Duisburg. .

„Das ist ja ein sozialistisches Ergebnis, dagegen haben wir immer gekämpft“, scherzte der Landtagsabgeordnete Holger Ellerbrock auf dem FDP-Parteitag am Sonntag in der Ruhrorter Schifferbörse. Gerade war Frank Wiedera einstimmig zum Sitzungsleiter gewählt worden. Ein ähnlich gutes Ergebnis erzielte auch Ellerbrock selbst bei seiner Wiederwahl zum Duisburger Parteivorsitzenden: 29 von 31 Stimmberechtigten sprachen ihm erneut das Vertrauen aus – eine Zustimmung von 93,5 Prozent.

Für die Liberalen (rund 180 Mitglieder zählen sie in Duisburg) waren andere Themen wichtiger als die Wahlen: vor allem die Frage, wer der nächste Oberbürgermeister wird. Hoffnungen, hier einen Namen zu erfahren, wurden jedoch enttäuscht. „Man sucht die eierlegende Wollmilchsau“, sagte Ellerbrock. Das Anforderungsprofil sei so umfangreich, dass es kein Mensch erfüllen könne.

Kein Kandidat in Sicht

„Wir sind noch sehr weit davon entfernt, einen gemeinsamen Kandidaten zu finden“, ergänzte Ratsfraktions-Chef Wilhelm Bies. Denn es gebe „derzeit ein Riesenproblem, mit der CDU zu sprechen. Sie sind gar nicht sprechfähig.“ Petra Vogt sei abgetaucht und Thomas Mahlberg (beide CDU) kommuniziere nur noch über Schriftverkehr. „Es gibt niemanden, der verbindlich für die CDU spricht.“

Dass man die Christdemokraten allerdings in die Gespräche einbinden müsse, daran äußerte niemand Zweifel. Ellerbrock: „Die CDU liegt am Boden, hat kein Programm und war ein reiner Sauerland-Wahlverein. Aber wir werden nicht nachtreten, sondern die Hand reichen.“

Die inhaltliche Nähe zur CDU bestehe weiterhin, auch wenn sie derzeit kein kalkulierbarer Partner sei. Schwierig sei es zudem, sich mit den Linken an einen Tisch zu setzen. „Das kostet mich körperliche Anstrengungen“, verriet der FDP-Chef. Bies setzte da noch einen drauf: „Es ist abenteuerlich, dass Innenminister Ralf Jäger, der Chef des Verfassungsschutzes, sich mit den Kommunisten zusammensetzt und wir sollen das Ergebnis dann schlucken.“

Wahrscheinlich mehr als ein Kandidat

Aber auch ohne einen Konsenskandidaten, sagte Ellerbrock, würde man durch die Gespräche ein wichtiges Ziel erreichen: „Es wird ein anderes Umgehen miteinander im Wahlkampf geben.“ Dass es letztlich mehr als einen Kandidaten geben wird, davon sind die Liberalen allerdings überzeugt. Daher sehen sie in der Diskussion über möglicherweise nur einen OB-Kandidaten auch keine Gefahr für die Demokratie.

Bedroht durch die Umwelt- und Klimapolitik der Landesregierung sehen sie hingegen Duisburg als Standort der Stahlindustrie. Somit empfinden sich die Liberalen auch nicht als entbehrlich, sondern als notwendiges Korrektiv im Land – auch wenn Umfragen sie bundesweit derzeit bei drei Prozent verorten.