Duisburg.
Wer gestern zu den Stoßzeiten die Wahllokale der evangelischen Gemeinden betrat, um für die Presbyteriumswahl abzustimmen, musste sich erst einmal in eine Schlange einreihen. In zwölf Bezirken konnten Kirchenmitglieder ihre Gemeindeleitung neu wählen.
In Obermeiderich, Hamborn und Ruhrort-Beeck standen die Presbyter hingegen schon vorher fest, denn die Anzahl der Kandidaten stimmte mit den zu vergebenen Plätzen in der Gemeindeleitung überein.
Besonders vor und nach den Gottesdiensten waren die Wahllokale voll. „Es sieht gut aus bis jetzt“, stellte Pfarrer Stefan Korn um die Mittagszeit zufrieden fest. Der Urnengang in seiner Duisserner Gemeinde fand in diesem Jahr in der Notkirche statt. Den mit den handgeschriebenen Zetteln beschilderten Weg kannten die meisten Wähler bereits aus den Vorjahren. „Ich gehe immer zur Wahl, um mitbestimmen zu können“, sagt Heide Munzig (69) aus Duissern. Sie kennt viele der sechs Kandidaten ihrer Gemeinde persönlich und die anderen aus dem Informationsbrief der Gemeinde.
Auch Bernhard Heilmann (55) geht immer zur Wahl. „Ich war erst beim Gottesdienst und gehe jetzt wählen“, erklärt er. Für Ingrid Johannsen ist es die erste Presbyterwahl seit langem, denn sie ist erst seit einem Jahr wieder in der Gemeinde. Das Abstimmen hat für sie dennoch einen großen Wert: „Wenn ich hinterher meckere, muss ich wissen, warum“, sagt die 70-jährige lachend. Auch einige Presbyter-Kandidaten haben sich unter die Wählerschaft gemischt. „Wer noch kann und gebraucht wird, sollte sich engagieren, egal wo“, lautet das Motto von Dorothee Wouda (65), die seit 2008 dem Presbyterium angehört. Sie findet, es sei eine schöne Aufgabe.
Pfarrer Korn teilte Kandidaten das Ergebnis persönlich mit
Während Pfarrer Korn die Duisserner Kandidaten nach der Auszählung persönlich anrief, um ihnen das Ergebnis mitzuteilen, feierte die Kirchengemeinde Wanheim zusammen. „Nach der öffentlichen Auszählung trinken wir was zusammen. Ein Kasten Bier steht schon in der Garage kalt“, lacht Pfarrer Friedrich Brand. Auch Marion Voß war bei den Feierlichkeiten dabei. In diesem Jahr hat sie sich zum ersten Mal für das Presbyteramt zur Wahl gestellt und würde gerne an der Gemeindeleitung teilhaben. „Meine Mutter war auch Presbyterin“, sagt die 52-jährige und fügt hinzu: „Schon öfter sind Leute an mich herangetreten und haben mich gefragt, ob ich mich nicht zur Wahl stellen wolle.“ Sie habe bis heute gewartet, da sie mit ihren drei Kindern in der Vergangenheit zeitlich ausgelastet war. Jetzt habe sie wieder freie Kapazitäten. „Ich will mit Leib und Seele dabei sein“, sagt sie.
In allen beteiligten Kirchengemeinden zählte der Wahlvorstand, nach Schließung des Wahllokals, die Stimmen aus. Anschließend wurden diese zur Salvator-Kirche gebracht. Dort werden die End-Ergebnisse heute offiziell verkündet. Einen Bericht dazu gibt es in unserer morgigen Ausgabe.
Info: Seit mehr als 400 Jahren finden in der Evangelischen Kirche im Rheinland Presbyteriumswahlen statt. In Duisburg gibt es derzeit rund 57.000 wahlberechtigte Gemeindemitglieder. 192 Kandidaten stellten sich zur Wahl: 111 davon Frauen und 81 Männer. Mehr Infos zur Presbyteriumswahl im Internet: www.kirche-duisburg.de.