Duisburg. . 17 Millionen zahlt Alltours-Flugreisen für die frühere Werhahn-Mühle, die längst ein schickes Domizil für Büros und Gastronomie ist. Alltours-Gründer Willi Verhuven lieferte sich beim Amtsgericht ein spannendes Bieter-Gefecht mit einem Interessenten aus Darmstadt.
So schnell sind Millionen weg: Um 10.30 Uhr wurde am Montag bei der Zwangsversteigerung beim Amtsgericht das erste Gebot abgegeben, und zwar über 8,55 Mio Euro. Um 10.59 Uhr fiel der Hammer, und die Werhahn-Mühle am Innenhafen hatte für 17 Mio Euro einen neuen Eigentümer: Alltours Flugreisen.
Vorausgegangen waren ein Bieter-Zweikampf mit mehrfach minütlich steigenden Millionengeboten zwischen Willi Verhuven, dem Chef des Tourismusunternehmens mit Sitz am Nordufer des Innenhafens, und einem Vertreter der Firma FID aus Darmstadt. Von dort kommt auch die Industriellenfamilie Ströher, die nicht nur die Küppersmühle finanziell großzügig fördert, sondern dem Vernehmen nach auch immobilienwirtschaftliches Interesse am Duisburger Innenhafen hat.
Sehr guter Zustand
Bei rund 17 Mio Euro lag auch der Verkehrswert der imposanten Backstein-Immobilie am Philosophenweg mit rund 12.500 Quadratmetern Büro- und Gastronomiefläche (Bodega, Bolero, Diebels). Bei der Zwangsversteigerung ging es um diverse Forderungen, von 25 Mio Euro, auf die die Bank of Scotland Anspruch erhebt, bis zu 2,10 Euro, die bei den Duisburger Wirtschaftsbetrieben noch offen waren.
Familie Cohen
Die Werhahn-Mühle wurde 1896 von der jüdischen Familie Cohen errichtet und 1924 nach einer Zerstörung durch Feuer wieder neu aufgebaut. Als 1936 die Besitzerfamilie vor dem Nazi-Terror fliehen musste, übernahmen die Rheinischen Mühlenwerke Wehrhahn die Mühle. Sie wurde im Jahr 1969 stillgelegt.
„Wir wollen weiter expandieren, wir brauchen Flächen am Innenhafen“, umriss Verhuven nach dem Zuschlag sein Interesse an dem Mühlengebäude. Die Finanzierung erfolge durch in den letzten Jahren gebildeten erheblichen Rücklagen, aus denen auch schon diverse Hotelkäufe in Spanien bezahlt wurden. Verhuven hatte noch am Samstag die Immobilie nochmals besichtigt und war begeistert: „Das Gebäude ist sehr schön und in sehr gutem Zustand.“
Vertrauen in den Innenhafen
Die Mieter müssten sich keine Sorgen machen. Knapp 30 Prozent der Mietflächen stünden derzeit leer und Alltours brauche etwa 2000 Quadratmeter. Verhuven: „Die reichen voll und ganz.“
„Es hätte nicht besser laufen können. Ich freue mich darüber. Verhuven kennt den Standort wie kein anderer“, kommentierte Dr. Ralf Oehmke, Chef der Innenstadt-Entwicklungsgesellschaft (IDE) den Zuschlag für Deutschlands viertgrößtes Touristikunternehmen. Deutlich werde dadurch auch das Vertrauen in den Innenhafen.
Eigentlich hätten mit dem Speichergebäude auch knapp 300 Stellplätze versteigert werden sollen. Doch die Stadt prozessiert noch um die Flächen und bereits vor zwei Gerichten Recht bekommen. Urteilt der Bundesgerichtshof ähnlich, müsste Verhuvens Alltours mit der Kommune über die Parkplätze verständigen.