Rauschen im Walde statt Rauch „auffe“ Halde: Um dem grauen Vorurteilen entgegen zu wirken, veranstaltete die Volkshochschule am 20. August eine Wanderung zum Thema „Die Vogelwiese – Vorwald und Feuchtgebiet in Beeckerwerth“.

Beeckerwerth – wer denkt da nicht an Hüttenwerk, Schlackeberg und Zechenhäuser? Dass sich zwischen all der Industrie auch ein schönes Stück Natur versteckt, für manche eine Überraschung.

Um grauen Vorurteilen über den Stadtteil entgegen zu wirken veranstaltete die Volkshochschule am 20. August eine Wanderung zum Thema „Die Vogelwiese – Vorwald und Feuchtgebiet in Beeckerwerth“. Für die 20 Teilnehmer ging es quer durch das Biotop rund um den Beeckerwerther Baggersee. Angeleitet wurde die Wanderung durch den Agrarwissenschaftler Martin Scholz – im waldgrünen Pullover und Shorts leicht als Naturbursche zu erkennen.

Eine kurze Begrüßung, dann ging es ab ins erste Waldstück. „Was für den ungeübten Betrachter genauso aussieht, wie der Rest vom Wald, ist in Wirklichkeit eine Art Vorgarten des Waldes“, erklärte Scholz. Hier stehen hauptsächlich Birken und der Boden ist von dichten Holunderbüschen bedeckt.

Außerdem ist es deutlich heller, als im Rest des Waldes. „Dieser Vorwald bietet einen idealen Lebensraum für Haselmäuse“, berichtete Scholz. Geht man tiefer in das Waldstück gibt es immer weniger Birken, die größeren Bäume nehmen ihnen das Licht.

„Im Gegensatz zu den Birken sind die Bäume hier aufgeforstet. Den hier schätze ich auf etwa 80 bis 100 Jahre“, sagte Scholz und tätschelte dabei den braunen Riesen. Obwohl der Wald schon so alt ist, finden sich hier immer noch Spuren der Vergangenheit. Nach einem kurzen Ausflug ins Gebüsch kehrte Martin Scholz mit einigen Schlacke- und Koksstücken zurück. Stören die den Wald? „Nein“, erklärte Scholz, „viele Pflanzen profitieren sogar von der Schlacke, denn die enthält viel Kalk, den können sie gebrauchen.“

Nach dem Wald ging es für die Gruppe runter zum Baggersee. Hier gibt es vor allem Insekten und Wasserfledermäuse. Der See glitzert türkis und erinnert an Südseegewässer. Aber die Farbe stammt von den vielen Algen im Wasser.

Auch die Umgebung strotzt nur so vor grünem Bewuchs, obwohl der See direkt an der A42 liegt. Autoabgase und Natur, wie passt das zusammen? Martin Scholz wusste wie: „Die Autobahn bringt unheimlich viele Nähstoffe für die Pflanzen mit sich, deshalb wachsen hier besonders Brombeeren und Brennnesseln.“ Bei einem solchen Überangebot an Nähstoffen wachsen irgendwann nur noch die Pflanzen, die die Nährstoffe am besten verwerten können. Sie überwuchern einfach alle anderen Arten. „Das heißt, am Baggersee gibt es zwar viele Pflanzen, von Artenvielfalt kann man aber nicht sprechen“, räumte Scholz ein.

Am Ende der Wanderung war klar, was die Biotope im Duisburger Norden so besonders macht: Durch die Industrialisierung wurden viele Pflanzen und Tiere vertrieben.

Die, die den Weg zurück gefunden haben, müssen ganz besonderen Anforderungen entsprechen. „Hier kommen vor allem Erstbesiedler vor.“, so Scholz. „Sie können mit wenigen Nährstoffen, harten Wintern und heißen Sommern umgehen.“

Kurios, aber wahr: Wo europäische Pflanzen keinen Lebensraum mehr finden, sind widerstandsfähige Arten aus Übersee gewachsen.