Duisburg. Der geplante Abriss der Siedlung am Zinkhüttenplatz zugunsten des Outlet-Centers im Duisburger Norden könnten nur der Anfang sein: Denn in Duisburg stehen immer mehr Wohnungen leer. Und die Stadt schrumpft weiter. In etlichen Stadtteilen droht Abriss - nicht zuletzt, um die verbleibenden Bewohner finanziell von Gebühren zu entlasten.

Die Mieter der Hamborner Zinkhütten-Siedlung setzen sich zur Wehr, ziehen vors Rathaus, bilden eine Menschenkette, um ihre Häuser vorm drohenden Abriss zu bewahren. Szenen wie diese könnten sich mehren in den nächsten Jahren. Denn Duisburg schrumpft, die Zahl der leer stehenden Wohnungen steigt.

Rund 14.000 Wohnungen sind in Duisburg aktuell ohne Bewohner. Diese Zahl nennt Stadtdirektor Dr. Peter Greulich, der vorübergehend auch das Planungsdezernat leitet. Duisburg sei in besten Zeiten auf eine Bewohnerzahl von 620.000 ausgelegt worden, doch liege die Einwohnerzahl inzwischen deutlich unter 500.000 – Tendenz: weiter sinkend. Auch in der Siedlung, die dem geplanten Outlet Center weichen soll, stehen nach Angaben von Vermieter Immeo schon 50 der knapp 400 Wohnungen leer.

Ex-Planungsdezernent der Stadt ist vom Abriss überzeugt

„Wir müssen Teile der Stadt abreißen“, war schon Ex-Planungsdezernent Jürgen Dressler überzeugt. Es werde unvermeidlich sein, sich vor allem von unattraktiven Wohngegenden zu trennen, so der 2011 in den Ruhestand gegangene Dezernent. Dabei gehe es nicht nur um Leerstand, sondern auch um Kosten für Infrastruktur. Beispiel: Immer weniger Bürger müssen pro Kopf immer höhere Gebühren bezahlen, um ein längst zu großes Kanalnetz zu unterhalten.

Schon 2008 gab es eine Abrissaktion in einer Großsiedlung mit dem Ziel, das Quartier als solches attraktiver zu machen und Leerstand zu beseitigen. Das Immobilienunternehmen Sahle ließ in Neumühl die Bagger anrücken, um eine Hochhaus-Siedlung aus den 60er und 70er Jahren teilweise abzureißen. Von 370 Wohnungen blieben 313, die allerdings energetisch saniert und vor allem barrierefrei: „Nicht nur die Wohnungen werden älter”, verwies Investor Uwe Sahle seinerzeit auf die Altersstruktur seiner Mieter in Neumühl.

Bruckhausen wurde zum Problemfall

Noch augenfälliger ist das Leerstand-Problem in Bruckhausen, einst ein blühender Stadtteil vor den Toren des Thyssen-Werkes. Genau diese einst vorteilhafte Nähe wurde in den letzten Jahrzehnten zum Problemfall. Die Wohnungen zu vermieten, wurde immer schwieriger. Im selben Maße sank die Bereitschaft, in die Bausubstanz zu investieren. Nun wird abgerissen in großem Stil, um Platz zu schaffen für den „Grüngürtel“ zwischen Industrie und Wohnbebauung, der den Rest des Stadtteils attraktiver machen könnte.

Menschenkette am Zinkhüttenplatz

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