Duisburg. .
18.30 Uhr, Läden runter, Ladenschluss – das war einmal. Shopping bis tief in die Nacht – auch das könnte bald wieder Vergangenheit sein. Die Politiker im Landtag diskutieren über strengere Ladenschlusszeiten. Duisburgs Einzelhandel sieht’s mit einigen Befürchtungen, gerade in der wieder erstarkten Innenstadt. Die Forderung der Händler: „Lasst doch einfach die Kunden entscheiden.“
„Die Händler öffnen nur, wenn der Umsatz stimmt“, sagt Doris Lewitzky vom Einzelhandelsverband, eine Notwendigkeit, die Öffnungszeiten neu zu regulieren, sehe man nicht: „Das Hin-und-her ist nicht produktiv.“
Der Handel habe in den letzten Jahren getestet, welche Ladenzeiten bei der Kundschaft ankommen, und festgestellt, dass sich die Einkaufsgewohnheiten verändert haben. So sei die City am Samstag vormittags fast leer, fülle sich aber ab Mittag zusehens. Diesen Konsumvorliebe folge der Handel mit seinen Öffnungszeiten: „Wenn’s sich nicht rentiert, wird’s nicht angeboten.“
"Man sollte die Kunden abstimmen lassen"
„Der Weg zurück ist falsch“, sagt City-Manager Klaus-Peter Tomberg zu den politischen Bestrebungen im Landtag. Die Innenstadt habe von der Freigabe der Öffnungszeiten profitiert und ebenso von verkaufsoffenen Sonntagen. Ausufernde Rund-um-die-Uhr-Ladenzeiten wünsche eh keiner: „In Deutschland ist so etwas nicht möglich und auch nicht nötig.“
Lutz Müller, Center-Manager im „Forum“: „Man sollte die Kunden abstimmen lassen – nämlich mit den Füßen.“ Ladenschluss um 20 Uhr hat sich nach seiner Einschätzung bewährt, „mehr brauchen wir regelmäßig auch nicht“. Samstags sei zu beobachten, dass gerade Familien morgens Alltagseinkäufe – etwa Lebensmittel – in der Wohnortnähe erledigten, um anschließend in die Innenstadt zu kommen: „Dadurch sind die Kunden entspannter und auch die Mitarbeiter.“ Sein Fazit: „Die jetzige Lösung ist richtiges Augenmaß.“
Schutz der Arbeitnehmer
Das sieht man bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, zuständig für die Handelsmitarbeiter, anders: „Die Beschäftigten haben überhaupt nichts gewonnen, es gibt nicht mehr Beschäftigung“, analysiert Britta Munkler die Folgen der liberalisierten Ladenöffnungszeiten. Es gebe allenfalls eine Zunahme der 400-Euro-Kräfte, die vor allem abends ohne tarifliche Zuschläge eingesetzt würden.
Ein „Zurück zu den alten Zeiten“ will man Verdi aber nicht: „Die Menschen sind schon bereit, bis 20 Uhr zu arbeiten“, sagt Munkler, vor allem jüngere Kollegen hätten oft nichts gegen eine späteren Arbeitsbeginn. Die Wunschzeiten aus Gewerkschaftssicht: werktags bis 20 Uhr, samstags bis 18 Uhr, und die Sonntagsöffnung „muss auf jeden Fall vom Tisch“. Da sei man sich einig mit den Kirchen, wobei auch Munkler einräumt: „Mit vier Sonntagen im Jahr kann man leben.“
In der Debatte solle um die Öffnungszeiten, mahnt Lewitzky, dürfe man die Konkurrenz in Holland und im Internet nicht vergessen: Es drohe ein Abwandern von Kunden.