Duisburg..
„Oft beneid ich diese Wanderer/Sie haben Zeit und gehen durchs Glück“ So poetisch beginnt die heutige Etappe der Wanderer, die seit vier Tagen auf dem DU-Weg unterwegs sind. Die vom Sauerländischen Gebirgsverein (SGV) organisierte Tour verläuft einmal rund um Duisburg – 90 km Fußmarsch in einer Woche rund um die Heimat.
Das Gedicht, das Wanderführerin Susanne Leichert zum Auftakt für die vierte Etappe vorträgt, ist nicht zufällig gewählt: Der Moerser Hanns Dieter Hüsch erdichtete die Zeilen – der DU-Weg führt auf dieser Etappe in großen Teilen entlang der Moerser Stadtgrenze. Folglich streift die Gruppe heute die „Drehscheibe des Niederrheins“ und damit eine Landschaft, die der Kabarettist offenbar liebte und mit den Worten beschwört: „Und hier geht selbst der liebe Gott/ von Zeit zu Zeit spazieren.“
Ob sich den 21 SGV-Wanderern die Umgebung von dieser lyrischen Seite zeigen wird? Die Stiefel sind geschürt, man ist gespannt, was es heute zu entdecken gibt.
Schlechtes Wetter hält die Wanderer nicht ab
Macht aber nichts, denn das nächste Wasser ist nicht fern: Unter dem heute grauen Himmel, fließt ein grauer Rhein behäbig Richtung Meer. Die Beeckerwerther Brücke, die die A42 über den Rhein hebt, kommt mit jedem Schritt näher. Ihre orangenen Stahlpylone und Streben sind ein kleiner Farbtupfer an diesem diesigen Tag. Dass das Sommerwetter zu wünschen übrig lässt, kann hier niemanden stören. Es zählt das Dabei-sein. Auch, dass einigen nun schon 45 Kilometer, erlaufen an drei aufeinander folgenden Tagen, in den Knochen stecken, mag sich niemand anmerken lassen. Mitwanderer Richard Horning gibt zähneknirschend zu: „Die Kilometerzahlen sind nicht das Schlimme. Sich jeden Tag wieder aufs Neue aufzuraffen, ist viel anstrengender.“
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Ist aber einmal der richtige Tritt gefunden, geht’s munter voran. Schnell ist Baerl erreicht, das die Gruppe aber vor allem dort bewandert, wo es mutmaßlich am schönsten, unbestritten ganz besonders naturbelassen ist: Erst geht es über Stock und Stein durch den Baerler Busch. Im verwunschenen Heidewäldchen stehen Eichen und Farne dicht an dicht. Gleichermaßen märchenhaft geht es weiter am Lohheidesee. Mannshohe Brombeeren wachsen hier – eine prima Ergänzung zum deftigen Wandererpicknick, das am Ufer des Sees aus den Rucksäcken gepackt wird. Noch weitere drei Kilometer können sich die Wanderfreunde am Lohheidsee erfreuen, nahezu einmal herum um den östlichen Teil des Sees führt der Weg.
Die Route verläuft ein Stück am Rheinufer entlang
Dann erklimmt die Gruppe einen „Berg“, der diesen Namen wohl kaum verdient: Der Orsoyer Berg ist eine kleine Erhebung in der mit alten Obstbäumen gespickten, linksrheinischen Feld- und Wiesenlandschaft. Markanter als jener Hügel ist wohl das mächtige Kraftwerk in Walsum, das sich von hier aus immer wieder ins Blickfeld schiebt. Der 180 Metern hohe Kühlturm gibt die Richtung vor. Vorbei am historischen Stadtkern Orsoys steuern die Wanderer hinab zum linken Rheinufer. Auf die andere Seite bringt die Fähre – die Fahrt mit dem kleinen Boot über den großen Fluss vermittelt das Gefühl von großer Reise: Wenige Minuten heißt es inne halten, sich den Wind um die Nase wehen lassen.
Auf der anderen Seite passiert etwas, was den ehrenvollen Wanderern kaum zu zu trauen war: Sie kommen vom DU-Weg ab. „Jetzt müssten wir eigentlich noch 200 Meter weiter links bis zu dem Kirchturm dort vorne“, gibt SGVler und DU-Weg-Kenner Peter Cerutti zähneknirschend zu. Jetzt, wo die Sonne durch die Wolken lugt, haben die Wandersleut aber ein dringlicheres Ziel als die Etappe penibel genau zu beenden: Das Walsumer Brauhaus lockt in die entgegengesetzte Richtung. Nach erfolgreich absolvierter Bergetappe sind Hunger und Durst die Sieger über die Wandererehre. Wohl bekomm’s.