Duisburg. . Nach der Abwahl von Oberbürgermeister Adolf Sauerland steht die Politik in Duisburg bei ihrer Suche nach einem Nachfolger nun mächtig unter Zeitdruck. Bevor über mögliche Kandidaten-Namen geredet wird, soll zunächst ein Kriterienkatalog erarbeitet werden, den ein Gemeinschafts-Kandidat erfüllen müsste.
Die Politik steht mächtig unter Zeitdruck bei der Suche nach einem möglichst vielseitig unterstützten Oberbürgermeister-Kandidaten. Spätestens Ende März müsse man einen Namen präsentieren können, erklärte SPD-Geschäftsführer Jörg Lorenz am Dienstag.
Die Sozialdemokraten hatten in den vergangenen Tagen bereits Gespräche geführt mit den anderen Kräften im Sauerland-Abwahlbündnis. Alle Beteiligten seien bisher bereit, einen gemeinsamen Kandidaten zu tragen. In der nächsten Woche werden die Gespräche mit Grünen, Linken, FDP, Abwahlinitiative, DGB und Dienstleistungsgewerkschaft Verdi in größerer Runde fortgesetzt.
Parallelen zum Rücktritt des Bundespräsidenten
Es gebe bisher „eine Menge Parallelen zu dem, was in Berlin ablief“, berichtet Lorenz mit Bezug auf die parteiübergreifende Gauck-Nominierung. Es gehe allen darum, was der Stadt nutze und nicht nur der eigenen Partei.
Nächste Woche geht es um einen Kriterienkatalog, noch nicht um Namen. Danach wäre es an den Verhandlungsparteien, entweder einzeln oder zusammen über passende Kandidaten zu forschen.
„Der Zeitplan ist ein bisschen eng“, weiß der wahlkampf-erfahrene Lorenz. Sollte es beim Wunsch-Wahltermin 17. Juni bleiben, wären vorher Kandidaten-Fotos zu machen, Plakate zu drucken, ein Wahlprogramm zu formulieren und auch noch einige gesetzliche Bestimmungen bei der Kandidaten-Kür zu berücksichtigen. Lorenz: „Ende März muss Klarheit herrschen.“
Zumal die Parteien sich parallel auch auf ein Scheitern der Gespräche über einen gemeinsamen Kandidaten vorbereiten müssen. Das hieße dann Findung und Kür in den eigenen Reihen und Vorbereitung eines Wahlkampfes gegen ernstzunehmende Konkurrenz. Spätestens Mitte März, so Lorenz, müsse sich abzeichnen, ob’s klappt mit dem Gemeinschafts-OB. „Sonst kriegen wir die notwendigen demokratischen Prozesse nicht mehr hin.“
Die bisher offenbar atmosphärisch eher entspannt verlaufenen Mehrparteiengespräche könnte eine Pressemitteilung der Linken-Vorsitzenden Edith Fröse etwas mehr Schärfe verleihen: „Mit der Aufstellung von Herrn Gauck als Bundespräsident-Kandidat bekennen sich die Blockparteien CDU/SPD/GRÜNE und FDP zu ihrer reaktionären Weltsicht.“ Lorenz blieb gestern noch locker: „Das ist deren Auffassung, wir teilen sie nicht.“
Nachfolger muss große Verwaltung führen können
Für Grünen-Sprecher Matthias Schneider stehen inhaltliche Themen zunächst einmal im Vordergrund der Gespräche, die auch mit der Bürgerinitiative geführt werden: „Wir wollen jemanden, der künftig die von Rot-Rot-Grün gelegte Basis unterstützt.“ Auch die Frage, wie man mehr Bürgerbeteiligung auf kommunaler Ebene verwirklichen und verstetigen kann, spiele ein Rolle für die Grünen. Ein OB-Kandidat sollte sich dazu bekennen. Und: Es reiche nicht, die Arbeitsweise des ehemaligen OB Sauerland zu kritisieren, man müsse es auch besser machen. Auf jeden Fall müsse die Person, die es machen soll, das Potenzial haben, eine große Verwaltung zu führen.
„Ich finde, ein gemeinsamer Kandidat wäre eine gute Idee“, sagte Wilhelm Bies (FDP). Er sei guter Dinge, dass die Gespräche, die Anfang März fortgesetzt werden, positiv verlaufen werden. Dann werde auch die Bürgerinitiative mit am Tisch sitzen. Gemeinsam wolle man ein Profil für einen OB-Kandidaten aufstellen.