Dortmund. Die Fan-Ausschreitungen im Fußball haben gravierende Folgen. DFB und DFL haben ein völliges Verbot der Pyrotechnik beschlossen. Zudem gründen die Verbände in Zusammenarbeit mit Polizei und Justiz “Task Force Sicherheit“.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) haben mit einem völligen Verbot der Pyrotechnik auf die jüngsten Fan-Ausschreitungen reagiert. Eine Legalisierung des kontrollierten Abbrennens von Bengalischen Feuern in den Stadien komme für den DFB und den Ligaverband nicht in Frage.
Bestätigt wird das Verbot durch ein vom DFB-Präsidium in Auftrag gegebenes unabhängiges Rechtsgutachten. Um Ausschreitungen in und um den Stadien verstärkt entgegenzutreten, streben die Verbände in Zusammenarbeit die Gründung einer "Task Force Sicherheit" an. Die Einrichtung eines solchen Gremiums soll beim Runden Tisch im Bundesinnenministerium am 14. November 2011 mit Vertretern aus Politik, Justiz, Polizei Verbänden sowie der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) vorgeschlagen werden. Dies sind die Ergebnisse eines Spitzengesprächs zwischen dem DFB und der DFL am Mittwoch in Frankfurt am Main.
Zwanziger: "Pyrotechnik hat in den Stadien nichts zu suchen"
DFB-Präsident Theo Zwanziger sagte nach der Sitzung: "Pyrotechnik hat in den Stadien nichts zu suchen, der Einsatz ist komplett ausgeschlossen, er ist illegal. Wer es macht, begeht einen Gesetzesverstoß." DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach erklärte: "Nicht nur die staatlichen Stellen und Behörden, sondern auch FIFA und UEFA untersagen den Einsatz von Pyrotechnik. Oberste Priorität hat die Verantwortung für die Sicherheit aller Zuschauer. Es ist unstrittig, dass Feuerwerkskörper eine Gefahr für Leib und Leben darstellen."
Ein Sportverband dürfe keine Pyrotechnik zulassen, dieses stehe im Widerspruch zur gültigen Gesetzeslage, sagte Zwanziger weiter. Ein Rechtsgutachten einer Bonner Anwaltskanzlei mit den Schwerpunkten Veranstaltungs- und Versammlungsstättenrecht habe diese Auffassung des DFB gestützt.
Moratorium zur Liberalisierung war "unglücklich"
Dass der DFB eine gewisse Mitschuld daran getragen hat, dass in den vergangenen Monaten eine Liberalisierung von "Bengalos" in das Gespräch kann, räumten die Sitzungsteilnehmer ein. Entstanden war der Eindruck, dass die Verbände das kontrollierte Abbrennen von Feuerwerkskörpern durch Fangruppen akzeptieren würden, im Frühjahr.
Der scheidende Sicherheitsbeauftragte des DFB, Helmut Spahn, hatte angedeutet, dass die Fangruppen das Abbrennen von "Bengalos" gestattet werden könnte. Um die Erlaubnis zu erhalten, dürften allerdings bis zum Saisonende keine unkontrollierten Zwischenfälle mehr auftreten. Es wurde sogar ein Moratorium über die Verständigung mit den Fans in dieser Problematik entworfen.
"Es hat grundsätzlich nie die Bereitschaft gegeben, die Beschränkung zu lockern. Sollte das nicht auf die Arbeitsebene durchgedrungen sein, müssen wir Kommunikationsfehler eingestehen", sagte DFL-Präsident Reinhard Rauball. Dass das Moratorium zustande gekommen sei, an das die Fangruppen ihre Hoffnungen für eine Liberalisierung knüpften "ist unglücklich", sagte Rauball.
Neben der Pyrotechnik-Problematik wurden die jüngsten Ausschreitungen am Rande von Fußallspielen thematisiert. Die neue Task Force soll in enger Zusammenarbeit mit der DFB-Kommission "Prävention und Sicherheit" konkrete Schritte für zusätzliche Sicherheit festlegen.
"Wir wollen die in vielen Bereichen bereits sehr gute und enge Zusammenarbeit mit den für Sicherheit zuständigen Stellen und Institutionen weiter intensivieren. Zielorientiert und ohne Effekthascherei, um die Situation wieder in den Griff zu bekommen", sagte Zwanziger. "Jetzt kommt es darauf an, den gemeinsamen Zielen konkrete und angemessene Taten folgen zu lassen. Wir dürfen uns nichts vormachen: Dies ist ein langer Weg", sagte Rauball.
DFB will Dresden aus Pokal ausschließen
Nach der Randale im Pokalspiel gegen Dortmund droht Dynamo Dresden eine drakonische Strafe: Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) will den Zweitligist vollständig aus dem kommenden DFB-Pokal-Wettbewerb 2012/13 ausschließen. Der Ausschuss stellte diesen Antrag beim DFB-Sportgericht und informierte den Verein.
In den Spielzeiten 2009/2010 und 2010/2011 war Dresden vom DFB jeweils sechs Mal wegen Verfehlungen seiner Fans vom DFB zu Geldstrafen verurteilt worden, in der aktuellen Saison bereits zwei Mal. Schon nach den schwerwiegenden Vorkommnissen beim Relegationsspiel in Osnabrück am 24. Mai 2011 hatte der DFB härtere Sanktionen im Falle erneuter gravierender Fehlverhalten von Dresdner Zuschauern angedroht.
Wegen der Vorkommnisse im DFB-Pokalspiel soll aber auch Borussia Dortmund bestraft werden. Dem Bundesligisten droht eine Geldbuße in Höhe von 10.000 Euro, da Dresdner Anhänger eine große Zahl an pyrotechnischen Mitteln ins Stadion mitführen konnten, wie der DFB erklärte. Die Pokal-Zweitrundenpartie in Dortmund am 25. Oktober (Borussia siegte 2:0) war wegen Randale der Dresdner Fans verspätet angepfiffen worden und stand mehrfach kurz vor dem Abbruch.
Borussia Dortmund und Dynamo Dresden haben bis Anfang kommender Woche Zeit, sich zu den Strafanträgen des Kontrollausschusses zu erklären. Danach wird das DFB-Sportgericht entscheiden. Dynamo Dresden wollte sich im Lauf des Tages zu der Angelegenheit äußeren.
Dynamo Dresden verzichtet auf Fans beim Auswärtsspiel auf St. Pauli
Als Konsequenz aus den jüngsten Ausschreitungen hatte der Verein am Montag angekündigt, auf eigene Fans beim Auswärtsspiel am 27. November auf St. Pauli zu verzichten. Zugleich forderte Dresden aber auch ein Umdenken und mehr Unterstützung vom DFB, weil der Verein oft keine Handhabe gegen randalierende Fans habe.
Der DFB und die Deutsche Fußball Liga (DFL) berieten am Mittwoch in Frankfurt am Main bei einem Spitzentreffen mit den Sicherheitsbehörden über erste Schritte gegen die zunehmenden Fanausschreitungen. (dapd)
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