Duisburg. Die Abwahl Adolf Sauerlands war für die CDU ein harter Schlag. Im Interview sprechen Parteichef Thomas Mahlberg und Vize Peter Ibe über das Abstimmungsergebnis, die Suche nach einem überparteilichen und mögliche CDU-Kandidaten.
Vor vier Wochen wurde CDU-Oberbürgermeister Adolf Sauerland abgewählt. Das war für die Duisburger Union ein harter Schlag. Und bei der Suche nach einem möglichen gemeinsamen Oberbürgermeister-Kandidaten sitzt die CDU eher am Katzentisch.
Die WAZ sprach mit dem CDU-Kreisvorsitzenden Thomas Mahlberg und dem Partei-Vize Peter Ibe.
Herr Mahlberg, Herr Ibe, jetzt vier Wochen nach der Abwahl: 130.000 Duisburger haben OB Sauerland abgewählt. Wie erklären Sie sich dieses deutliche Votum, es kam für Sie und auch Sauerland offenbar überraschend. Welche Reaktionen gab es an der Basis?
Thomas Mahlberg: Wir haben gesehen, dass es sehr eng werden könnte. Wir sind aber von der Höhe des Ergebnisses überrascht worden. Das Ereignis Loveparade selber hat den Ausschlag gegeben. Die Leute haben gesagt, dass es – egal wie das Ganze juristisch aufgearbeitet wird – eine moralische Verantwortung gibt. Da gibt es sicher mehrere, die im Fokus stehen. Aber zur Wahl stand der Oberbürgermeister.
Und da haben die Bürger gesagt, da muss man ein Zeichen setzen. Und sie haben entschieden, der Oberbürgermeister sollte sein Amt nicht mehr ausüben. Natürlich waren wir alles andere als erfreut. Denn wir haben auch die letzten Jahre gesehen. Durch den Oberbürgermeister hat sich viel bewegt. Ich glaube, dass die Bürger das auch anerkennen. Aber die Loveparade hat alles andere überlagert. Für die CDU ist das aber kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken. Natürlich war das eine schlimme Niederlage für uns, unseren Oberbürgermeister zu verlieren, aber trotzdem gehen wir mit Optimismus an die nächsten Herausforderungen.
Und die Basis?
Peter Ibe: Die Partei hat sehr eng zu Sauerland gestanden. Ich glaube, da waren viele sehr traurig. Wir brauchen uns als Christdemokraten aber nicht zu verstecken.
Thomas Mahlberg und Peter Ibe
Thomas Mahlberg, 47 ist seit 1999 Vorsitzender Duisburger CDU. 1995 bis 2005 war er Landtagsabgeordneter und familien- und jugendpolitischer Sprecher seiner Fraktion. 2008-2009 kam er als Nachrücker in den Bundestag. Seine politische Karriere begann Thomas Mahlberg in der Jungen Union. Peter Ibe, 49, ist stellvertretender Vorsitzender der Duisburger CDU seit 2005. Der Ratsherr ist Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses und Mitglied des Haupt- und Finanzausschusses sowie des Aufsichtsrates der Duisburger Verkehrs- und Versorgungsgesellschaft.
War es in der Rückschau richtig, dass Sie sich vor einem Jahr gegen ein Abwahlbegehren im Rat gestellt haben. Hätte das Duisburg und Sauerland nicht ein Jahr erspart?
Mahlberg: Ich glaube nicht, dass wir einen Fehler gemacht haben. Diese Möglichkeit so hatte es da auch noch nicht gegeben. Ich fand den Weg des OB damals auch richtig, die staatsanwaltschaftliche Ermittlungen abzuwarten.
CDU sieht in Sauerland-Abwahl kein Votum gegen Partei
War die Abwahl Sauerlands auch ein Votum gegen die CDU?
Mahlberg: Das war es definitiv nicht. Es ging um das Amt des Oberbürgermeisters. Auch wenn wir gesagt haben, zwischen dem OB und uns passt kein Blatt Papier, waren das zwei Paar Schuhe.
Sie sahen da im Vorfeld der Abwahl vor allem alte SPD-Mächte am Werke, die nach Ihrer Sicht das Rathaus zurückerobern wollen. Wollten wirklich die 130.000 Stimmen wieder die SPD an die Macht bringen?
