Duisburg. Gleiche Stelle, anderes Bild: Am Pegel Ruhrort lässt sich beeindruckend sehen, wie der Rhein binnen drei Wochen „vollgelaufen“ ist. Am 1. Dezember zeigte der Pegel dort noch 1,81 Meter an. Jetzt sind es mehr als 7,20 Meter.
Deutschland registrierte den trockensten November in der Geschichte der Wetteraufzeichnung. Kein Wunder, dass der Pegel Ruhrort am 1. Dezember einen Tiefststand von 1,81 Meter für den Rhein meldete. Doch nun, nur drei Wochen später, sieht die Sache schon wieder ganz anders aus: Auf 7,27 Meter stieg der Ruhrorter Pegel gestern, kletterte damit auf den vorläufigen Höhepunkt. „Die Hochwassermarke I“, sagte der auch für die Wasserschutzpolizei zuständige Polizeisprecher Ramon van der Maat, „wurde aber noch nicht erreicht.“ Diese liegt für Duisburg bei 9,30 Meter.
„Für alle Binnenschiffer ist dies ein ganz normaler Wasserstand. Sie können wieder ohne jede Einschränkung auf dem Rhein fahren“, erklärte Jens Schwanen, der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) mit Sitz in Ruhrort. Das Niedrigwasser im November sei zwar, so Schwanen, nichts Ungewöhnliches gewesen. „Es war diesmal aber extrem niedrig und dauerte deutlich länger als sonst.“
Seit Anfang des Monats stieg der Wasserstand aber wieder kontinuierlich an: Am 7. Dezember wurde die 3-Meter-Marke geknackt, am 9. waren es über vier Meter. Und am 18. Dezember stieg der Pegel binnen 24 Stunden von 5,95 auf 7 Meter. „Ich bin jetzt seit bald 30 Jahren bei der Wasserschutzpolizei. Aber solche Extreme in so kurzer Zeit hatten wir noch nicht oft“, sagte van der Maat.
Im Bereich Bonn wurde am Montag sogar die Hochwassermarke I erreicht. Dann dürfen Binnenschiffer bei verlangsamter Fahrt nur das mittlere Drittel des Stromes als Fahrrinne nutzen. Ein Fahrverbot greift bei Hochwassermarke II ab einer Wasserhöhe von 11,30 m. „Das ist in meiner zwölfjährigen Amtszeit beim BDB genau einmal vorgekommen“, sagt Jens Schwanen.
Die Wasserschutzpolizei mahnt alle Binnenschiffer, verstärkt auf Treibgut zu achten. Erst am Montag war einem niederländischen Schiffsführer bei Bonn etwas in die Schiffsschraube seines Schubverbandes geraten, so dass er manövrierunfähig war und gegen eine Brücke prallte. Verletzt wurde niemand, der Sachschaden blieb gering.
Und wie feiern Binnenschiffer nun das bevorstehende Weihnachtsfest?. „Die meisten machen ein paar Tage Pause“, weiß BDB-Geschäftsführer Schwanen. „Doch selbst wenn sie an Heiligabend auf den Rhein schauen, werden sie immer Binnenschiffer sehen, die weiterarbeiten.“