Duisburg.

Zeitsprung im Lehmbruck-Museum. Nachdem die Knieende und ihre Gäste das Feld geräumt haben, hält die Gegenwartskunst Einzug an der Friedrich-Wilhelm-Straße.

„Bis zur Documenta in Kassel wollen wir ein Haus bieten, das aktuell ist“, kündigt Museumsdirektor Raimund Stecker an. Ausstellungen von Nicola Schrudde, Georg Horne­mann und Kris Martin machen den Anfang.

Mitten in das Gebäude mit seinen großen Glasflächen wurde in den letzten Wochen ein Raum gebaut, der mit seinen mattschwarzen Wänden nicht nur die Blicke der Besucher auf sich zieht, sondern auch allen Schein des Tages verschluckt. Düster ist es drinnen, bedrückend und geheimnisvoll. Nirgends könnte das kleine goldene Skelett mehr zur Geltung kommen. Das erste Ausstellungsstück zieht die Besucher in dieser Umgebung an wie das Licht die Motte. Entstanden ist es im Atelier des Goldschmieds und Künstlers Georg Hornemann. Die filigrane Arbeit öffnet die Tür in eine funkelnde Wunderwelt. Kein Zufall, dass im Blickfeld des Besuchers vor dem Betreten und nach dem Verlassen des Raumes das surreale Max-Ernst-Bild „Die Versuchung des Heiligen Antonius“ auftaucht.

Zahlreiche Versuchungen warten in dem dunklen Irrgarten auf Entdeckung: ein blühendes Feld von edelsteinbesetzten Ringen, polierte Schädel aus Gold, verschlungene Figuren aus der Mythologie. Die Materiealien sind anziehend, doch noch mehr die Perfektion der Arbeiten und ihre der Welt entrückte Anmutung. Die Natur, wünscht sich Horne­mann, soll in den Stücken weiterleben. Doch es ist eine romantisierte, bisher nie gesehene.

Im Souterrain des Lehmbruck-Museums begegnet man ebenfalls der Natur. „Wie eine Landschaftsführerin“ fühlt sich Nicola Schrudde, wenn sie den Besuchern ihren „Glanz der Nacht“ vorstellt. Die Kombination aus Video, Skulptur und Installation wirkt im ersten Moment beunruhigend, doch können die Blicke zwischen all den visuellen Reizen auch an Bekanntem andocken.

Die Bekanntheit der Laokoon-Gruppe nutzt Kris Martin aus, um mit dem Betrachter in einen Dialog zu treten. Der belgische Künstler entriss dem Werk ein wichtiges Element, konnte damit seine Bedeutung allerdings noch unterstreichen. Beinahe reduziert wirkt die lebensgroße Skulpturengruppe – und bildet damit einen Kontrapunkt zu den „Objets d’Art“ von Georg Hornemann.