Duisburg. Am Donnerstag übergab Hildegard Hauschild im Kultur- und Stadthistorischen Museum in Duisburg einen Münzen-Schatzfund für die Sammlung Köhler-Osbahr. Ihr Großvater hatte den Schatz um das Jahr 1900 in der Rhön gefunden.
In der Bäckerei bekäme man kein trockenes Brötchen dafür, jeder Zigarettenautomat würde sie wieder ausspucken, sogar Einbrecher lassen sie links liegen und klauen lieber ein dünnes Kettchen – unscheinbarer als diese Handvoll Münzen kann ein Schatz nicht sein. Und doch ist die Schenkung, die nun an die Sammlung Köhler-Osbahr ging, „eine absolute Seltenheit“, erklärt Ralf H. Althoff vom Kultur- und Stadthistorischem Museum. Die in Duissern lebende Hildegard Hauschild überließ der Sammlung und dem Haus Gold- und 25 Silbermünzen, die mehr als 400 Jahre alt sind.
In den Spanischen Niederlanden, in England und Venedig begann die Reise der kleinen Geldstücke – gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurden sie dort geprägt. So abgegriffen, wie sie heute aussehen, müssen sie durch zahlreiche Hände gewandert sein, bis sie in einem Ledersäckchen landeten, das wahrscheinlich am Gürtel eines Kaufmanns hing.
Bei Waldarbeiten entdeckt
Der bewegte sich kurz nach 1600 fern der gewöhnlichen Handelsrouten dieser Zeit, als er einen Abstecher ins hessische Tann in der Rhön machte. Dort geriet er offenbar in eine brenzlige Situation, in der er sein Geld lieber in einem Wald vergraben wissen wollte. Was auch immer dem Kaufmann dann passiert sein mag: Es hinderte ihn daran, das Vermögen wieder an sich zu nehmen.
Rund 300 Jahre später ging Hildegard Hauschilds Großvater in genau diesem Wald seiner Arbeit als Forstmeister nach. Es werden wohl die Folgen einer Rodung gewesen sein, bei der Wurzeln aus dem Erdreich gehoben wurden, die das Ledersäckchen wieder ans Tageslicht beförderten. Es wanderte samt Inhalt in die Tasche von Hauschilds Großvater. Als dieser starb, wurde der Schatz unter seinen vier Kindern aufgeteilt. So kam der Vater der gebürtigen Berlinerin, die seit ihrer Heirat in Duisburg lebt, an einige Münzen. Nach seinem Tod gingen sie dann wiederum zu gleichen Teilen an Hildegard Hauschild und ihre Schwester.
Diebe ließen Münzen liegen
„40 Jahre haben sie nun in meiner Schublade gelegen“, erzählt Hauschild. In eine gelbe Serviette gewickelt, zwischen anderen Dingen verstaut. „Ich habe sie schon ab und zu rausgeholt, meiner Tochter und meinen Enkeln gezeigt, aber wir wussten damit nichts anzufangen“, sagt sie. Einmal habe sie die Münzen ihrer Tochter mit in die Schule gegeben. „Dann hat mich die Lehrerin angerufen und geschimpft, wie ich mein Kind mit so wertvollen Sachen durch die Stadt laufen lassen kann.“ Hauschild wurde neugierig und zeigte die Münzen bei einer Börse einem Fachmann. Der wies nur auf den Materialwert von Silber und Gold hin, nahm aber sonst keinen Anteil.
Hildegard Hauschild legte die Münzen samt gelber Serviette wieder in die Schublade. In den Jahren danach wurde zweimal bei ihr eingebrochen, doch die Diebe ließen das Päckchen links liegen. Als die Duisburgerin bei einer Uhrenberatung im Kultur- und Stadthistorischen Museum auf Ralf H. Althoff traf, kamen ihr die Münzen wieder in den Sinn, sie wollte die Meinung des Fachmanns hören. Der lud sie ein, ihn am 28. Oktober, dem Weltspartag, bei einer öffentlichen Münzberatung in der Deutschen Bank an der Königstraße zu besuchen.
Prächtige Taschenuhren
Wissenschaftlicher Wert
Hildegard Hauschild stellte sich in die lange Schlange der Besucher, wartete zwei Stunden und zog dann die gefüllte Serviette hervor. Althoff war sofort interessiert und wollte die Münzen näher anschauen. „Nehmen sie die mal mit, habe ich da gesagt. Ob die nun bei mir in der Schublade liegen oder er sie hat, war mir egal“, erklärt Hauschild.
Althoff erkannte den Schatz, der in erster Linie einen wissenschaftlichen Wert darstellt. Als Schatz wird jeder Fund bezeichnet, der zumindest aus einer Goldmünze oder drei Silbermünzen besteht. Während Sammler darauf achten, dass die Geldstücke nicht zu sehr abgegriffen sind, interessierte den stellvertretenden Leiter des Museums zum Beispiel die Zusammenstellung der verschiedenen Münzen. Aus der ließe sich auch schließen, dass der Kaufmann für seine Geschäfte zwischen England und Italien unterwegs war.
Seine Einnahmen sind nun im Haus am Johannes-Corputius-Platz zu sehen. Hildegard Hauschild ist zufrieden: „So weiß ich, dass der Schatz gut untergebracht ist.“