Duisburg. Donnerstagabend. 22.55 Uhr. Die beste Zeit zum Einkaufen. Der heimische Kühlschrank ist leer, Nachschub muss her. Früher wäre man vielleicht zur Tankstelle gefahren oder zum Imbiss. Doch "Kaufland" in Duisburg hat bis Mitternacht geöffnet. Die Testphase wird wegen guter Resonanz verlängert
Neuerdings kann man die Zutaten für den Mitternachtssnack auch zu später Stunde im Supermarkt kaufen. „Kaufland” in Ruhrort hat neuerdings bis 24 Uhr geöffnet. Im Dezember begann die Testphase – und wurde wegen der guten Resonanz bis Ende Januar verlängert.
Schätzungsweise 20 Personen schieben um diese Uhrzeite ihre Wagen durch die Gänge. Alles ist an seinem Platz. Drinnen merkt man nicht, wie spät es schon ist. Im Korb von Ceylan Cay stapeln sich Frischkäse, Pomelos und allerlei andere Lebensmittel. Sie sucht gerade Ananas. „Ich bin auf die Idee gekommen, einen Kuchen zu backen und brauchte noch Zutaten”, erklärt die 25-Jährige. Tagsüber arbeitet sie zwar nicht, findet die Öffnungszeiten dennoch „total gut”.
Zwischen Frischhaltedosen und Molkerei-Abteilung kreuzen sich die Wege von Ceylan Cay und Frau Kocak. Die Ruhrorterin möchte nur „Frau Kocak” genannt werden. Sie stützt sich auf eine Gehhilfe. Inspiziert die Plastikdosen. Die Aufbewahrungsboxen sind im Angebot. „Tagsüber passe ich auf meine Enkel auf. Und manchmal habe ich ziemlich Knochenschmerzen. Dann ist es gut, wenn ich später noch was einkaufen kann”, erzählt die 64-Jährige und schaut sich weiter nach Schnäppchen um.
Keine mürrischen Verkäufer
„Die langen Öffnungszeiten werden überraschend gut angenommen. Die Leute fragen das gesamte Sortiment nach”, zieht Kerstin Zimmermann eine erste Bilanz. Sie leitet die „Kaufland”-Filiale. Es kommen also nicht nur Spontan-Käufer. Mancher Kunde arbeitet eine lange Liste ab. Bundesweit haben zehn Supermärkte der Kette bis 24 Uhr geöffnet. Der Ruhrorter ist der neueste von vier Läden in Duisburg. Deshalb fiel die Wahl auf diese Filiale. „Wir haben zehn neue Mitarbeiter eingestellt, um die Erweiterung der Ladenöffnungszeiten abzudecken.” Beim Erstellen der Dienstpläne werde zudem geachtet, ob die Verkäuferinnen ein Auto besitzen oder auf Busse und Bahnen angewiesen sind. Das Argument, dass diese Beschäftigungszeiten familienfeindlich seien, lässt Kerstin Zimmermann nicht gelten. „So bekommen viele Alleinerziehende die Chance, wenn die Kinder im Bett sind, sich etwas hinzuzuverdienen.”
Mürrisch sehen die Mitarbeiter von der Spätschicht jedenfalls nicht aus, als das Ehepaar Heimke um 23.20 Uhr ihren Wagen zur Kasse bugsiert. Mario Heimke hatte Spätschicht – und seine Gattin Manuela hat so lange gewartet, bis sie gemeinsam einkaufen gehen konnten. Ohne Stress. Zu Zeiten, wo andere sich schon bettfertig machen.
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