Duisburg. .

Mit Beginn des Glockenschlages der Salvatorkirche gestern Mittag pünktlich um 12 Uhr senkten sich einige hundert Meter weiter vor dem DGB-Haus am Stapeltor die Häupter von über 150 Menschen. Kein Wort war mehr zu hören.

Jeder Einzelne trauerte still für sich, gedachte in diesem Moment der Opfer der rechtsextremen Terrorzelle aus Thüringen und war mit seinen Gedanken sicher auch bei den Hinterbliebenen der Ermordeten. Mit dieser öffentlichen Schweigeminute, zu der die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, der DGB-Bundesvorstand und das Bündnis für Toleranz und Zivilcourage Duisburg aufgerufen hatten, wurde bundesweit ein deutlich sichtbares Zeichen gesetzt – und so auch in dieser Stadt.

„Wir müssen eine Stadt sein und bleiben, die offen ist“, sagte Alt-OB Josef Krings in seinem kurzen, mit energischer Stimme vorgetragenen Appell. „Der Opfer zu gedenken, ist unsere Verpflichtung.“ Vor ihm hatte der DGB-Regionsvorsitzende Rainer Bischoff die Taten der Rechtsextremisten scharf verurteilt: „Rassismus ist der niederste Beweggrund für einen Mord.“

Und Wolfgang Schmitz, der Hauptgeschäftsführer des Duisburger Unternehmerverbandes, mahnte in eindringlichen Worten, dass junge Menschen eine private und berufliche Perspektive bräuchten, um nicht in Gefahr zu geraten, auf das tumbe Gedankengut der Neonazis hereinzufallen.

Den Menschen sehen

Als Repräsentant der Stadtverwaltung war Stadtdirektor Peter Greulich anwesend. „Ich bin aber heute als Privatperson hier. Das war mir ein besonderes Bedürfnis.“ Es sei traurig, so Greulich, dass im Alltag immer noch zu oft von „Ausländern“, „Fremden“ oder „Personen mit Migrationshintergrund“ die Rede sei.

Dabei gelte es doch, als erstes den Menschen zu sehen – und ihn nicht nach seiner Herkunft zu beurteilen. Diese Einstellung müsse an junge Menschen weitergegeben werden. „Die Leute, die heute hier stehen, sind bereits dieser Überzeugung“, sagte Greulich. Doch in anderen Teilen der Bevölkerung müsse sich dieses Bewusstsein erst noch entwickeln.