Duisburg. .
Über dem Duisburger Süden scheint die Sonne. Wo gestern noch unbarmherzig der Regen in Bindfäden niederging, trübt heute kein Wölkchen den Himmel, die Temperaturen sind mild. Perfektes Wetter für die 19 Wanderer, die heute wieder auf dem DU-Weg ihre Heimat erwandern. Der Rundweg führt auf etwa 90 Kilometern um das Stadtgebiet.
Der Weg ist das Ziel
Heutiger Etappenstart für die vom Sauerländischen Gebirgsverein organisierte Wanderwoche ist der S-Bahnhof in Rahm. Gut gelaunt stiefelt die Gruppe los. Die bestimmende Kulisse für den Tag tut sich bereits nach wenigen hundert Metern auf: Hinter den Kornfeldern erheben die rauchenden Schlote von Thyssen Krupp und die massigen Kühltürme des Kraftwerks in Huckingen.
„Wir könnten jetzt auch geradewegs auf das Kraftwerk zusteuern“, sagt Susanne Leichert, die heute als Wanderführerin vorne weg geht: „Wir wandern ja auf dem DU-Weg. Der führt nun mal immer entlang der Stadtgrenze.“ Kurz: Weg ist das Ziel. Die Wandergruppe beschreibt also einen weiten Bogen, ähnlich wie es die südliche Rheinschleife vorgibt. Durch die einstigen Obstwiesen des Grafen Spee, an die nur noch Reste einer Bewässerungsanlage erinnern, führt der Weg gleich zu Beginn auch in unmittelbarer Nähe des Schloss Heltorfs vorbei.
„Durch die Wanderungen habe ich Duisburg lieben gelernt“
Etappentipps fürs Nachwandern
Die Anreise: Der S-Bahnhof in Rahm ist bequem zu erreichen. Alle 20, am Wochenende alle 30 Minuten fährt die S 1 vom Hauptbahnhof aus in Richtung Düsseldorf ab. Problemlos geht es mit dem Regionalverkehr auch vom Bahnhof in Krefeld-Uerdingen zurück zum Duisburger Hauptbahnhof: RE2 und RB33 sorgen dreimal stündlich für gute Anbindung.
Die Route: Der DU-Weg führt auf der ersten Hälfte der zweiten Etappe überwiegend über asphaltierte oder geschotterte Feldwege. Auch wenn die Etappe mit 13 Kilometern eher zu den kürzeren auf dem DU-Weg zählt, ist der zweite Streckenabschnitt auf dem Rheindeich zwar traumhaft schön, aber mangels ausgebautem Weg durchaus beschwerlich: Auf dem Trampelpfad über die Kuhwiese sind Trittsicherheit und festes Schuhwerk dringend erforderlich.
Höhen und Tiefen: Die Strecke führt größtenteils ebenerdig durch Felder mit Blick auf verwegene Industriekulisse mit Kraftwerk Huckingen und Krefelder Binnenhafen. Auch der Rhein zeigt sich dem DU-Weg-Wanderer hier zum ersten Mal. Von erhabenen Rheindeich aus kann man prima Dampfer-Gucken und hat einen herrlichen Blick auf die Uerdinger Brücke.
Dem Rheinpanorama zum Trotz sollte man aber nicht vergessen, den Blick auch auf den Pfad vor sich zu richten: Sonst ist es passiert und man ist in einen frischen Kuhfladen hinein gelatscht, die es hier zu Hauf gibt.
Abstecher: Der Park Heltorf, der das Wasserschloss Heltorf umgibt, liegt unmittelbar am DU-Weg. Zu erreichen ist die Parkanlage allerdings nur vom Parkplatz Froschenteich, so dass man für eine gemütliche Besichtigung der Anlage etwa zwei Stunden einplanen sollte. Von Anfang Mai bis Oktober kann man für einen Eintrittspreis von 2,50 Euro den üppigen Garten besichtigen. Der Park im englischen Landschaftsstil beheimatet unter anderem eine der ältesten Rhododendren-Vorkommen Deutschlands und zahlreiche uralte Gehölze, wie einen Tulpenbaum aus dem 18. Jahrhundert.
Einkehren: Am Rheindeich bietet sich eine Einkehr in der Gartenwirtschaft, bekannt als „Aschlöksken“, an. Von April bis Oktober kann man hier zu kleinen Preisen mit Getränken oder kleinen Snacks Kartoffelsalat bis Bockwurst stärken (außer mittwochs).
In Uerdingen finden sich zahlreiche Eisdielen, Cafés und Restaurants. Das Stammlokal der SGV-Wanderer ist das spanische Restaurant „La Bodega, zum blauen Hahn“ in der Niederstraße (Sonntags ist Ruhetag).
