Duisburg.

„LesMis“, wie Liebhaber das Musical „Les Miserables“ nur nennen, werden sie nie vergessen. Deshalb treffen sich die ehemaligen Mitarbeiter noch immer. Da die meisten Darsteller derzeit im Vorweihnachtsstress sind, fanden sich vor allem die Mitarbeiter des Vorderhauses zu dem Treffen ein. Sie schwelgten in Erinnerungen und bedauerten die düsteren Aussichten für das Theater am Marientor (TAM).

„Diese viereinhalb Jahre waren unvergleichlich. Es war nie langweilig, jeder Tag war anders“, erinnert sich Gabi Stender, die bei „Les Miserables“ im Service gearbeitet hat. „Wir waren alle überrascht, als es hieß, dass das Musical nicht mehr gezeigt werden soll.“ Gabi Stender fand später einen Job bei „Tabaluga“, „aber da war es schon nicht mehr so schön wie in Duisburg.“

Für Duisburg war es zu spät

Dabei hatte das Personal schon damals gefragt, warum nicht ein anderes Stück in der Stadt gezeigt werden könne. „Stella Entertainment“ stand auf dem Standpunkt, dass die Musicals nicht rotieren sollten. Nur wenige Jahre später wechselten die Stücke regelmäßig den Standort. Da war es für Duisburg schon zu spät.

TaM-Zukunft ist ungewiss

Mit dem „Nussknacker“ des Bolschoi-Balletts am 30. Dezember fällt der Vorhang im TaM. Die Stadt stellt ihre Mietzahlungen an das Gebag-Unternehmen DBV, dem das Gebäude übertragen wurde, ein. Das Stadtmarketing als Betreiberin nimmt die Halle aus dem Programm, das Theater-Personal wechselt in die Mercatorhalle. Und dann? Das TaM sollte eigentlich verkauft werden. Das blieb erfolglos. Andere Interessenten sind nicht in Sicht. Diskutiert, aber nicht beschlossen sind die Alternativen, das TaM ohne eine kulturelle Zweckbindung zu verkaufen oder es sogar abzureißen und das citynahe Grundstück anderweitig zu nutzen.

Anette Kowitz hatte das Glück, dass sie später von einem neuen Arbeitgeber angerufen wurde, der den Service bei Veranstaltungen im TAM übernahm. Tagsüber klärt sie Umweltbelange für die Bezirksregierung in Düsseldorf, abends schaut sie, dass der Service im Haus stimmt. „Meine Kollegen bedauern mich immer.

Ehemalige halten seit Jahren Kontakt

Aber ich verstehe den Job eher als Hobby, für das ich bezahlt werde.“ Die Foyerleiterin mag die Theateratmosphäre, auch wenn sie nur noch selten dazu kommt, sich selbst eine Produktion anzusehen. „Das kann ich nur, wenn etwa der Kleine Lord mehrfach aufgeführt wird, sonst muss ich den Einlass machen.“

All die Jahre haben die Ehemaligen von „Les Miserables“ Kontakt gehalten, wobei gerade die Künstler und anderen Kreativen in alle Himmelsrichtungen zerstreut sind. Am 30. Dezember, nach dem „Nussknacker“ schließen sich die Pforten des TAM für immer. Anette Kowitz muss Abschließen. Sie weiß jetzt schon: „Ich werde Tränen in den Augen haben.“ So wie damals, als das Ende von „LesMis“ besiegelt wurde.