Duisburg. Ein Unbekannter hat elf Meerschweinchen wie aussortierte Lumpen in einen Altkleidercontainer im Duisburger Süden geworfen: Ein 51-Jähriger, der den Behälter am Dienstagmorgen leerte, entdeckte die Nager. Nur zwei von ihnen überlebten die herzlose Form der „Entsorgung“.
Einen traurig-schaurigen Fund machte am frühen Dienstagmorgen ein Mitarbeiter der Firma Octeo Multiservices: Als der 51-jährige Duisburger um 4.55 Uhr einen Altkleidercontainer in Bissingheim leerte, entdeckte er unter den Kleidersäcken am Boden des Behälters mehrere Fellknäuel. Ein Meerschweinchen nach dem anderen kam zum Vorschein, elf Stück an der Zahl, alle mit schwarz-braunem Fell: Vater, Mutter, Kinder. Aber nur zwei Exemplare piepsten. Neun der wie aussortierte Lumpen weggeworfenen Nager sind wohl elendig „verdurstet und verhungert“, sagt Tiersanitäter Frank Hambüchen vom Notdienst des Tierschutzvereins. Die beiden Jungtiere, die diese herzlose Form der „Entsorgung“ überlebt haben, werden nun im Duisburger Tierheim aufgepäppelt.
Ein oder mehrere unbekannte(r) Tierquäler hatte(n) die Rosettenmeerschweinchen – ein Bock, ein Muttertier und unterschiedlich alte Jungtiere – offenbar allesamt lebendig und vor mehreren Tagen bereits in den Container Am Brunnen geworfen. Der Octeo-Angestellte alarmierte am Dienstagmorgen sofort die Polizei. „Unsere Kollegen“, so Polizeisprecherin Daniela Krasch, „haben das Tierheim verständigt.“ Frank Hambüchen holte die auf den ersten Blick quietschfidelen Überlebenden ab.
Tüte voller Reptilien aus dem Rhein gefischt
Am Vormittag wurden sie in der Kleintierklinik Asterlagen untersucht. Die Diagnose macht Hoffnung auf ein Happy End. Hambüchen: „Sie sind ziemlich schwach und abgemagert, aber scheinbar trotzdem gesund.“ Und munter und hungrig, versteht sich: Als der 42-jährige Tierpfleger den etwa drei und fünf Monate alten Jungtieren am Mittag Gemüse und Früchte servierte, „haben sie direkt alles weggeputzt". Auch der gesunde Appetit ist ein gutes Zeichen. In der Quarantänestation des Tierheims sollen sie nun zwei, drei Wochen beobachtet und gepflegt werden. Im Erfolgsfalle suchen die Kleintiere danach ein Zuhause und werden auf der Vermittlungsseite des Vereins vorgestellt.
Der 51-jährige Duisburger, der sie aus ihrem dunklen Gefängnis befreite, leert den Behälter wöchentlich, immer dienstags im Auftrag von Octeo, einem Ableger der Stadttochter Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV). Der Täter muss die Tiere vor mehreren Tagen schon weggeworfen haben. „Ohne Futter und Pappkarton, direkt in den Container“, so Hambüchen. Ausgesetzte Haustiere muss er häufiger abholen, das Schicksal der Meerschweinchen-Familie berühre ihn aber schon besonders. Vor etwa zwei Jahren hat er eine Plastiktüte mit 20 toten Reptilien aus dem Rhein gefischt, und vor seiner Zeit – etwa sieben Jahre sei das her –, „da haben meine Kollegen mal einen toten Hund aus einem Altkleidercontainer holen müssen." Die Beine des australischen Schäferhundes waren damals mit Kabelbindern verschnürt.
Bis zu drei Jahre ins Gefängnis
Der Octeo-Mitarbeiter hat Anzeige erstattet. Ein solcher Verstoß gegen das Tierschutzgesetz kann mit einer bis zu dreijährigen Freiheitsstrafe bestraft werden. So steht es im Paragrafen 17 des Tierschutzgesetzes. Ins Gefängnis können danach Tierquäler geschickt werden, die ein Wirbeltier „ohne vernünftigen Grund“ getötet oder diesem aus aus „Rohheit“ wiederholt Schmerzen zugefügt haben. Was auch immer die Besitzer der Meerschweinchenfamilie geritten hat, einen „vernünftigen Grund“, deren Tod in Kauf zu nehmen, hatten sie freilich nicht. „Sie hätten sie uns doch einfach bringen können", erklärt Hambüchen. „Notfalls hätten sie sie in einer Kiste vor dem Tierheim abstellen können.“ So oder so: Auch die nun nun tot gefundenen Familienmitglieder hätten die Chance auf ein neues Zuhause und tierliebe Besitzer gehabt.