Duisburg. Die vier in Duisburg ansässigen Archive – das Grillo-, das Haniel-, das Thyssen-Krupp- und das Stadtarchiv – gestalteten am Samstag den „Tag des Archivs“.
Dunkle Rauchwolken und Flammen steigen über dem Johannes-Corputius-Platz direkt neben dem Stadtarchiv auf. Eine Menschentraube versammelt sich ums Feuer. Im Hintergrund dröhnt ein Alarmhorn. Über 30 Minuten beschäftigt dieser Brand den Löschtrupp – doch eine Gefahr fürs Stadtarchiv besteht nicht. Die Feuerwehr hat den Brand nämlich selbst gelegt. Er gehört zum Rahmenprogramm, das die vier in Duisburg ansässigen Archive – das Grillo-, das Haniel-, das Thyssen-Krupp- und das Stadtarchiv – anlässlich des „Tag des Archivs“ gemeinsam auf die Beine gestellt haben.
Mit ihrer historischen, eigenhändig restaurierten Löschpumpe (Baujahr: 1892) und selbst gefertigten Uniformen rückt die Altherren-Abteilung „Brandknechte“ der Freiwilligen Feuerwehr Uedem an und sorgen in aller Ruhe und mit geballten Kräften für die ordnungsgemäße Beseitigung des Brandes und nebenbei für gute Stimmung.
Auf dem Platz und vor dem Eingang zum Stadtarchiv stehen weitere historische Löschfahrzeuge aus vergangenen Jahrzehnten, die als Blickfang dienen sollen, um die Besucher in die Räumlichkeiten der Ausstellung zu locken. Dieses Vorhaben glückt. Denn der Ausstellungsraum ist gut besucht, die Leute sehen sich interessiert um und kommen ins Gespräch mit anderen Gästen.
Vom Andrang überrascht
Viele der Besucher sind selbst Hobbyhistoriker, Familien- oder Heimatforscher. Astrid Dörnemann, Archivarin des Thyssen-Krupp-Archivs, war vom Andrang überrascht: „Schon um 11.45 Uhr, als wir noch die letzten Aufbauarbeiten erledigten, kamen die ersten Gäste. Und das Haus ist immer noch voll“, freut sie sich.
Dicht umringt ist auch der Bereich des Haniel-Archivs, in dem Restauratorin Stephanie Küppers erklärt, wie und mit welchem Werkzeug sie arbeitet und nützliche Tipps an Interessierte weitergibt. Einige Gäste haben Stammbäume, Urkunden oder – wie Michael Strahler vom Sportklub Eintracht Duisburg – Protokollbücher von Vereinen mitgebracht. Das Gründungsbuch aus dem Jahr 1848 ist schwer mitgenommen und soll digitalisiert werden.
Eine Frage des Budgets
Die Restauratorin rät zu einer umfangreichen Bearbeitung des Schriftstücks: „Optimal wäre es, alle Seiten auseinander zu nehmen, sie einzeln zu reinigen, Risse und Löcher zu versiegeln und es neu zu binden. Das ist aber natürlich eine Frage des Budgets. Es kommt aber vor allem auf die richtige Lagerung an“, verrät die Expertin. In einem säurefreien Karton, bei circa 18 Grad und vor allem bei niedriger Luftfeuchtigkeit sei Papier optimal geschützt.
Auch im Stadtarchiv kennt man sich mit schwer beschädigten Dokumenten aus, wie die einst von Brandbomben angekokelten Ausstellungsstücke beweisen. Alles in allem hatte Duisburg aber Glück und das historische Schriftgut hat zum größten Teil Kriege und Hochwasser überlebt, erzählt Dr. Hans-Georg Kraume, der Leiter des Stadtarchivs: „Während des zweiten Weltkriegs lagerte die Sammlung in fast 100 Metern Tiefe in den Kellerräumen des Rathauses gut gesichert. Das älteste noch erhaltene Schriftstück stammt aus dem Jahr 1129.“ Bleibt nur zu hoffen, dass die Duisburger Archive auch weiterhin alles an Feuer, Wasser, Krieg und anderen Katastrophen überstehen.