Duisburg. . Nach der Abwahl von Duisburgs OB Adolf Sauerland übernimmt Stadtdirektor Peter Greulich dessen Geschäfte im Duisburger Rathaus. Sauerland war nicht nur Greulichs Chef - auch privat sind die beiden befreundet. Bis zur OB Neuwahl wird es einige Monate dauern.

Zum zweiten Mal musste Peter Greulich am Mittwoch das Ergebnis verkünden, dass seinen dienstlichen Vorgesetzten und privaten Freund Adolf Sauerland aus dem Amt beförderte. Als er am Mittwoch die amtliche Stimmenzahl nannte, war seine Miene deutlich entspannter als am Abwahlsonntag.

Greulich war einer der wenigen, die sich immer wieder konsequent vor den OB gestellt hatten. Vor Fernsehkameras nahm er Sauerland, der zwei Jahre älter aber einen Kopf kleiner ist, gegen jegliche Kritik in Schutz und versuchte zu erklären, warum nach der Loveparade-Tragödie sein Chef und Freund, „dieses erschütterte Häufchen Elend nicht die Kraft vermitteln konnte, die viele gesucht haben“. Jetzt ist es vorbei mit dem ungleichen Duo an der Verwaltungsspitze, gestern gingen die Dienstgeschäfte an den Stadtdirektor über.

Greulich Robert Redford der Stadtpolitik

Für die nächsten Monate konzentriert sich damit bei Greulich, den die Süddeutsche Zeitung kürzlich als den „Robert Redford der Stadtpolitik“ bezeichnete, die Macht im Rathaus. Neben seinem angedienten Dezernat für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz führt er seit April 2011 auch das Dezernat für Stadtentwicklung, was jetzt noch für ihn als „Hauptverwaltungsbeamter“ an Aufgaben hinzu kommt, ist noch gar nicht so genau abgesteckt.

Es geht nicht allein um die Führung der 6000 Mitarbeiter starken Stadtverwaltung. Der OB war Vorsitzender zahlreicher Aufsichtsräte. Hafen AG, DVV, Stadtwerke und Sparkasse, diese Gremien können nicht bis zum Sommer kopflos bleiben. Im Rathaus prüft man derzeit, was davon alles an Greulich übergeht. Fest steht: Um Langeweile muss er sich nicht sorgen.

"Es wird eine sehr große Erleichterung"

„Hier liegen noch acht Unterschriftenmappen“, sagt Greulich beim Blick auf seinen Schreibtisch. Bei seinem ureigenen Dezernat verlässt er sich auf seine Mitarbeiter im Umwelt- und Gesundheitsamt. „Denen vertraue ich blind, die arbeiten vollkommen selbstständig“. Der Stadtentwicklung mit den Großprojekten Duisburger Freiheit und Factory Outlet Center galt die Aufmerksamkeit und Anstrengend. „Das macht aber vor allem Spaß“, betont Greulich immer wieder. Denn er macht auch kein Hehl daraus, dass er das Dezernat gerne behalten hätte. Einzelne Entscheidung behalte er sich vor, besonders die Abschlussphase bei der Duisburger Freiheit will er an sich ziehen. „Ein laufendes Projekt in dieser Phase sollte man nicht übergeben“, so Greulich. Dennoch sehe er dem Dienstantritt des neuen Planungsdezernenten Carsten Tum am 1. April „mit Freude“ entgegen: „Es wird eine sehr große Erleichterung“.

Davor allerdings steht Anfang März noch die „Mipim“, die internationale Immobilienmesse in Cannes, auf dem Terminplan. Ohne OB und ohne Chefplaner wird sich Duisburg dort nicht sehen lassen können. Das Zeitfenster für Greulich ist allerdings eng: Am Dienstag ist Umwelt-, am Donnerstag Stadtentwicklungsausschuss, bleibt der Mittwoch, um morgens hin- und abends wieder zurück zu fliegen. Es wird einer der Termine sein, dem Greulich wohl die geringste Freude entgegen bringen kann: Der Stadtdirektor, der um sein smartes Auftreten bemüht ist und bei hitzigen Gesprächen die Wogen schon mal mit charmanten Worten glätten kann, bekennt sich zu einer Schwäche: Er hat Flugangst. Im vergangenen Jahr ist er die 1300 Kilometer mit dem Auto gefahren.