Duisburg. . Bei den Ermittlungen gegen die rechtsextreme Zwickauer Terrorzelle NSU wird eine Verbindung zu einem ungeklärten Anschlag in Duisburg geprüft. Im Dezember 2003 war ein türkischstämmiger Gastwirt angeschossen worden – mit einem Schussapparat, wie er auch in der NSU-Wohnung gefunden wurde.

Die rechtsextreme Zwickauer Terrorzelle ist möglicherweise für einen zweiten Mordanschlag im Ruhrgebiet verantwortlich. Das Landeskriminalamt NRW prüft, ob ein bis heute ungeklärt gebliebener versuchter Mord in Duisburg-Meiderich am 15. Dezember 2003 von Mitgliedern der Gruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) begangen worden ist.

Die Nazi-Terrorzelle war im November aufgeflogen. Der Generalbundesanwalt macht sie bisher für neun Morde, darunter einen in Dortmund, zwei Sprengstoffanschläge und 14 Banküberfälle verantwortlich. Weitere unbekannte Tötungsdelikte des NeonaziTrios Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe schließt das Bundeskriminalamt nicht aus.

Akte ging ans Landeskriminalamt

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft in Duisburg, Detlev Nowotsch, bestätigte der WAZ, die Akte des Anschlags vom 15. Dezember 2003 sei inzwischen an das Landeskriminalamt geschickt worden, um dort auf einen NSU-Hintergrund überprüft zu werden. Anlass ist offenbar eine vergleichbare Tatwaffe. Der Meidericher Anschlag, den das Opfer, der türkischstämmige Gastwirt Y., durch einen Zufall überlebte, wurde mit einem ferngesteuerten Schussapparat durchgeführt. Ein Apparat ähnlicher Bauart wurde nach WAZ-Informationen in dem abgebrannten Haus der Verdächtigen Beate Zschäpe in Zwickau gefunden.

Die damalige Tat war spektakulär: Y. verließ gegen zwei Uhr früh seine Gastwirtschaft in Meiderich, setzte sein Auto rückwärts aus dem Privatparkplatz und überfuhr dabei einen installierten Draht. Dieser löste die auf einem Bahndamm errichtete Selbstschussanlage aus, die genau auf die Kopfhöhe des Fahrers ausgerichtet war. Der Schuss, der durch die Windschutzscheibe ging, traf Y. allerdings nur in den Oberarm, weil er sich nach seinem heruntergefallenen Handy gebückt hatte. Das Opfer wurde schwer verletzt.

Obwohl die Polizei zahlreiche Spuren in das private und wirtschaftliche Umfeld des Opfers verfolgte, verliefen die Ermittlungen ohne Ergebnis. Die Experten der Polizei fanden damals allerdings Hinweise, dass die Selbstschussanlage bereits mehrfach genutzt worden war.