so ausgesehen haben, als ob Sebastiano Strangio, der Chef aus San Luca, gleich um die Ecke käme. © dpa
Giovanni Strangio, der Besitzer zweier Pizzastuben in Kaarst stand schon bald als Haupttäter unter Verdacht. Nach dem sechsfachen Mord floh Strangio nach Belgien und in die Niederlande. In Amsterdam schnappte die Polizei den Italiener dann im März 2009.
Giovanni Strangio, der Besitzer zweier Pizzastuben in Kaarst stand schon bald als Haupttäter unter Verdacht. Nach dem sechsfachen Mord floh Strangio nach Belgien und in die Niederlande. In Amsterdam schnappte die Polizei den Italiener dann im März 2009. © Stephan Eickershoff
Knapp vier Jahre später, im Juli 2011, fiel das Urteil gegen gegen Giovanni Strangio, als mutmaßlicher Drahtzieher der Duisburger Morde: lebenslänglich. Die ersten drei Jahre seiner Strafe musste er in Isolationshaft verbringen.
Knapp vier Jahre später, im Juli 2011, fiel das Urteil gegen gegen Giovanni Strangio, als mutmaßlicher Drahtzieher der Duisburger Morde: lebenslänglich. Die ersten drei Jahre seiner Strafe musste er in Isolationshaft verbringen. © Franco Cufari/dpa
Zwei Chefermittler der Duisburger Kripo waren auch eine Woche vor Ort in Kalabrien, als in San Luca zehn mutmaßliche Nrandgheta-Mitglieder verhaftet wurden.
Zwei Chefermittler der Duisburger Kripo waren auch eine Woche vor Ort in Kalabrien, als in San Luca zehn mutmaßliche Nrandgheta-Mitglieder verhaftet wurden. © Stephan Eickershoff
Unter ihnen zwei Frauen und der mutmaßliche zweite Todesschütze Sebastiano Nirta. Die Prozesse gegen die Killer  fanden in Italien statt. Alle sitzen heute im Gefängnis, werden dort wahrscheinlich für den Rest ihres Lebens bleiben.
Unter ihnen zwei Frauen und der mutmaßliche zweite Todesschütze Sebastiano Nirta. Die Prozesse gegen die Killer fanden in Italien statt. Alle sitzen heute im Gefängnis, werden dort wahrscheinlich für den Rest ihres Lebens bleiben. © Franco Cufari/dpa
Im Februar 2010, zweieinhalb Jahre nach der blutigen Tat, kann die Ermittlungsakte endlich geschlossen werden. Damit ist das Verbrechen vom 15. August 2007 aufgeklärt.
Im Februar 2010, zweieinhalb Jahre nach der blutigen Tat, kann die Ermittlungsakte endlich geschlossen werden. Damit ist das Verbrechen vom 15. August 2007 aufgeklärt. © Stephan Eickershoff
Heinz Sprenger hatte damals die Mordkommisson geleitet, heute ist er im Ruhestand. Er war zufrieden, als die Urteile verkündet wurden.
Heinz Sprenger hatte damals die Mordkommisson geleitet, heute ist er im Ruhestand. Er war zufrieden, als die Urteile verkündet wurden. "Eine Teamleistung", sagt er bis heute. Eine, die sie später gefeiert haben. Mit den Kollegen aus dem Ausland und jeder Hilfskraft. "Aber so richtig gefeiert." © Lars Heidrich
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Udo Scharf und seine Busse, hätte sein Heimatstadtteil Mündelheim damals eine eigene Grundschule gehabt, der 48-Jährige hätte seine Liebe zu Anderthalbdeckern und Co. womöglich nie entdeckt. Wer weiß, vielleicht würde er dann jetzt Fahrräder sammeln. Oder Mofas. Seine Garage wäre Sicherheit gut gefüllt...

Die nächsten Termine: Samstag, 4. Februar:Sonderfahrt „Industrie und Häfen“; Sonntag, 5. Februar: Duisburg-Klassik. Weitere Informationen und Buchung: Telefon 0178/7013001