Duisburg. Steine, Böller, Raketen: In Laar und Beeck waren Kirchen um Neujahr das Ziel unbekannter Täter. Nicht zum ersten mal seien die Gotteshäuser angegriffen worden, berichten Gemeindemitglieder. Offen beschuldigen wollen sie niemanden - aus Angst vor Racheakten.
Noch am Mittwochmorgen liegt rund um die katholische Kirche St. Ewaldi, den Laarer Dom an der Friedrich-Ebert-Straße, eine Mischung aus Silvesterböllern und zahlreichen Steinen, teils faustgroß. Einige dieser Steine – soviel steht fest – sind am Neujahrstag in die Scheiben der altehrwürdigen Kirche geflogen. Nicht zum ersten Mal, wie Gemeindemitglieder im Gespräch mit der WAZ bestätigten: „Das ist schon öfter vorgekommen, dass uns die Scheiben eingeworfen werden“, sagt Ewald Kapsuch, „jetzt haben wir schon Sicherheitsglas vor den Fenstern, aber die werfen so fest, dass es trotzdem bricht.“
Während der Silvestermesse sollen Böller sogar in die Kirche geworfen worden sein. Als drinnen die Gläubigen Einkehr im Gebet suchten, knallte und pfiff es draußen vor der Kirche zudem ohne Unterlass.
Selbst Sicherheitsglas ging zu Bruch
„Wir haben für rund 6000 Euro das hochstabile Sicherheitsglas einbauen lassen“, sagt Heribert Schulz vom Gemeindevorstand, „bevor das zu Bruch geht, da muss schon Kraft dahinterstecken.“ Neben den Kirchenfenstern haben die Unbekannten in der Vergangenheit sämtliche Scheiben in der Sakristei eingeschlagen.“ Auf die Hilfe der Polizei wagt Schulz kaum noch zu hoffen: „Natürlich nehmen die sehr korrekt immer wieder die Anzeigen auf. Aber einen Täter haben die noch nie ermittelt.“ Schulz würde sich mehr Polizeipräsenz vor der Kirche wünschen: „Aber dann heißt es immer: ,Sorry, wir haben im Norden zu viel zu tun.“ Schulz befürchtet, dass die nächste kaputte Scheibe nicht bis Silvester auf sich warten lässt.
Wer „die“ sind, die da Steine auf eine Kirche werfen, das will oder kann auch Heribert Schulz nicht sagen. Bei anderen Laarer Katholiken herrscht die Sorge, dass die Täter sich rächen könnten. Hinter vorgehaltener Hand werden im Gespräch mit unserer Zeitung immer wieder extrem aggressive junge Erwachsene aus dem Viertel beschuldigt. Zitiert werden will mit seinem Verdacht jedoch niemand.
An eingeworfene Kirchenfenster haben sie sich in auch Beeck bei der evangelischen Kirche am Ortseingang gewöhnen müssen.
"Ich hoffe, das wird nicht zur Regel"
„Das kam früher häufiger vor, dann hatten wir eine ganze Zeit Ruhe. Ich hoffe, dass wird nicht wieder zur Regel“ , sagt Pfarrer Heinz-Georg Aßmann. Nach Neujahr habe man ein kaputtes Fenster an der Kirche bemerkt. Und die Beecker Kirchenfenster sind teuer: „Die sind sehr aufwendig gearbeitet. Mindestens 200 Euro plus Arbeitskosten und Kosten für die Hebebühne sind da wieder mal fällig.
Über 200 Euro plus Arbeitskosten kann die evangelische Gemeinde in Laar nur bitter Lachen: Eine nagelneue Toilettenanlage, für 18 000 Euro eingebaut, und das gesamte Untergeschoss der Kirche mit Veranstaltungsräumen und Gemeindesaal sind bis auf Weiteres nicht mehr zu nutzen. In der Silvesternacht haben Unbekannte gezielt Feuerwerkskörper durch ein Lüftungsloch in das Kirchengebäude gefeuert. Der Sachschaden beläuft sich auf mindestens 15.000 Euro.
Polizei-Pressesprecher Ramon van der Maat verneint die Frage, ob es über die Feiertage und Neujahr einen außergewöhnlichen Anstieg der Gewalt gegen Kirchen im Norden gegeben habe: „Ich sehe da nicht wirklich ein Problem.“ Von 177 angezeigten Delikten zwischen Heiligabend und Neujahr hätten fünf in der ganzen Stadt mit Kirchen zu tun gehabt, vier davon im Norden: „Da eine Tendenz abzuleiten scheint mir weit hergeholt.“