Für Bernhard Schmeltzer ist alles eine Frage der Zeit. Denn wohl niemand in Duisburg kennt sich mit historischen Uhren, speziell mit Taschenuhren, so gut aus wie der 71-jährige Uhrmachermeister aus der Innenstadt.
Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger brachten ihre geerbten oder gekauften „Schätzchen“ aus längst vergangenen Zeiten mit - und eine Menge Zeit. Denn der Andrang bei der kostenlosen Expertise war riesig. Die rund 40 Besitzer der meist gut erhaltenen Zeitnehmer, nahezu alle aus Duisburg, mussten bis zu 30 Minuten warten. Denn Bernhard Schmeltzer nahm sich für jedes Stück viel Zeit…
Mit einem prüfenden Blick nimmt Schmeltzer eine vergoldete Taschenuhr in die Hand, die ihm eine ältere Dame vorlegt. Ein Erbstück vom Großvater. Schmeltzer dreht und wendet das gute Stück langsam und sorgsam hin und her. Dann drückt er eine kleine Lupe ins rechte Auge, öffnet mit einem kleinen Stift vorsichtig das Gehäuse, sieht sich auch das Innenleben des Uhrwerks genau an.
Schon nach wenigen Augenblicken ist sich der erfahrene Uhrmachermeister sicher: „Eine sehr ordentliche Uhr mit Kompensationsunruhe und Breguet-Spirale, Marke „Perfecta“, Bauzeit etwa 1910, 585er Gold, 10 Naturrubine, sehr gutes, vergoldetes Uhrwerk, Emaillezifferblatt. Der Wert ist nicht überragend, etwa 100 Euro.“ „Darf ich die Uhr als Kettenanhänger tragen?“ will die Kundin wissen. „Auf gar keinen Fall! Denn dann stoßen sie mit der Uhr irgendwo an.“
Bernhard Schmeltzer analysiert nicht nur präzise, freundlich und geduldig Technik, Aussehen, Alter, Herkunft und Wert der Taschenuhren, ordnet sie historisch ein. Er rät: „Wenn sie die Uhr weitergeben oder veräußern wollen, müssen sie um die Uhr herum eine Geschichte machen, die auf Fakten beruht. Sie müssen das aufschreiben, was ich ihnen zu Ihrer Uhr gesagt habe. Ein Bild vom Vater oder vom Großvater dazulegen, alles was mit der Uhr eine Verbindung hat.“
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