Brigitte Claes, die seit etwa fünf Jahren mit dem SGV durch ihre Heimat wandert, ist immer wieder erstaunt: „Man vermutet ja gar nicht, dass innerhalb Duisburgs soviel Grün ist.“ Sie deutet mit ausladender Armbewegung über saftige Wiesen und Felder. „Durch die Wanderungen mit dem SGV habe ich Duisburg lieben gelernt.“
Am Reiterhof Gut Großwinkelhausen geht es rechts immer weiter über einen größtenteils asphaltierten Landwirtschaftsweg. Idyllisch ist es hier. Noch. Denn in Zukunft rücken hier die Bagger an. Wo der Wanderweg jetzt herführt, wird der Anschluss zur Stadtautobahn entstehen.
An sonnigen Wochenenden stapeln sich die Fahrräder
Ein kurzes Stück an der Duisburgerstraße entlang, weiter durch ein Wasserschutzgebiet und plötzlich ist man in Düsseldorf. „Aber nur ganz kurz“, beschwichtigen die Duisburger schmunzelnd, „Rast machen wir schon wieder auf Duisburger Gebiet.“
Der Rhein rückt näher und mit ihm die Gartenwirtschaft, die als Ort für die erste Pause auserkoren wurde. Weit und breit als „Aschlöksken“ bekannt, ist sie eine „Gartenwirtschaft ohne Schnick und Schnack“ – aber bei Radfahrern und Wanderern ein beliebtes Ausflugsziel. An sonnigen Wochenenden stapeln sich hier die Fahrräder.
Ein Lutschbonbon zum Aufbruch
Wer beim Namen des Aschlökskens etwas Obzönes vermutet, liegt gänzlich falsch, wie Ortskundige immer wieder betonen: „Der Name kommt von Asche!“ Denn dort, unweit eines ehemaligen Wasserwerkes befand sich eine Grube, in der die Asche, die beim Betreiben der dortigen Dampfmaschine anfiel, abgeladen wurde.
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Mütterlich sorgt sich die Reiseführerin um ihre Wanderer: Nachdem jeder sein Picknick verzehrt hat und der Durst gestillt ist, verteilt sie Nachtisch. Ein Lutschbonbon für jeden ist gleichzeitig das Zeichen zum Aufbruch. Und das heißt ab jetzt: Geradeaus, dem Vater Rhein folgend, stromabwärts Richtung Krefeld Uerdingen.
„Man lernt Duisburg von einer ganz anderen Seite kennen"
Die Uerdinger Brücke erhebt sich deutlich am Horizont. Dass es bald geschafft ist, täuscht aber: „Man sieht sie zwar schon, aber das zieht sich jetzt“, mahnt der erfahrene SGVler Edmund Fassbender. Mit seiner Frau Maria ist er schon seit elf Jahren dabei und läuft den DU-Weg bereits zum zweiten Mal. Er kann aber nicht genug kriegen. „Man lernt Duisburg von einer ganz anderen Seite kennen. Vieles kennt man zwar, aber wenn man einmal rum wandert, warten noch viele Überraschungen.“
Überraschungen gibt es auch auf den letzten sechs Kilometern Deichweg. Mit zahlreichen grünlich braunen Hinterlassenschaften haben sich die Kühe bereits angekündigt. Auf etwa halber Strecke versperren sie den Weg. Kälber sind dabei und schauen die Gruppe mit großen Augen an. Erst als sich die Wanderer wieder entschlossen in Bewegung setzen, erheben sie die Kühe, träge und beinahe genervt. Wandern als Volkssport – das können die Wiederkäuer wohl nicht nachvollziehen.
Feiern mit mediterranen Gambas und katalanischen Köstlichkeiten
Dabei ist es so herrlich hier auf dem Rheindeich: Üppig blüht es weiß und gelb, das Gras ist hoch und nur ein schmaler Pfad führt zwischen stacheligen Disteln durch. Das Panorama ist ebenso bestechend: Das Kraftwerk liegt bald rechter Hand, links erhebt sich der Krefelder Hafen, dazwischen fließt bedächtig der Rhein. Weniger beschaulich geht es auf der Uerdinger Brücke zu, die schließlich erreicht ist. Hier tost der Verkehr, aber es nicht mehr weit bis zum Ziel.
Das beschauliche linksrheinische Örtchen Uerdingen entlohnt durchaus für 13 Kilometer, die den Wanderern in den Knochen stecken. Am Rheinufer laden diverse Lokale zum Verweilen ein, die SGVler kennen in Uerdingen aber nur ein Ziel. Passend zum sommerlichen Wetter, kommen spanische Tapas auf den Tisch. Mit mediterranen Gambas und katalanischen Köstlichkeiten feiert man gemeinsam, den südlichsten Punkt der Wanderung überschritten zu haben.