Duisburg. . 18 Kilometer Jakobsweg führen durch Duisburg. Die Strecke ist gewissermaßen ein „Zubringer“ zur Hauptroute. Zum Jahreswechsel bietet das Kultur- und Stadthistorische Museum eine Jakobsweg-Wanderung an. Dabei geht’s nicht nur durch die Natur, sondern auch – wer hätte das gedacht – an Industriekulisse vorbei.

Kornelia Kerth-Jahn ahnt Böses: „Ich glaub’, ich hab nicht die richtigen Schuhe an.“ Das musste ja so kommen, wenn drei Frauen sich auf den Weg machen, die Duisburger Etappe des Jakobswegs zu laufen. Aber darauf kann man jetzt wirklich keine Rücksicht nehmen. Die Füße schlendern und schlindern über den raureifen Asphalt (immerhin 18 Kilometer vom Johannes-Corputius-Platz nach Rahm), während die Augen Ausschau halten nach Wegweisern. Das Unterfangen entpuppt sich als Schnitzeljagd.

Auf den Weg machen sich,: 1.) Kornelia Kerth-Jahn, Kindertheaterveranstalterin, Mitarbeiterin im Kultur- und Stadthistorischen Museum und Unterstützerin weiterer Spaziergänge auf dem Jakobsweg, die mit Hilfe des Museums organisiert werden. 2.) Elisabeth Nieskens – Lamabesitzerin, Kräuterexpertin, Märchenerzählerin und neuerdings auch Wanderführerin für den Duisburger Teil des Jakobsweges. 3.) Meine Wenigkeit.

Spirituelle Atmosphäre

Ich falle an diesem Morgen vor allem durch schlechte Laune auf. Als wir losgehen, ist es noch dunkel. So soll es sein, das verleiht selbst Duisburg einen Hauch spiritueller Atmosphäre. Ich lerne endlich einmal den Bäcker meines Vertrauens kennen. Sonst kannte ich nur seine Brötchen. Doch es ist mir eindeutig zu früh. Elisabeth Nieskens schreckt diese Zeit nicht. Sie ist schon den spanischen Hauptweg in mehreren Tagesetappen nach Santiago de Compostela gewandert und genießt die Ruhe. Und Kerth-Jahn weiß: „In Duisburg wird es nie richtig still. Wandern Sie mal durch die Eifel, da hört man absolut gar nix.“

Anmeldung für zweiten Termin noch möglich

Die Wanderung, die am 30. Dezember stattfindet, ist bereits ausgebucht. Wegen der großen Nachfrage machen sich Kornelia Kerth-Jahn und Elisabeth Nieskens aber auch am 31. Dezember noch einmal auf den Weg. Wer Interesse hat, kann sich für diesen Termin noch im Kultur- und Stadthistorischen Museum unter der Nummer anmelden: 0203/283 6081. Los geht’s um 6 Uhr morgens. Die Gehzeit beträgt, je nach Tempo, rund vier Stunden. Am Ende wollen die Wanderer einkehren. Festes Schuhwerk ist sinnvoll, außerdem sollten Mitläufer etwas zu trinken mitbringen und eine Regenjacke einpacken. Der Weg wird bei Wind und Wetter gepilgert.

Elisabeth Nieskens liebt die Herausforderung in der Natur, war mit ihrem Mann in Nepal auf Trekking-Touren und mal österreichische Weltmeisterin im Hundeschlittenrennen. „Auf mich kommen immer neue Projekte zu. Als ich durch Spanien gegangen bin, haben mir Leute ihre Päckchen, die sie zu tragen haben, mitgegeben.“ Auch Kerth-Jahn freut sich über einen Ausgleich zur stressigen Weihnachtszeit.

Los geht’s am Kultur- und Stadthistorischen Museum im Innenhafen. Das Duisburger Stück ist ein „Zubringer“ zur Hauptroute und führt weiter nach Düsseldorf. Erst einmal geht es Richtung Hochfeld. Der Weg soll den Mitläufern eine Möglichkeit zur inneren Einkehr bieten. Jeder hängt seinen Gedanken nach. Trotzdem wird zwischendurch über Gott, Duisburg und die Welt gequatscht.

Blaue Tafeln mit gelber Muschel

In Hochfeld – der Weg führt durch den Böninger Park am Bethesda und dem Wasserturm an der Paul-Esch-Straße vorbei – sind die blauen Tafeln mit der gelben Muschel, unsere Wegweiser für die nächste Zeit, häufig angebracht. Spätestens, wenn es durch die Dickelsbachsiedlung und in den Wald geht, müssen wir öfter suchen. Wie gut, dass Nieskens den Weg schon gegangen ist. „Wir laufen geradeaus, der Wegweiser schickt uns einen kleinen Umweg“, sagt sie und führt uns direkt ans Ziel. Eine Ehrenrunde drehen wir aber doch: Statt nur parallel zum Dickelsbach zu laufen, genießen wir den Blick auf den verwunschenen Wambachsee. Später kommen wir an der Unfallklinik (BGU) vorbei. Pilger, sei wachsam: Die Muscheln sind nun teilweise an Baumstumpfen angebracht.

Mit Kornelia Kerth-Jahn (li) und Elisabeth Nieskens (re) wanderte Fabienne Piepiora durch Duisburg, hier am Dickelsbach in Grossenbaum.
Mit Kornelia Kerth-Jahn (li) und Elisabeth Nieskens (re) wanderte Fabienne Piepiora durch Duisburg, hier am Dickelsbach in Grossenbaum. © WAZ FotoPool

Bei Kilometer zehn muss eine drängende Frage geklärt werden. Was macht die Jakobsweg-Wanderin, wenn sie mal muss? Sie könnte die Besuchertoiletten der BGU besuchen oder am Försterhaus, das auf dem Weg liegt, um Einlass bitten. „Wenn wir das nächste Mal gehen, legen wir entsprechende Pausen ein“, verspricht Elisabeth Nieskens.

Wir kommen dem Ziel näher. Wenn ich ehrlich bin – so ein Sonnenaufgang über Duisburg ist wirklich nett. Kerth-Jahn strahlt: „Wenn man morgens in der Natur ist, startet man ganz anders in den Tag.“ Sie ist auf den Geschmack gekommen. Für die nächste Tour müssen allerdings Wanderschuhe her.

In Rahm endet der Spaziergang im Zeichen der Muschel. Zurück geht’s mit der S-Bahn.