Mahlberg: Nein, das würde ich so nicht sehen. Aber natürlich waren die, die da die Federführung bei dem Abwahlverfahren hatten, Leute aus der SPD. Das hat aber nichts damit zu tun, wer gewählt hat, sondern es geht um die Initiatoren.
Ibe: Denken Sie auch an das Geld, das gezahlt wurde.
Fürchten Sie denn die Rückkehr zu alten SPD-Strukturen?
Mahlberg: Das hoffe ich nicht. Wir karten aber auch nicht nach und wir treten jetzt nicht nach. Wir haben nach der Abwahl gesagt, wir sind für konstruktive Gespräche immer da. Es gibt eine hohe Verantwortung in der Partei. Es geht nicht nur um den Oberbürgermeister, diese Stadt hat viele Probleme, denken Sie nur an die Haushaltssanierung. Ich hoffe, dass das, was von der anderen Seite gesagt worden ist, diese Offenheit, dass das ernst gemeint war.
Duisburger zur Sauerland-Abwahl
Ibe: Wir wollen zum Wohle zum Stadt mitarbeiten und nicht in die Zeiten von Fundamentalopposition fallen.
Nun sucht Duisburg einen neuen Oberbürgermeister. Wie schätzen Sie es ein, wird das OB-Wahlbündnis einen gemeinsamen, überparteilichen Kandidaten finden?
Mahlberg: Das ist eine Wahnsinnsaufgabe, wenn man sich ansieht, wer da gemeinsam am Tisch sitzt. Das Bündnis hat nur eines zusammengehalten, die Abwahl des Oberbürgermeisters.
Mit Michael Rubinstein ist ein erster Name gefallen. Auch ihr NRW-Parteimanager Oliver Wittke findet den Vorschlag gut.
Mahlberg: Wir schätzen Herrn Rubinstein sehr. Er ist jemand, der sich sehr um das Zusammenleben in dieser Stadt bemüht. Das ist ein erster Name, der gefallen ist. Das ist ein guter, sehr interessanter Vorschlag, aber es ist zu früh zu sagen, jetzt ist der Durchbruch erzielt.
Welches Anforderungsprofil stellen Sie an einen OB-Kandidaten?
Mahlberg: Das gibt es keine Schablone. Wichtig ist, dass er eine Bindung zur Stadt hat, dass er die Stadt kennt. Dass er integrative Kraft hat. Er muss Menschen zusammenführen können.
Verwaltungserfahrung ja oder nein?
Mahlberg: Es ist sicher gut, einen Verwaltungsapparat zu kennen, es kann aber auch erfrischend sein, mit neuen Ideen zu kommen.
Mit oder ohne Parteibuch?
Mahlberg: Wenn ernstlich ein Konsenskandidat gefunden werden soll, ist es, glaube ich, schwierig, jemanden mit einem Parteibuch zu finden.
Ibe: Oder er müsste mehrere besitzen.
Es soll diese Woche Gespräche mit der SPD geben. Mit welchen Forderungen gehen Sie in die Gespräche? Haben Sie überhaupt etwas zu fordern?
Mahlberg: Wir haben natürlich Vorstellungen. Uns treibt die Verantwortung für die Stadt. Man sollte sich nicht nur über den Oberbürgermeister unterhalten, sondern über die Frage, wie es in der Stadt weitergeht. Wir haben drängende Probleme. Wir sind kompromissbereit.
Wenn es keinen gemeinsamen Kandidaten gibt, werden Sie einen eigenen Bewerber ins Rennen schicken. Machen Sie es selber, Herr Mahlberg. Oder Sie Herr Ibe?
Mahlberg: Ich mache das nicht. Definitiv nicht.
Ibe: Ich auch nicht.
Frau Vogt vielleicht, die Ratsfraktionsvorsitzende?
Mahlberg: Nein, ich glaube nein. Wir führen jetzt erst mal die Gespräche, aber wir gehen jetzt parallel schon in ein mögliches Aufstellungsverfahren herein. Da gibt es Fristen, die man wahren muss. Die Ortsverbände müssen ihre Delegierten wählen. Ich glaube, die Leute wollen keine Schlammschlacht, sie wollen, dass es in der Stadt weiter geht.