Duisburg. . Die Duisburgerin Angelika Kirking wurde aus fast 1000 Frauen als Covermodell für die Programmzeitschrift „Fernsehwoche“ ausgewählt. Für die 54-Jährige ist das der – vorläufige – Höhepunkt eines Weges, den sie vor zwei Jahren begonnen hat. Schon im März geht es zu einem Foto-Shooting nach Florida.

Castingshow-Spektakel und Supermodel-Wahn: Da hört es sich ziemlich unspektakulär an, wenn die Programmzeitschrift „Fernsehwoche“ fürs Titelblatt „eine tolle Frau über 40 sucht, die Lebenslust ausstrahlt“. Angelika Kirking schickt ein Foto ein, sie wird aus fast 1000 Frauen aus ganz Deutschland mit drei weiteren Kandidatinnen zu einem Foto-Shooting nach Hamburg eingeladen – und ausgewählt. Heute erscheint das Heft 2/2012, die Duisburgerin strahlt von allen Kiosken.

Für Angelika Kirking ist das der – vorläufige – Höhepunkt eines Weges, den sie vor zwei Jahren begonnen hat. Da befand sich die 54-Jährige aus Meiderich, die auch ungeschminkt mindestens 15 Jahre jünger aussieht, in einem Tal. „Ich konnte mich nicht im Spiegel ansehen“, sagt sie – und half sich selbst nach dem Motto: „Du brauchst etwas Positives“. Sie vereinbarte einen Termin mit einer Fotografin in Moers, auf deren „schöne, sensible“ Fotos sie schon zuvor aufmerksam geworden war. „Ich wollte wissen, ob noch was Hübsches an mir ist“, sagt Kirking.

„Ich konnte nicht glauben, dass ich das bin!“

„Ich hab’ mich nie geschminkt“, aber zum Fototermin wurde eine Stylistin dazu genommen, ein „ganzer Koffer Klamotten“ und die Lieblingsmusik eingepackt: „Das volle Programm.“ Die Mutter von zwei Söhnen im Alter von 29 und 23 erlebte nicht nur zwei schöne Stunden, die so waren „wie wenn sich drei Freundinnen einen schönen Tag machen“. Sondern es kamen auch Fotos dabei heraus, von denen sie „gar nicht glauben konnte, dass ich das bin“ und die ihre Söhne mit dem Satz kommentierten: „Das bist du!“ Und das habe sie rundum zufrieden gemacht. Weil das auch Ergebnis einer „Arbeit war, die ich für mich getan habe“. Zufrieden sein: Das hält Angelika Kirking für einen „Schönheitskick“. Abseits von Jugend und Magerkeit. „Das möchte ich Frauen in meinem Alter sagen: Ihr seid auch klasse!“

Als sie dann im Urlaub auf Madeira eine Frau traf, die ihr vom Wettbewerb der „Fernsehwoche“ berichtete, „habe ich drei Monate überlegt“. Sie kaufte sich die Zeitschrift zum ersten Mal, fragte sich, ob sie mit ihrem Gesicht für das Produkt stehen wolle – und kam zu dem Ergebnis: Ja. Nicht zuletzt rieten die Söhne: „Mama, zieh das mal durch.“

Sie schickte ihre Fotos fünf Tage vor Einsendeschluss ein, wurde nach Hamburg eingeladen und beschloss, sich dort „einen schönen Tag zu machen“. Wieder erlebte sie einen „supertollen Fotografen“ und eine Stylistin, die ihr Sicherheit vermittelt und sie so respektvoll behandelt habe wie ein professionelles Modell. Was die Profi-Verschönungskünstlerin der 54-Jährigen sofort ansah: „Sie rauchen nicht und waren nie auf einer Sonnenbank.“ Und außerdem fährt Kirking viel Fahrrad. „In Hamburg wurde ich rundum versorgt, es war klasse. Ein Gewinn, der unbezahlbar ist.“ Als Gastgeschenk nahm die Tochter eines Arbeiters aus Meiderich mit drei Geschwistern den Hamburgern übrigens ein Buch mit: den Haldenführer Ruhrgebiet.

Einstieg ins Model-Geschäft?

„Meine Kinder sind so stolz auf mich“, freut sich Angelika Kirking, die bei der Lebenshilfe in Oberhausen mit geistig behinderten Erwachsenen arbeitet. „Die Menschen, die ich betreue, finden das auch supertoll.“ Und ihre 87-jährige Mutter habe den schönen Satz gesagt: „Das hast du jetzt verdient, du bist immer so nett zu anderen.“

Und vielleicht öffnet sich für die 54-Jährige, die wegen der Kinder zehn Jahre nicht berufstätig war, als Model ja auch eine neue berufliche Perspektive. Sie kommt in die Kartei einer renommierten Modelagentur und fliegt im März nach Florida zu einem Foto-Shooting für die Werbekampagne einer Kosmetik, die das Altern der Haut verhindern soll.

Für Angelika Kirking hat sich mit diesen Erfolgen eine Erkenntnis ihrer verstorbenen Schwester bewahrheitet: „Im Leben kommt alles zum richtigen Zeitpunkt: Dazu muss man aufmerksam sein, bei sich sein und Mut haben.“