Duisburg. . Am Donnerstag, 26. Januar, soll im 125. Jahr des Bestehens – eigentlich ein Jubiläum – ein Schlussstrich gezogen werden unter die Geschichte des Tierschutzvereins Duisburg. Geldmangel könne nicht der Grund sein für die Auflösung des Vereins, sagen Mitglieder. Denn der Verein müsse laut ihrer Rechnung mindestens über 150.000 Euro verfügen.
Im Dezember starb nach Klinikaufenthalt und schwerer Krankheit Ernst-Joachim Saalfeld, der Vorsitzende des Tierschutzvereins Duisburg. Nun soll der Verein, der sich seit 1887 der guten Sache verschrieben hat, wegen angeblichen Geldmangels aufgelöst werden. Am Donnerstag, 26. Januar, soll im 125. Jahr des Bestehens – eigentlich ein Jubiläum – ein Schlussstrich gezogen werden.
Ein umstrittener Schlussstrich, denn ehemalige Angestellte des Vereins und einige der rund 275 Mitglieder (Namen und Adressen der Redaktion bekannt) können die Umstände und Gründe für die geplante Auflösung des Vereins, der zurzeit von einem Vorstand ohne 1. Vorsitzenden geführt wird, nicht nachvollziehen. Geldmangel könne nicht der Grund sein, sagen sie. Denn der Verein müsse laut ihrer Rechnung mindestens über 150.000 Euro verfügen.
Laut Vereinsregister gehören dem Vorstand nach dem Tod von Joachim Saalfeld am 6. Dezember noch die Rentnerinnen Ernestine Brands (2. Kassiererin) und Brigitte Bärchem (1. Kassiererin) an, beide sind deutlich älter als 70 Jahre. Die über 80-jährige Magdalene Blümer ist zwar nicht im Vereinsregister eingetragen, wurde aber vom Vorstand kommissarisch zur 2. Vorsitzenden bestimmt. Außerdem sind im Vorstand: der 2. Schriftführer Oliver Straub aus Duisburg, Jahrgang 1975, und der in Hamburg gemeldete Tom-Manuel Frahm, Jahrgang 1980, der seit 2009 als 1. Schriftführer des Vereins geführt wird.
Tierschutz war in den Hintergrund gerückt
Nach Recherchen der WAZ ging es in den vergangenen Monaten nicht mehr um Tierschutz, sondern in erster Linie um die schrittweise Abwicklung des Vereins, was unter anderem den Verkauf eines vereinseigenen Einfamilienhauses beinhaltete. Das Haus an der Ziegelhorststraße 117 in Röttgersbach, das 2010 vom Tierschutzverein nach Eingang einer Großspende von 250.000 Euro erworben wurde. Dort entstand das Katzenhaus des Vereins, das im Frühjahr 2011 wieder aufgegeben wurde. Das Haus wurde im Anschluss für rund 180.000 Euro verkauft.
Auch der Verbleib von Spenden aus der Zeit zwischen 2009 und dem heutigen Tage, sagen die Mitglieder, sei ungeklärt. Nach Saalfelds Tod verschwand auch der vereinseigene Pkw mit dazugehörigem Anhänger. Außerdem soll nach Informationen der WAZ wohl das Saalfeld-Haus an der Franzstraße 18 in Walsum verkauft werden, in dem der Verein seine Geschäftsstelle hat. Dies hat Schriftführer Tom-Manuel Frahm vor Vereinsmitgliedern geäußert.
Alle anfallenden Renovierungs- und Instandsetzungsarbeiten rund um die Saalfeld-Häuser soll ab 2010 jener Frahm erledigt haben. Der sei, so berichten Vereinsmitglieder übereinstimmend, in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Vertrauten, ja fast zu einem Ersatz-Sohn für das Ehepaar Saalfeld geworden, das selbst früh den Verlust eines leiblichen Sohnes verkraften musste.
Frahm selbst, sagen Menschen, die ihn kennen, habe sich in der Vergangenheit manchmal als Neffe, als Freund der Tochter oder auch als Adoptivsohn des Ehepaars Saalfeld ausgegeben. Die Saalfelds haben jedoch nachweislich keine Tochter. Auch keinen Adoptivsohn.
Frahm gab sich auch gegenüber der WAZ als Saalfelds "Sohn" aus
Gegenüber einem Redakteur der WAZ-Mediengruppe behauptete Frahm im Sommer 2011 ebenfalls, dass er Saalfelds „Sohn“ sei. Damals ging es um den angedrohten Rauswurf des Tierschutzvereins aus einem Bundesverband der Tierschutzorganisationen. Damals behauptete Frahm auch, er sei studierter Jurist, was er öffentlich ebenfalls wiederholt geäußert hat. Auch das ist nicht die Wahrheit. In Deutschland ist Frahm als Anwalt nicht zugelassen, in keiner Anwaltskammer registriert.
Dennoch war es sehr eng, das Verhältnis zwischen Vereins-Schriftführer Frahm und dem Ehepaar Saalfeld. Dies zeigt die Todesanzeige für Ernst-Joachim Saalfeld, auf der neben der Witwe lediglich Frahm kondolierte.
Während die anderen Vorstands-Mitglieder für Stellungnahmen in Bezug auf die anstehende Vereinsauflösung nicht zu erreichen waren, wollte Frahm zur Situation des Vereins gegenüber der WAZ keinen Kommentar abgeben.
„Ich bin doch nur Schriftführer des Vereins“, sagte Frahm, außerdem halte er sich in Hamburg auf: „Da fragen sie mal die Vorstands-Mitglieder, die ihnen meine Nummer gegeben haben.“ Zur Vereinsauflösung werde er erscheinen, sagte Frahm.