Essen. .

Es ist Donnerstag Abend, 20:15 Uhr. Halb Deutschland sitzt gebannt vor dem Fernseher und verfolgt fasziniert, wie sechs Mädchen von einer Challenge zur nächsten gejagt werden. Ja, hier ist die Rede von der berühmten deutschen Casting-Show „Germany´s next Topmodel“ (GNTM), die mittlerweile schon in die sechste Staffel gestartet ist. Mit dabei: Ex-Model Heidi Klum, die als Gründerin und somit wichtigstes Jurymitglied einfach dazugehört.

Tränen bei verpatzten Castings, der Kunde ist mal wieder nicht zufrieden, und der monotone „Ich habe heute leider kein Foto für dich“- Satz von Heidi, all das ist Standard bei GNTM und kommt bei den Zuschauern offensichtlich auch sehr gut an, da die Sendung schon seit Beginn 2006 mit erstaunlich hohen Einschaltquoten rechnen darf.

Doch was genau begeistert Deutschland eigentlich an diesem Glamour-Wahn? Den Ursprung findet man, wie zu erwarten, in den USA. Dort, wo Hollywood als Schöpferin der internationalen Marketingbranche gilt. Das Supermodel Tyra Banks erfand dort die erste Model-Casting-Show und an dem Model-Wahn infizierten sich dann auch schnell andere Länder. So gibt es heute die Shows Austria´s, Sweden´s, England´s, Brazil´s und Mexico´s Next Topmodel.

Viele Jugendliche sind hingerissen von dieser perfekten Welt, was ja auch nicht weiter verwunderlich ist, beobachtet man nur die geschickt in Szene gesetzten Fotoshootings bei der heimischen Sendung. So haben die Mädchen unter anderem die Möglichkeit, bei teuren Challenges mit berühmten Fotografen zu arbeiten, Fotos in traumhaften Ambientes wie den Bahamas aufzunehmen und eventuell am Schluss noch sagenhafte Gewinne zu bekommen, wie etwa eine Shoppingtour im Wert von 500 Euro mit Designern durch L.A. zu unternehmen. Oder man darf sich darüber freuen, seine Handtasche mit dem neusten Smartphone aufrüsten zu können.

Abends kann man sich dann angeblich in der Luxusvilla ausruhen. Jedoch sei der Job auch mit viel Stress verbunden, wie regelmäßig in der Sendung betont wird. Immer gut aussehen, es dürfen keine Fehler mehr gemacht werden und wehe man stolpert in den 14 Zentimetern hohen Absätzen. Die Mädchen scheinen es wirklich nicht leicht zu haben, wenn sie das Casting für eine internationale Modekampagne verlieren, wo doch andere bei „Das Junglecamp“ den ganzen Tag um das blanke Überleben kämpfen müssen.

Auch die Catwalk-Trainings mit dem skurrilen Jorge Gonzalez haben es in sich: Mal müssen sie rückwärts das Laufen im „Editorialstyle“ üben, oder es besteht die Schwierigkeit, sich korrekt mit den Fachausdrücken der Model-Sprache auszudrücken. Jedoch ist und bleibt es wahrscheinlich trotz allem der Traum eines jeden Mädchens, einmal dabei gewesen zu sein, auch wenn die perfekte Wunschwelt dann manchmal ihre nicht ganz so perfekten Seiten offenbaren kann.

Nicola Omlor, Klasse 8e, B.M.V.-Schule