Duisburg. .

Weiß-blaue Luftschlangen auf den Tischen, dahinter die Piratenflagge. Köpi stößt mit Astra an. Die unverwechselbare Stimme von Hans Albers singt von der Reeperbahn – und das mitten in Ruhrort am Neumarkt im Café Kaldi von Britta Gies und Silke Laskowski.

In der ehemaligen Kneipe „Zum Anker”, die früher Schiffern und Gewerbetreibenden als Treffpunkt diente und Anfang der 80er Jahre bekannt wurde, als hier für den Tatort-Krimi „Duisburg-Ruhrort“ mit Götz George als Schimanski wichtige Szenen gedreht wurden, wehte gestern der Wind aus Norden. Zum dritten Mal treffen sich hier Mitglieder der Bürgervereine aus St. Pauli und Ruhrort im Zeichen des Fußballs, um vor dem Spiel MSV gegen FC die erste Stadtteilpartnerschaft Deutschlands zu feiern.

"Ruhrort hat unheimlich viel Charme"

Mit „Moin, Moin“, dem Hamburger Gruß für alle Tageszeiten, kommt der Ruhrorter Mario Adams mit den Freunden aus dem Hamburger Hafenstadtteil herein gestürmt. „Wir würden uns glatt mal fürn Astra entscheiden“, scherzt Ralph Lindenau. Der 46-Jährige ist Präsident des Bürgervereins St. Pauli und hat als Gastgeschenk ein Pauli-Trikot mit den Unterschriften der Spieler mitgebracht.

Hafenfeste

Mitglieder der Bürgervereine treffen sich etwa drei- bis viermal im Jahr. Beim letzten Ruhrorter Hafenfest waren die Paulianer zu Gast und lobten besonders die Kultur-Meile. Die Ruhrorter wollten eigentlich in diesem Jahr einen Gegenbesuch machen. Und bedauern nun, dass 2012 die Hafenfeste in beiden Städten am gleichen August-Wochenende laufen.

Er sieht viele Parallelen zwischen den Hafen-Stadtteilen und formuliert es richtig präsidial: „Ruhrort hat unheimlich viel Charme und viel alte Bausubstanz. Altes erhalten und Modernes integrieren – das ist auch immer ein Thema auf St. Pauli.“ In Duisburg gefällt ihm „die besondere Lebensart, dieser Hauch Leichtigkeit“. In Norddeutschland sehe man „vieles verbissener“. Für ihn glasklar: „Wir gewinnen mit 3:1 – und der MSV wird in der 2. Bundesliga bleiben. Wir haben die Punkte leider in Aachen liegen lassen, jetzt müssen wir sie mitnehmen.“

"Tor zur Welt"

„Ich hoffe auf ein 2:1 für den MSV“, drückt es Mario Adams vorsichtiger aus. Würde es doch mit einer Niederlage Richtung Tabellenkeller gehen. Der 63-Jährige hat die Stadtteilpartnerschaft betrieben. 1965 war er gegen den Wunsch seines Vaters nach Hamburg gegangen, um Kapitän zu werden. Die 2000 Seeschiffe, die in Ruhrort jährlich ankerten, hatten bei ihm den Wunsch geweckt, auf große Fahrt zu gehen. Doch nach einem Jahr kamen Liebe und Ehe dazwischen. „Wat nu?“ habe er sich gefragt – und entschieden, zur Wasserschutzpolizei NRW zu gehen, die ihre größte Station in Ruhrort hat.

Weil alle Schulungen und Prüfungen in Hamburg laufen, kehrte er immer wieder zurück. „Ich mag die Menschen, die haben immer gute Sprüche drauf und so eine direkte Art“, sagt er über die Nordlichter. Als Adams 2007 Vorsitzender des Ruhrorter Bürgervereins wurde, ging er sofort daran, den „größten Binnenhafen der Welt“ mit dem „Tor zur Welt“ zu verbinden. Schließlich schlagen in Ruhrort und St. Pauli quasi die maritimen Herzen von Duisburg und Hamburg. 2008 wurde die Stadtteilpartnerschaft von den Bürgermeistern besiegelt.

Und dann hat wieder Hans Albers das Wort: „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins...“