Duisburg. . Innenminister Ralf Jäger will als Chef der Duisburger SPD einen geeigneten OB-Kandidaten finden. Auf seiner Suche führt kein Weg an der Abwahlinitiative „Neuanfang für Duisburg“ vorbei. Deren Sprecher Theo Steegmann sieht sogar in den eigenen Reihen „geeignete Köpfe“.

Die Abwahl des Duisburger Oberbürgermeisters Adolf Sauerland (CDU) ist der Erfolg einer Bürgerbewegung, ein echtes Gemeinschaftswerk, das die Bürgerinitiative „Neuanfang für Duisburg“ angestoßen und mit aller Kraft vorangetrieben hat. Und Theo Steegmann ist so etwas wie das Gesicht dieser Bürgerbewegung. Der ehemalige Betriebsrat des Rheinhausener Krupp-Werkes ist wie Werner Hüsken Sprecher der Abwahlinitiative. Sie haben „Neuanfang für Duisburg“ im Juni 2011 gegründet, die Unterschriftensammlung initiiert. Vor allem an Theo Steegmann kommt seit Sonntag also kein Fernsehsender, kein Journalist mehr vorbei, der über die überraschend deutliche Abwahl Sauerlands berichtet. Und auch für Innenminister Ralf Jäger, den Chef der Duisburger SPD, sind Steegmann und Hüsken die ersten Ansprechpartner. Schließlich will Jäger einen geeigneten OB-Kandidaten finden.

Steegmann bleibt dabei: Er will nicht OB werden

Am Sonntagabend, kurz nachdem Stadtdirektor Greulich das Ergebnis der Abstimmung bekanntgegeben hatte, kündigte Jäger bereits an, „gleich morgen“ Gespräche „mit den Parteien und Gruppen im Abwahlbündnis und der Bürgerinitiative“ führen zu wollen, um einen gemeinsamen OB-Kandidaten zu finden. Einen, so Jäger, der die „breite Unterstützung der Bevölkerung erfährt“. Mit Jägers Vorstoß kann Theo Steegmann gut leben, nur ganz so eilig wie der Innenminister hat es der 56-Jährige nicht. „Nach all der Aufregung und dem Stress – wir hatten ja seit Juni keine Atempause – gönnen wir uns erstmal die Karnevalswoche über Ruhe.“

Erst kommende Woche will sich der „Aktionsvorstand“ der Bürgerinitiative wieder treffen, erst danach sei sie für Vorschläge offen. Was die „Neuanfänger“ sich wünschen, haben sie ja seit der Übergabe der fast 80.000 Unterschriften an den Stadtrat am 17. Oktober immer wieder laut und deutlich gesagt: einen „überparteilichen Kandidaten“. Renommee soll er haben, akzeptiert soll er werden. „Und zwar von der gesamten Bevölkerung“, betont Steegmann beinahe schon mit jener Hartnäckigkeit, mit der sein Team Adolf Sauerland aus dem Amt gejagt hat. Dass der Kandidat – von einer Kandidatin spricht zurzeit übrigens niemand – Mitglied einer Partei ist, sei damit „ja nicht von vornherein ausgeschlossen“.

Die bei den Sozialdemokraten gehandelten Namen möglicher Kandidaten will der Anti-Sauerland aber partout nicht kommentieren. Er sagt einfach gar nichts. Nichts über den Landtagsabgeordneten Sören Link, den DGB-Chef Rainer Bischoff, den ehemaligen OB-Kandidaten Jürgen C. Brandt, die Kölner Regierungspräsidentin Gisela Walsken, die Bundestagsabgeordnete Bärbel Bas und ebenfalls nichts über Parteichef Ralf Jäger.

Dafür betont er vom Erfolg beflügelt, dass er auch in den Reihen der Bürgerinitiative „Köpfe“ sehe, „denen ich diese Aufgabe zutraue“. Und nein, er selbst, wolle nicht Oberbürgermeister von Duisburg werden: „Das habe ich von Anfang an ausgeschlossen.“

Nächstes Thema: Outlet-Center und Zinkhüttensiedlung

Stattdessen will der studierte Berufspädagoge mit seinen Leuten Kriterien für den Kandidaten erarbeiten, um dann auf Vorschläge reagieren und gegebenenfalls sogar mit eigenen Vorschlägen kontern zu können.

Und das ist nicht Steegmanns einziger Plan: Auf der Siegesfeier der Initiative im Lehmbruck-Museum, bei der er und Jäger gleichermaßen ausgelassen gefeiert wurden, hatte Steegmann bereits angekündigt, die Abwahl sei nicht das Ende des „Neuanfangs für Duisburg“. Worauf er hinaus will? Die BI will politisch auch bei anderen Themen, die Duisburger bewegen, mitmischen. In der Auseinandersetzung um die Ansiedlung des Factory Outlet Centers etwa, die den Abriss der Zinkhüttensiedlung in Hamborn zur Folge haben soll. „Aber dazu müssen wir uns erst Fachkompetenz erarbeiten“, gibt Steegmann offen und ehrlich zu. Als Mittel schweben ihm Arbeitsgruppen vor, in denen sich auch alle Bürger einbringen sollen.

Diese kommunalpolitischen Ambitionen sollen aber, zumindest wenn es nach Steegmann geht, nicht zur Gründung einer Partei führen. Dass „Neuanfang für Duisburg“ eines Tages im Duisburger Stadtrat mitmischt, will er dann aber doch nicht ganz ausschließen: „Wer weiß schon, was 2014 ist.“