Duisburg. . Die Münzberatung der Sammlung Köhler-Osbahr lockt regelmäßig ratsuchende Münzsammler ins Kultur- und Stadthistorische Museum Duisburg. Die Stelle richtet sich vor allem an Sammler, die keine Erben haben und ihre Schätze der Nachwelt erhalten wollen.
In der Mitte des kreisrunden Metallstücks klafft ein viereckiges Loch. Fremde Symbole und Schriftzeichen lassen sich auf den sichtbar abgenutzten Oberflächen manchmal nur noch erahnen. Im ersten Moment könnte der Betrachter denken, dass da eine Sammlung antiker Knöpfe vor ihm liegt. „Das ist Geld“, sagt Ralf Althoff. „Geld aus China, das zwischen 1644 und 1870 als Zahlungsmittel offiziell im Umlauf war“, verblüfft der Leiter der Sammlung Köhler-Osbahr. Jetzt liegen Teile der Ex-Währung aus dem Herzen Ostasiens im Kultur- und Stadthistorischen Museum. Als Dank und Lohn für die Hilfe, die dem Vorbesitzer bei der Münzberatung zuteil wurde.
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Münzberatung? Wozu das denn? „In jedem Haushalt gibt es doch ein Schatzkästchen. Und wir wollen den Besitzern helfen und herausfinden, um welche Münzen es sich handelt und welchen Wert sie haben könnten“, erklärt Althoff das Grundprinzip. An ausgewählten Sonntagen baut der stellvertretende Museumsleiter ab 11 Uhr für zwei Stunden einen Tisch im oberen Teil des Treppenhauses auf. Als unverzichtbare Utensilien liegen neben ihm bereit: Lampe, Lupe und Literatur. Zum Sichten. Zum Erkennen. Und zum Bestimmen.
"Es gibt keinen Münzschrott"
Bei der letzten Münzberatung Mitte Januar kamen rund 100 Interessierte zum Johannes-Corputius-Platz, die Zeit reichte aber nur für 30 Beratungsgespräche. Viele der Vertrösteten wollen beim nächsten Mal wiederkommen. „Manche bringen eine Münze mit, andere ganze Alben voll“, sagt Althoff, dessen Devise lautet: „Es gibt keinen Münzschrott, es gibt nur seltene und häufig geprägte Münzen.“
Fast ein wenig erschreckt war er, als ein Ratsuchender Goldstücke im geschätzten Wert von 30.000 Euro auf den Tisch klimpern ließ. „Die waren sooo groß“, sagt Althoff – und formt mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis mit beachtlichem Umfang. „Eine allein hat bestimmt 40 Gramm gewogen. Da hatte man richtig was in der Hand.“ Ein solcher Schatz verbleibt natürlich nur dann in der Sammlung, wenn ein entsprechender Geldwert fließt. Das komme laut Althoff ab und an vor. Wie zuletzt bei dem sehr gut erhaltenen deutschen Taler aus dem Jahr 1603. „Der war für uns auch von geschichtlicher Bedeutung“, begründet der Münz-Sichter den Ankauf. Das meiste, was im Museum verbleibe, seien aber Schenkungen der Ratsuchenden – als Dank für die vorherige Beratung zu wertvolleren Exemplaren.
Über 70.000 Zahlungsmittel
Althoff betont, dass er sich nicht als Konkurrent zu den professionellen Münzhändlern positionieren wolle. Er sieht sich vielmehr als Anlaufstelle für jene, die keine Erben haben und befürchten, dass die einst mit so viel Herzblut zusammengestellte Sammlung eines Tages auf dem Müll landen könnte. Im Museum bleiben sie der Nachwelt erhalten. Und so vereint die Sammlung Köhler-Osbahr mittlerweile über 70.000 Zahlungsmittel aus aller Welt unter einem Dach.
Darunter findet auch eine „1/2 Mark“ von 1918, quasi eine Variante des 50-Pfennig-Stücks – nur mit einem höheren Silbergehalt. Oder ein Exemplar des ersten Papiergelds, das wegen seiner Rarität und seiner extremen Empfindlichkeit in einem Safe lagert. Gedruckt wurde dieses Geld übrigens 1368. Wo? Auch in China. Ein viereckiges Loch in der Mitte sucht man bei diesem Schein aber vergeblich.