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Weite Teile des Stadtbezirks bildeten noch vor 150 Jahren ein geschlossenes Waldgebiet. Welche Lebensbedingungen dieser Wald hatte, welche Funktionen er erfüllte und wie er sich unter dem Einfluss der Industrialisierung entwickelt hat, das veranschaulichte ein Vortrag von Heinz Kuhlen bei der Volkshochschule. Ein paar Tage später machte eine Waldexkursion mit Kuhlen in Großenbaum Details anschaulich.

Die Grundlagen auch für den Wald im Bezirk wurden in der Erdneuzeit, vor 65 Mio Jahren, mit dem Absinken der Kölner und Münsterschen Bucht sowie dem Auffalten des Rheinischen Schiefergebirges gelegt. Vor etwa zwei Mio Jahren sorgten drei Eiszeiten sowie die Tauperioden zwischen ihnen mit ihren großen Überflutungen für die Ausbildung der Rheinaue sowie der an sie angrenzenden Terrassenlandschaft. Jahrtausendelang angewehter Sand formierte sich etwa im Bereich des Ehinger Wäldchens oder am Heidberg zu Sanddünen.

Hauptmerkmal der Böden ist, dass die Grundwasserströme aus dem Bergischen und die Oberflächenwässer von Anger und Dickelsbach für stellenweise ausgedehnte Feuchtgebiete, Bruchgebiete, sorgen.

Am Anfang der Waldentwicklung, so führte Kuhlen aus, standen vor 13000 Jahren niedrige Kräuter und Stauden, aber auch Kiefern und Zwergbirken. Vor 8300 Jahren dominierten dann Birken, Kiefern und Haseln die Wälder, vor 5800 Jahren Eichen, Ulmen, Eschen und Linden. „Seit 1700 vor Christus befinden wir uns in Mitteleuropa in der Rotbuchenzeit“, so Kuhlen. Sie und die Eichen prägten bis heute die heimischen Wälder. Wald bricht die Windgeschwindigkeit, bindet Feuchtigkeit und spendet Sauerstoff.

Seit der Karolingerzeit, um 800 n. Chr., waren die großen Waldgebiete Königswald. Im Hoch- und Spätmittelalter wurde sein Besitz dann zwischen weltlichen und geistlichen Herren und einzelnen Dörfern aufgesplittert. Wer Rechte an der Nutzung hatte, war ein Walderbe. Das Walderbenbuch von 1550 listet die komplizierten Besitzverhältnisse auf.

Schon im Duisburger Stadtrecht von 1518, das auch für das Ratsdorf Wanheim galt, war geregelt, was im Duisburger Wald gestattet war und was nicht. „Für jeden gefällten Baum mussten zwei neue gepflanzt werden“, so Kuhlen. Für Arme galt, dass sie dort montags und freitags Holzreste auflesen durften, soviel sie tragen konnten. Feuer durfte nicht gemacht werden, die Baumrinde nicht geschält und Bienennester nicht entfernt werden. Dafür war die Baumfrucht derart reichhaltig, dass bis zu 4000 Schweine, sogar von außerhalb, aus Jülich und Nimwegen, zur Eichelmast in den Wald getrieben werden durften.

Das geschlossene Waldgebiet erstreckte sich bis zum 19. Jahrhundert vom Kultushafen im Süden Hochfelds über den Kaiserberg bis nach Mülheim-Speldorf im Osten, von dort nach Süden bis nach Kettwig und wiederum bis nach Ratingen-Lintorf, Angermund und Rahm im Westen. Ein Name wie „Am Kiekenbusch“ am Altenbrucher Damm deutet an, dass dort einmal die Waldgrenze war.

Ein Gestüt wilder Pferde hielt die Bewohner der westlich angrenzenden Feldmark jahrhundertelang in Atem. Denn die Pferde brachen oft aus dem Wald aus und hinterließen in der Landwirtschaft schwere Schäden. Zum Schutz davor mussten die Bauern Gräben ausheben und darauf Hecken pflanzen (Wildbann). „Straßennamen wie ,Landwehr’ oder „Im Heckwinkel“ sind darauf zurückzuführen“, so der Referent. 1440 ist der erste Wildförster, Johann von Heidelberg, bezeugt. Letzter Amts­walter war 1814 Graf Franz Anton von Spee. Denn bei einer letzten Pferdejagd im Dezember 1814, so berichtete Kuhlen, seien alle 260 Tiere eingefangen worden. Sämtliche Bauern hätten eine Woche lang daran mitwirken müssen. Insgesamt seien 2600 Treiber benötigt worden, um der Tiere Herr zu werden.