Essen.
Großer Andrang im Limbecker Platz: Eine Fernsehzeitung hat dort am Wochenende für ein Titelbild die schönste Essenerin über 40 gesucht. Eine Jury um TV-Moderatorin Inka Bause entscheidet, wer von den Damen im besten Alter gewinnt.
Was Heidi Klums Top-Models können, kann sie schon lange: Gekonnt posiert Eleonore Huber vor der Kamera, mit laszivem Augenaufschlag, mit bestem Lächeln. Damit will sie es aufs Cover schaffen – okay, nicht von der „Vogue“, dafür von der „Fernsehwoche“. Die Fernsehzeitung sucht ein Cover-Model über 40. „Jetzt oder nie“, hat sich Eleonore Huber gesagt. „Wenn ich mit 70 nicht auf ein Titelbild komme, wann denn dann?“
Großer Andrang am Samstag an einem Stand im Einkaufszentrum Limbecker Platz. Damen im besten Alter schlürfen Prosecco, lassen sich die Haare frisieren oder professionelles Make-Up aufsetzen. 85 Frauen sind dem Aufruf der „Fernsehwoche“ gefolgt. Das Heft wird von Frauen in einem Durchschnittsalter von 56 Jahren gelesen. Und immerhin warnen immer mehr Marketingexperten davor, für Produkte, die die Generation 50+ ansprechen, mit Gesichtern von 20-Jährigen zu werben.
„Bald spiele ich in einer Vox-Sendung die Fürstin von Hameln“
Eleonore Huber sind solche Gedankenspiele egal. Nur zu gerne ist sie dem Aufruf, von dem sie aus der Zeitung erfahren hat, gefolgt. „Immerhin war ich früher selbst mal Model“, sagt sie stolz. Auch heute fühlt sich die Dame wohl vor der Kamera, mischt immer wieder in diversen TV-Sendungen wie „Mitten im Leben“ oder „Barbara Salesch“ mit, die viele kleine Rollen zu vergeben haben. „Bald spiele ich in einer Vox-Sendung die Fürstin von Hameln“, betont sie mit passendem adligen Unterton in der Stimme. Nun aber träumt sie erst mal vom Titelbild – damit sie weiß, wie das aussehen könnte, bekommt sie ein Muster mit ihrem Motiv sogleich ausgedruckt. „Toll sieht das aus, oder?“, zeigt sie es lächelnd.
Und die Damen drumherum pflichten ihr bei. „Ihr würden wir den Sieg voll und ganz gönnen“, sagt Karina Foerster. Aus Aachen ist die 52-Jährige zum Casting angereist – mitgebracht hat sie ihre Zwillingsschwester Gabriele Forsting. „Eineiig“, lachen sie, „auch wenn man uns das nicht unbedingt ansieht“. Keine Frage, die beiden Frauen haben ihren jeweils eigenen Stil entwickelt. Von der Casting-Aktion sind sie begeistert: „Es muss ja nicht immer das perfekte Model sein“, meint Gabriele Forsting. „Wichtiger ist es, das gewisse Etwas zu haben.“
„Die Stimmung ist toll, man lernt echt nette Leuchte kennen“
Jetzt, kurz vor ihrem Auftritt als Fotomodell, macht sich bei den Damen dann aber doch ein wenig Nervosität breit. „Wenn man den Mädels bei Heidi Klum zuschaut, schüttelt man ja schon manchmal über deren Gehabe den Kopf“, so Karina Foerster. „Aber wenn man jetzt selbst in so einer Situation steckt, geht der Puls schon schnell auf 180.“ Gut, dass der Prosecco, den das Castingteam bereithält, da Abhilfe schafft. Auch die anderen Damen beruhigen sich gegenseitig. „Die Stimmung ist toll, man lernt echt nette Leuchte kennen“, ist Karina Foerster überzeugt. So sei der Besuch auch dann lohnend, wenn’s nicht fürs Titelbild reicht der Fernsehzeitung. Aber wer weiß, meint Karina Foerster, „Bei so einem Casting ist es wie mit einem Lottogewinn – wenn man gar nicht damit rechnet, dann knackt man den Jackpot.“ Oder man kommt aufs Cover . . .
Eine Jury um TV-Moderatorin Inka Bause („Bauer sucht Frau“) wählt im November dann die Siegerin aus den Bewerberinnen aus.